Neuer Ort der Kunst in der Mainzer Straße Junge Galeristin erfüllt sich einen Traum

Saarbrücken · Eileen Scherer präsentiert außergewöhnliche Kunst in der Mainzer Straße. Den Auftakt macht der Trierer Künstlers Ali Anvari.

 Am Donnerstag, 19. November, eröffnet Eileen Scherer ihre Galerie in Saarbrücken.

Am Donnerstag, 19. November, eröffnet Eileen Scherer ihre Galerie in Saarbrücken.

Foto: Frank Siegwarth

Eileen Scherer ist eine mutige junge Frau. Denn trotz Corona eröffnet sie am Donnerstag, 19. November ihre „Galerie Eileen“, eine Verkaufsgalerie für Kunst in der Mainzer Straße 67 in Saarbrücken. „Corona hat gar keine so große Rolle gespielt“, sagt sie lachend. „Ich dachte mir einfach, wenn nicht jetzt, wann dann?“ Eileen Scherer bringt alle Voraussetzungen mit, damit ihre kleine Galerie ein Erfolg wird.

Denn die gebürtige Saarbrückerin, die in St. Ingbert aufwuchs, studierte zuerst Bildwissenschaften der Künste und Germanistik an der Saarbrücker Uni, anschließend machte sie im Januar 2016 ihren Master in Kunstgeschichte. Während ihres Studiums absolvierte sie verschiedene Praktika, arbeitete in der Stadtgalerie und in der Modernen Galerie. Aber ein Praktikum ist ihr ganz besonders in Erinnerung geblieben: „Ich habe für vier Wochen in der Galerie Besch gearbeitet. Und in der Zeit habe ich nicht nur mit der Galeristin Ingeborg Besch eine Ausstellung aufgebaut und vorbereitet, nach der Eröffnung hatte ich den Schlüssel für die Galerie bekommen und durfte ganz selbstständig arbeiten. Das hat so viel Spaß gemacht“, erzählt sie begeistert. Insbesondere die Gespräche mit den Kunden über die Werke und Kurator einer eigenen Ausstellung zu sein, haben sie dabei fasziniert.

Nach dem Abschluss ihres Studiums bewarb sich Eileen Scherer erstmal in Süddeutschland  um Volontariate in Museen. „Ich kam oft weit in den Gesprächen, aber eine Stelle habe ich nicht bekommen“, sagt sie. Außerdem empfand sie ihre Ausbildung an der Universität als ausbaufähig. „Als Geisteswissenschaftler lernt man fächerübergreifend und wissenschaftlich zu arbeiten. Aber die eigentliche Berufsvorbereitung fehlt.“ Daher entschied sie sich, zuerst während des Studiums, später auch danach, sich fachfremd zu bewerben, und arbeitete zwei Jahre in Frankfurt bei einem Personaldienstleister. „Das war eine gute Zeit, aber es stand immer fest, dass ich zurückkomme“, erklärt sie.

Scherer lebt seit 2018 wieder in Saarbrücken, ist seitdem für einen Personaldienstleister tätig. Dort arbeitet sie gerne, aber die Sache mit der eigenen Galerie blieb ihr Traum. Bis zum Mai. „Da gibt es in der Mainzer Straße ein kleines Ladengeschäft, das habe ich immer im Auge gehabt.“ Als im Frühjahr das kleine Ladenlokal leer stand, renovierte es der Vermieter und hängte dort seine eigenen Kunstwerke auf. „Es war alles fertig für eine Galerie“, schwärmt sie. Da nahm sie ihren Mut zusammen und mietete die Räume für eine eigene Galerie, die „Galerie Eileen“.

„Zuerst musste ich meinen Arbeitgeber fragen, denn ich betreibe die Galerie nebenberuflich“, sagt sie. „Die Lage ist toll, in dem Umfeld fühle ich mich wohl. Ich bin ungebunden, unabhängig, und da dachte ich mir, warum nicht?“ Ein Konzept hat sie entwickelt. Scherer will Einzelausstellungen von Kunstschaffenden zeigen, die nicht aus Saarbrücken sind, die Erfahrung haben und gerne auch schon international ausgestellt haben. Außerdem sollten deren Werke eine besondere Struktur aufweisen, aus ausgefallenen Materialien bestehen und der Abstraktion zugeneigt sein. „Ich hätte gerne, die Werke wären so interessant, dass die Besucher sagen, so was habe ich noch nicht oder noch nicht oft gesehen“.

Der erste Künstler, der diese Bedingungen erfüllt, ist der Trierer Ali Anvari. Der aus dem Iran stammende Künstler wunderte sich, dass Perserteppiche hierzulande schon mal auf dem Müll landen, während sie in seiner Heimat in Handarbeit hergestellt werden. So „rettete“ er diese Teppiche und verwandelt sie in großformatige, bunte Kunstwerke, indem er viel Farbe auf die Muster der Teppiche aufträgt. So bleibt die Anmutung eines Teppichs erhalten, gleichzeitig wird daraus ein buntes, spannendes Kunstwerk. Leider kann Scherer wegen Corona die Ausstellung „Dorns & Flowers“ nicht so eröffnen, wie sie sich das wünscht – mit einer Rede und einem Glas Wein. Also wird sie am Donnerstag, 19. November, um 14 Uhr die Türen ihrer kleinen Galerie aufschließen und sich sehr freuen, die Schlüssel einer eigenen Galerie zu besitzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort