Konzert Klezmer-Hochgeschwindigkeits-Trubel mit feinen Ruhe-Oasen

Saarbrücken · Ein gefeierter Konzertabend mit dem Klarinettisten Helmut Eisel und dem Pianisten Sebastian Voltz im Saarbrücker Schloss-Festsaal.

„Grooving Klezmer“ nennt Helmut Eisel seine kleine Besetzung im Duo: Am Sonntag waren Eisel (Klarinette) und Sebastian Voltz (Klavier) nun unter dem Nenner im gut besuchten Saarbrücker Schlossfestsaal zu Gast. „Grooving Klezmer“ – ein Motto, das verpflichtet: Und tatsächlich war hier keine eigene Rhythmusgruppe vonnöten, die beiden groovten und swingten hier von den ersten Takten an, dass es eine helle Freude war – wie eine komplette Band sozusagen.

Kein ewig langes Sich-Hinein-Tasten; das Miteinander klang von Anfang an stimmig. Eisel und Voltz, die seit zehn Jahren im Duo unterwegs sind, hielten engen Blickkontakt und warfen sich die musikalischen Bälle zu. „Das Allermeiste zwischen uns beiden passiert spontan“, erzählte Eisel dem entzückten Auditorium.

Und dieser beträchtliche Improvisations-Faktor, der übrigens alle Projekte des Saarbrücker Klezmer-Könners beseelt, macht es möglich, dass man Helmut Eisel immer wieder mit Vergnügen und Spannung lauschen kann, auch zum x-ten Mal.

Puristen dürfen gerne kritisch fragen, ob Eisels Stil denn tatsächlich „authentischen Klezmer“ darstellt, falls es so was überhaupt gibt – denn Klezmer war immer schon eine Mixtur verschiedenster musikalischer Zutaten. Aber das Entscheidende von Eisels Klezmer-Note, dieser Mischung aus Klezmer, Swing, Jazz und Klassik-Elementen, ist eben jenes gerüttelt Maß an Spontaneität, das die Musik immer von Neuem frisch hält und die Formationen unter Eisels Namen aus dem Angebot in dem Genre heraushebt. So bauten Eisel und Voltz hier mit verschmitztem Lächeln etwa auch mancherlei Zitate in ihr gemeinsames Spiel ein und schienen ob solcher musikalischer Stegreif-Einfälle selbst den größten Spaß zu haben.

Ein zentrales Element der erfolgreichen Eisel-Auftritte ist außerdem seine Moderation: Mit sonorer Stimme und getragenem Ton, aber auch mit kräftigem Augenzwinkern führte der Klarinettist hier einmal mehr durchs Programm und gab mit Vorliebe Anekdoten aus dem Leben von Klezmer-Musikern zum Besten.

Derlei festigt den herzlichen Draht zu den Hörern, die in der Konzertpause denn auch zahlreich zum CD-Stand mit den Eisel-Tonträgern pilgerten. Zu hören gab’s in beiden Sets die gewohnte Mischung aus Klezmer-Standards, selbstredend in Eisel-Bearbeitungen, und Kompositionen aus der Feder des Meisters selbst: „Flitz Flitz“, „A Swinging Freilach“ oder „Trolls Freilach“ (Freilach ist ein beliebter Klezmer-Rhythmus) waren eigene Titel überschrieben, was bereits Tempo signalisierte – und da ging tatsächlich die Post ab.

Doch es gab an dem Abend auch Zartes und Getragenes: So eine feinfühlige, mit weitem Spannungsbogen aufwartende Version des US-Klassikers „My Way“. Sie fiel ebenso ein wenig aus dem Eisel-typischen Klezmer-Rahmen heraus wie auch die einzige Komposition von Sebastian Voltz in diesem instrumentalen Reigen – eine poppige, getragene Nummer namens „Nova“, die Voltz hier sehr intim solistisch vortrug.

Solche langsamen Momente mit Gänsehautgefühl waren willkommene Ruhe-Oasen inmitten des Klezmer-Hochgeschwindigkeits-Trubels mit Eisels schreiender und jubilierender Klarinette und Voltz’ pumpendem und trommelndem Piano. Begeistert erklatschten die Klezmer-Jünger im Schlossfestsaal eine Zugabe.
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