Autorinnen und Autoren in der REgion Mit Heavy Metal taucht er in seine Phantasiewelten ab

Saarbrücken · Jens-Peter Gehres hat drei dicke Fantasy-Bücher geschrieben und ist auch Autor für Fantasy-Rollenspiele. Im Brotberuf arbeitet er mit Kindern.

 Jens-Peter Gehres lebt Teile seines Lebens in der „Aetherwelt“, einem Steampunk-Universum. 

Jens-Peter Gehres lebt Teile seines Lebens in der „Aetherwelt“, einem Steampunk-Universum. 

Foto: Sebastian Dingler

Jens-Peter Gehres lebt gern in fantastischen Welten. Aber als Autor betrat er recht spät die Bühne. „Aktiv schreibe ich seit 2016“, sagt der 47-Jährige. Zuvor hat er aber schon Abenteuer für Fantasy-Rollenspiele verfasst.

Bereits als Kind habe er Kurzgeschichten geschrieben, erzählt er. Wie so viele Autoren sei er eine Leseratte gewesen, habe alles von Abenteuerromanen, Science Fiction bis zur Fantasy-Literatur verschlungen. „Zum elften Geburtstag habe ich das Buch ‚Lassie kehrt zurück‘ geschenkt bekommen. Das war so gut, dass ich immer weitergelesen habe – mit der Lampe unter der Decke. Da hat meine Mutter gemerkt, wenn der im Buch drin ist, dann ist der nicht mehr ansprechbar.“

Nach dem Abitur flüchtet Gehres aus dem Dorf – „das war für mich immer der Horror gewesen.“ Er studiert zunächst in Chemie in Saarbrücken, wechselt dann aber aus zwei Gründen zur Erziehungswissenschaft: „Ich hatte eine allergische Reaktion auf bestimmte Schwermetalle und wollte eigentlich immer etwas mit Menschen machen.“ Derzeit arbeitet er pädagogisch mit Kindern, die eine Lese-Rechtschreibschwäche haben.

Science Fiction und Fantasy – diesen Genres ist Gehres bis heute treu geblieben. Vor allem fasziniert ihn die Welt des Steampunk: In dieser Utopie herrschen Dampfmaschinen statt Benzin- oder Dieselmotoren. 2014 trifft Gehres bei der Fantasy-Messe Fark die seiner Meinung nach bedeutendste Steampunk-Autorin Deutschlands, Anja Bagus. Diese macht eine Ausschreibung zu einer Anthologie von Kurzgeschichten, die in der von ihr ausgedachten Aetherwelt spielen.

Gehres kann die renommierte Autorin von sich beeindrucken, sie motiviert ihn zu seinem, wie er sagt, „ersten“ Roman. Eigentlich hatte er zuvor schon einen geschrieben, doch den würde er heute nicht mehr veröffentlichen wollen: „Das wäre Wasser auf die Mühlen unserer Schwurblerfreunde.“ Damit meint er „solche Leute, die die Erde für eine flache Scheibe halten“. Oder die meinen, dass wir eigentlich von Außerirdischen beherrscht werden. Denn in „Das große Beben“ leben die Aliens mitten unter uns und bewahren uns vor Naturkatastrophen. Allerdings gerät ein Experiment der extraterrestrischen Bewohner außer Kontrolle und San Francisco droht, im Andreasgraben zu versinken.

Der offiziell erste Roman heißt „Aetherfeuer“ und spielt in Bagus’ Aetherwelt. Darin entführen französische Agenten ein deutsches Luftschlachtschiff mit experimentellen Aetherwaffen. Zwei Beamte mit den schönen Namen Serafine von Sachsenburg und Dagobert Degendorff machen sich auf die Mission, das Kriegsmaterial wiederzubekommen.

„Aetherfeuer“ wird ebenso wie der zweite Roman derzeit noch lektoriert. Nummer zwei ist im Genre Science Fiction beheimatet und basiert auf den Geschichten von „Reiseziel Utopia“, einem Sammelband verschiedener Autoren. Darin sucht das Volk der Proxianer einen neuen Heimatplaneten und stößt dabei auf ein uraltes Geheimnis der Menschheit.

Mit Roman drei, „Aethererwachen“, kehrt Gehres wieder zur Aetherwelt zurück. Er sei bereits fertig und sein bislang umfangreichster. Auf 780 Seiten schätzt er ihn, wenn er in den Druck kommt. Die Geschichte spielt teilweise in Ägypten, womit Gehres als erster Autor Bagus’ Aetherwelt ins Ausland verlegt. Natürlich spielt der Bau der Pyramiden darin eine große Rolle, es geht aber auch um eine Reise im Orient-Express. Und wieder sind Serafine von Sachsenburg und Dagobert Degendorff mit von der Partie.

Drei Verleger habe er an der Hand für die Bücher, sagt der Autor. Falls daraus nichts werde, würde er die Romane auch im Selbstverlag veröffentlichen. Größter Kritiker sei seine Frau Sandra, mit der er einen 15-jährigen Sohn und eine zehnjährige Tochter hat. Für eine breite Masse wolle er aber nicht schreiben – „weil man dann nicht mehr schreiben kann, wie man möchte.“

Während des kreativen Prozesses versinkt Gehres in seinen Phantasiewelten und hört dabei Progressive Metal von Bands wie Ayreon. „Ich schreibe dann sechs, sieben Stunden am Stück.“ Den Plot der Story habe er anfangs schon „zu 90 Prozent im Kopf“. So weit wie Anja Bagus, dass er vom Schreiben leben könnte, ist Gehres noch nicht. Aber das stört ihn auch nicht weiter. „Mir ist das Geld nicht so wichtig, ich will Menschen bewegen.“

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