Regionalverband Fast jedes dritte Kind gilt als arm

Saarbrücken · Der Regionalverband Saarbrücken unterstützt Familien mit geringem Einkommen im Alltag.

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD) reagiert auf die Fachtagung des Arbeitskreises Kindergesundheit des Landkreises Neunkirchen. Thema war die erneut steigende Kinder- und Jugendarmut im Land, die im Regionalverband Saarbrücken derzeit bei 31,8 Prozent liegt. „Natürlich kann ein Regionalverband, ein Landkreis oder ein örtliches Jugendamt die vorhandene Armut nicht aus der Welt schaffen, aber wir können gemeinsam den Auswirkungen insbesondere von Kinderarmut begegnen. Wir alle wissen, dass Kinderarmut mehr als nur finanzielle Not beinhaltet, sie bedeutet auch Bildungsarmut, Bildungsungerechtigkeit und geringere Teilhabe,“ erklärt Peter Gillo.

Der Regionalverband hat aufgrund seiner Zuständigkeiten mehrere Ansatzpunkte im Kampf gegen die Kinderarmut. Im Rahmen seiner Beteiligung am Jobcenter ist er mit dem Thema Existenzsicherung und Einkommensarmut beschäftigt, als Träger von weiterführenden Schulen hat er Mitverantwortung für die Bildungschancen junger Menschen und vor allem ist er Träger der Jugendhilfe in seinen zehn Städten und Gemeinden.

Die „Präventionskette“ setzt bereits mit Geburt des Kindes ein. Die frühen Hilfen sind spezialisiert auf Fragen vor und nach der Geburt und in den ersten drei Lebensjahren. Im Netzwerk sind freiberufliche Familienhebammen und Familien-Gesundheits-Kinderkrankenpflegerinnen, sozialmedizinische Assistentinnen, Kinderärztinnen und eine Sozialpädagogin mit der Arbeit betraut. Eine zentrale Koordinierungsstelle bearbeitet und verteilt die eingehenden Betreuungsfälle und sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit der beteiligten Menschen und Institutionen. Außerdem bieten die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes und des Gesundheitsamtes des Regionalverbands eine Elternberatung an sechs Standorten der Gemeinwesenprojekte in den Stadtteilen an. Seit dem 1. Juli 2017 erhalten bundesweit alle Alleinerziehenden, die die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, Unterhaltsvorschuss für das jeweilige Kind von der Geburt an bis zum 18. Lebensjahr. Zuvor wurde dieses nur über einen maximalen Zeitraum von 72 Monaten und höchstens bis zum zwölften Lebensjahr gezahlt. Heute erhalten rund 3800 Alleinerziehende im Regionalverband den Unterhaltsvorschuss.

Der Regionalverband investiert zudem weiterhin in den Ausbau von Kita- und Krippenplätzen, damit die Kinder gut betreut sind und die Eltern arbeiten können. So sind in den vergangenen fünf Jahren 530 zusätzliche Kitaplätze entstanden. Die Zahl der Kita-Ganztagsbetreuung ist im gleichen Zeitraum um fast 1700 Plätze gestiegen. Auch die Zahl der reinen Krippenplätze hat sich um 720 erhöht. „Um Kinder nicht von sozialer Teilhabe auszuschließen, übernehmen wir unter anderem die Elternbeiträge der Kitagebühren und die schulische Nachmittagsbetreuung. Dies geschieht derzeit in rund 6500 Fällen. Ein weiteres Beispiel betrifft das Essensgeld an Schulen, das der Regionalverband für fast 4600 Kinder übernimmt.“ An den Grundschulen sowie den weiterführenden Schulen im Regionalverband seien derzeit 35 Schulsozialarbeiter beschäftigt. Gillo: „Lediglich die darin inbegriffenen rund 17 Schoolworker-Stellen werden vom Land anteilig mitfinanziert. Und dies nur mit etwa 40 Prozent. Hier würde ich mir eine faire Kostenverteilung zwischen Land und Regionalverband wünschen. Denn mit ihrem präventiven Ansatz sind Schulsozialarbeiter zu einem unverzichtbaren Angebot der Jugendhilfe geworden und können bei notwendigen Hilfen die Hemmschwelle zum Jugendamt abbauen.“

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