Produkte die religösen Vorschriften entsprechen Gott und die Gummibärchen

Saarbrücken · Die Synagogengemeinde Saar führt direkt neben dem Gebetsraum einen koscheren Laden, der auch Nicht-Juden offensteht.

 In der Saarbrücker Synagoge kümmern sich Swetlana Snovedska und Kantor Benjamin Chait um ein  Lädchen für koschere Produkte.    Foto: BeckerBredel

In der Saarbrücker Synagoge kümmern sich Swetlana Snovedska und Kantor Benjamin Chait um ein  Lädchen für koschere Produkte.   Foto: BeckerBredel

Foto: BeckerBredel

Gott und die Gummibärchen, das ist so eine Sache. Zumindest, wenn man als Jude nach den Lebensmittelvorschriften leben will, die die heilgen Schriften vorgeben. Gummibärchen müssen, wie alle Speisen, koscher sein. In den meisten Gummibärchen, sagt Benjamin Chait, ist Gelantine. Und das geht nicht. Benjamin Chait ist Kantor der Synagogengemeinde Saar und weiß, dass es für viele Mitglieder seiner Gemeinde gar nicht so einfach ist, sich mit koscheren Produkten zu versorgen. Deshalb hat er den kleinen Lebensmittelladen im Erdgeschoss der Synagoge am Saarbrücker Beethovenplatz neu organisiert und dessen Sortiment erweitert. Swetlana Snovedska steht dem Kantor dabei zu Seite. Sie arbeitet im Laden und auch in der Küche ein Stockwerk höher. Dort kocht Swetlana Snovedska nicht nur für die gemeinsamen Essen in der Synagoge, sie produziert auch einige der Produkte, die zu den Rennern im Laden gehören: Brot zum Beispiel und die gefüllten Teigtaschen, die die Gemeindemitglieder für wenig Geld tiefgefroren kaufen können.

Dass die Synagogengemeinde mit den Produkten im koscheren Laden keinen Gewinn macht, ist Benjamin Chait wichtig. Man verkaufe die Produkte zum Selbstkostenpreis. Den Laden versteht er als Dienstleistung der Gemeinde für die Gläubigen. Bevor es das Lädchen in der Saarbrücker Synagoge gab, musste man nämlich ein gutes Stück fahren, um koschere Produkte zu bekommen. Vor allem Straßburg sei da eine gute Adresse. Dort gebe es mehrere gut sortierte koschere Läden.

Inzwischen hat es sich aber auch rumgesprochen, dass das Geschäft in der Saarbrücker Synagoge gut sortiert ist. Von der US-Airbase in Ramstein aus werden zum Beispiel regelmäßig Bestellungen durchgegeben. Der Laden steht jeden Freitag zwischen 10 und 13 Uhr aber auch Menschen offen, die nichts mit der Gemeinde zu tun haben. Es gebe auch einige Kunden, die kommen, ohne dass es ihnen darum geht, dass die Lebensmittel koscher sind. So seien zum Beispiel Weine aus Israel beliebt, „weil sie einfach gut schmecken“, sagt Benjamin Chaim. Auch eine bestimmte Sorte eingelegter Gurken aus Israel sei sehr beliebt.

Koscher bedeutet so viel wie geeignet, zugelassen. Das Zulassen übernehmen einige Organisationen, die darauf spezialisiert sind. Das sei ähnlich wie bei Bio-Produkten, erklärt Benjamin Chaim. Die Produkte bekommen eine Art Siegel und sind dann „unbedenklich“. Beim Wein zum Beispiel müsse sichergestellt sein, dass die Rebstöcke von denen die Trauben kommen, die ersten drei Jahre nicht abgeerntet wurden. „In den ersten drei Jahren gehören Rebstöcke, aber auch Obstbäume aus unserem Verständnis nur der Natur“, erklärt der Kantor.

Auch für die Küche gelten klare Regeln. Weil Fleisch und Milchprodukte voneinander getrennt bleiben müssen, um koscher zu sein, gibt es zwei Kühlschränke, zwei Geschirr-Ausstattungen, zwei Spülbecken. In den Regalen und in der Kühltruhe sind neben Gebäck und portionierten Teigtaschen, Fleisch, Konserven englischer, russischer, israelischer und deutscher Lebensmittelhersteller zu finden. Es gebe nicht wenige Lebensmittelproduzenten, die ihre Produkte ganz gezielt auch mit einem Siegel auszeichnen lassen, das auf die Einhaltung religiöser Vorschriften hinweist. So biete der bekannte deutsche Gummibärchen-Hersteller, dessen Bärchen im Regal des koscheren Ladens liegen, diese auch als „halal“ zertifizierte, also nach islamischem Glauben erlaubte Produkte an. Wegen der Gummibärchen muss also niemand mit seinem Gott in Konflikt geraten.

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