Baudezernent Vom Sockel an den Abgrund

Wenn ich nicht wüsste, dass das alles eine Nummer zu groß ist für die Saarbrücker SPD, könnte ich fast an eine geschickt eingefädelte Falle glauben, in die die Sozialdemokraten den christdemokratischen Oberbürgermeister in Sachen Baudezernenten-Wahl gelockt haben.

 Martin Rolshausen

Martin Rolshausen

Foto: SZ/Robby Lorenz

Diese Woche haben sich in der an Vertiefungen nicht armen Saarbrücker Kommunalpolitik Abgründe aufgetan. An einem dieser Abgründe steht der Mann, der neuer Baudezernent werden will: Martin Welker, zurzeit Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft GIU und Ludwigspark-Manager.  An einem anderen Abgrund steht Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU).

Welkers Abgrund tat sich dort auf, wo man bisher einen Sockel wähnte. Den Sockel auf den unter anderem der Oberbürgermeister den Mann gestellt hat, der er es geschafft hatte, dem FCS sein erstes Spiel in der neuen Liga im Ludwigspark zu ermöglichen, weil er das Ludwigspark-Sanierungsdebakel zu einem guten Ende geführt hat. Nach den Lobeshymnen hagelte es diese Woche Vorwürfe. Firmen, die am Bau des Stadions beteilgt sind, forderten nicht gezahlte Rechnungsbeträge in Millionenhöhe und warfen dem Stadion-Manager unkollegiales Verhalten vor. Der Umgangston des Mannes sei recht rüde. Dann wurde bekannt, dass das Oberlandesgericht Welker gerügt hat, weil er als GIU-Bevollmächtigter bei einer Großbaustelle am Eurobahnhof auftrat und angeblich zeitgleich anwaltlich auch eine im Vergabeverfahren beteiligte Firma beraten hat. Und zuletzt hat die Architektenkammer deutlich gemacht, was sie von einem Baudezernten Welker halten würde: nichts.

Der Oberbürgermeister, der Welker zur Kandidatur für den Dezernentenposten aufgefordert hat, gibt sich unbeeindruckt. Vor einem Abgrund steht er trotzdem. Sollte ihm der Kandidat Welter abhanden kommen, weil die Vorwürfe sich erhärten, seine Partei oder die Koalitionspartner von Grünen und FDP die Notbremse ziehen, dann wäre das peinlich. Noch peinlicher und womöglich teuer für die Stadt wäre es, wenn Welker am 5. November vom Stadtrat gewählt wird und danach vor Gericht klar wird, dass die Vorwürfe mehr waren als Dreck, den wütende Leute aus der Baubranche geworfen haben. Was den Abgrund noch tiefer macht: Conradt hat Welker eilig vor Ablauf der Bewerbunsgfrist als seinen Kandidaten ins Rennen  geschickt, weil er hat läuten hören, dass die SPD Welker nominieren will.  Dem wollte er zuvorkommen. Die SPD hat also den CDU-Mann an den politischen  Abgrund geschoben, aus Versehen vermutlich.

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