Passage-Kino wird zum Theater Hier kann das Theater ins Kino gehen

Saarbrücken · Geht eine Tür zu, öffnet sich woanders eine neue. Diese alte Weisheit bewahrheitet sich gerade in Saarbrücken. Während das Theater Leidinger zum Jahresende schließt, eröffnen sich in den Saarbrücker City-Kinos ganz neue Möglichkeiten.

 Andrea Lauer, Geschäftsführerin der Saarfilm Theaterbetriebe GmbH, im Passage-Kino.

Andrea Lauer, Geschäftsführerin der Saarfilm Theaterbetriebe GmbH, im Passage-Kino.

Foto: Iris Maria Maurer

Kommt man die breite Treppe im Passage-Kino hoch, wird man von einem riesigen Modell für Walt Disneys neuen „Nussknacker“-Film empfangen. Gleich nebenan lockt grün und gewohnt übellaunig der „Grinch“. Und dann auf einmal: „Das Homburger Frauenkabarett – Neues aus dem Spätmittelalter“. Ein Plakat, das man hier nicht unbedingt erwartet. Zumindest noch nicht.

Es ist etwas unerhört Neues, was gerade in den Saarbrücker City-Kinos passiert. Der alte Begriff vom Filmtheater wird hier ganz frisch gedacht. „Wieso sollen wir nur Filme auf der Leinwand zeigen?“, sagt Andrea Lauer im Gespräch mit der SZ. „Wir haben Säle, wir haben Bühnen“. Schon länger liebäugelte die Geschäftsführerin der Saarfilm GmbH mit der Idee, ihre Kinos auch für Live-Veranstaltungen zu öffnen. Dann las sie in unserer Zeitung davon, dass das Theater Leidinger in der Mainzer Straße zum Jahresende schließen muss. Ein herber Verlust für die Kleinkunst-Szene. Und für Andrea Lauer der letzte Kick.

Das Leidinger war jahrzehntelang auch Stamm-Spielort des außerordentlich beliebten Homburger Frauenkabaretts. Die waren jetzt heimatlos. Über ein paar saarländische Zufälle und Umwege (man kennt jemanden, der jemand kennt) kam Lauer mit den Damen in Kontakt – und machte gleich Nägel mit Köpfen. Drei Termine im großen Saal der PK-Kinos wurden vereinbart. Durchaus kühn. Denn im Leidinger gab es etwa 80 Plätze, im PK1 sind es 250.

Und Andrea Lauer investierte auch sogleich. Es wurde ein Mischpult angeschafft und Licht- und Tontechnik installiert. Der glückliche Umstand, dass einer der Saarfilm-Mitarbeiter ausgebildeter Tontechniker ist, erleichterte die Sache beträchtlich. Es wurden Flyer gedruckt und Plakate aufgestellt. Nachdem das Ganze auch noch in der Zeitung stand, lief es richtig gut. Zum ersten Termin war der Saal gut gefüllt „und für die beiden anderen Auftritte haben wir jetzt schon jeweils über 100 Karten verkauft“, freut sich Lauer.

Die Premiere vor ein paar Tagen war ein großer Erfolg. Und eine nervliche Zerreißprobe für die Chefin. „Ich war nervöser als alle anderen“, lacht Andrea Lauer. „Ich konnte erst gar nicht in den Saal, hab nur gedacht: Wenn jetzt was schiefgeht.“ Aber es ging, abgesehen von einer kurzen Mikrofon-Panne, alles prima. Es gab viel Applaus für die Kabarettistinnen. Und die Zuschauerinnen und Zuschauer hätten sich auch gefreut über die, dank ansteigender Sitzreihen, gute Sicht, erzählt Lauer.

Und so beginnen die Saarbrücker City-Kinos eine neue Ära. Denn bei dem einmaligen Gastspiel soll es nicht bleiben. „Ich will jetzt mit dem Kulturamt reden und Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern aufnehmen“. Denn die Saarfilm-Kinos könnten in Saarbrücken durchaus eine Lücke füllen. In den PK-Kinos gibt es den kleinen Saal mit 126 Plätzen und den großen mit 250 Plätzen. Genau die Zwischengrößen, die im hiesigen Betrieb fehlen.

„Auch in den UT-Kinos sind Veranstaltungen möglich“, sagt Andrea Lauer. Gerade wurde das UT1 komplett renoviert, der Umbau des UT 3 ist in der Planung. Man müsse jeweils mit den Künstlerinnen und Künstlern schauen, welcher Raum, welche Bühne geeignet wäre.

Wie der finanzielle Teil der Angelegenheit geregelt wird, soll ebenfalls von Fall zu Fall entschieden werden. „Das muss man abhängig machen davon, was möglich ist“. Feste Saalmieten könne man ebenso vereinbaren wie eine Beteiligung an den Einnahmen.

Andrea Lauer spekuliert dabei nicht aufs große Geld, sagt sie. Das Ganze sei vielmehr eine Herzensangelegenheit:. „Wir heißen ja schließlich mit vollem Namen Saarfilm Theaterbetriebe“. Und so werden demnächst womöglich öfter Filmfiguren ihre Bühne mit Künstlerinnen und Künstlern aus Fleisch und Blut teilen.

Das Homburger Frauenkabarett tritt noch zweimal im Passage-Kino in der Bahnhofstraße auf: am 23. und 24. November, jeweils um 19.30 Uhr. Karten zu 19 Euro an den Kinokassen von Passage- und UT-Kino, Tel. (06 81) 3 39 39 bzw. (06 81) 3 24 24, über Internet: www.citykinos.de und www.saarfilm.de

Wer sich für einen Auftritt im Filmtheater interessiert: Kontakt zur Saarfilm Theaterbetriebe GmbH über Tel. (06 81) 75 20 41.

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