Tage der Bildenden Kunst in und um Saarbrücken Wo Schleifpaste und Kunstwerke sich treffen

Saarbrücken · Bei den Tagen der bildenden Kunst gab es am Wochenende auch außergewöhnliche Ausstellungsorte zu entdecken.

 In der Kultgießerei in Dudweiler wurde liebevoll darauf geachtet, dass die Kunst und das rustikal-handwerkliche Ambiente sich gegenseitig ergänzen. Hier sind Fotoarbeiten von Patrick Hartz zu sehen. 

In der Kultgießerei in Dudweiler wurde liebevoll darauf geachtet, dass die Kunst und das rustikal-handwerkliche Ambiente sich gegenseitig ergänzen. Hier sind Fotoarbeiten von Patrick Hartz zu sehen. 

Foto: Krämer/Kerstin Krämer

An den Tagen der bildenden Kunst öffnen auf Einladung der Landeshauptstadt nicht nur Ateliers und Galerien ihre Pforten. An diesem Wochenende gab es bei der 19. Ausgabe erneut ungewöhnliche Ausstellungs-Orte zu entdecken, die mindestens so spannend sind wie die Kunstwerke selbst: die Alte Grube Velsen in Klarenthal, die Wintringer Kapelle in Kleinblittersdorf, das Autohaus Kappel in Schafbrücke. Oder die ehemalige Eisengießerei Schulde in Dudweiler.

Unter dem Label „Kultgießerei“ bietet dort ein ehrenamtlicher Verein sowohl dem Handwerk als auch der Kreativbranche ein Zuhause, das sich zu einem visionären Kulturzentrum mausern will. Wer das 12000 Quadratmeter große Areal betritt, fühlt sich augenblicklich an die Handwerkergasse des Weltkulturerbes Völklinger Hütte erinnert: postindustrielle Romantik pur.

Tatsächlich sei die 2002 geschlossene Gießerei noch älter, erzählt am Samstag der Architekt und Eigentümervertreter Thomas Schumann: Die Firma wurde 1855 gegründet. Ausstellungen und Konzerte finden hier bereits statt. In Zukunft soll es außerdem Theater und Kabarett geben, hofft Schumanns Projektpartner Herwig Peifer – er ist Kfz-Meister und sitzt ebenfalls im Vereinsvorstand.

Neben Selbstständigen diverser Branchen sind hier auch Bildende Künstler ansässig: Dorothee Brünnette, Simone Post, Barbara Wuttke (Malerei) und Petra Leidinger (Objekte, Skulpuren) teilen sich ein Gemeinschaftsatelier, nebenan hat sich der Fotograf Jürgen Isberner eingerichtet.

Doch in diesem Jahr ermöglichte es die Kultgießerei erstmals auch Künstlern ohne eigenes Atelier, ihre Werke in einer Sonderwerkstatt auszustellen. Beim Aufbau wurde liebevoll darauf geachtet, dass die ausgestellten Objekte die Umgebung nicht dominieren, sondern deren Authentizität respektieren und sich einfügen – ein gelungenes Beispiel, wie sich technisches Schaffen und Kulturschaffen gegenseitig bereichern. Da lugen im lang gestreckten ehemaligen Putzhaus kleine Pappmaschee-Schweinsköpfe von Vio Trinkaus aus der Wand, daneben gewähren Fotografien von Patrick Hartz faszinierende Einblicke in so genannte „Lost Places“ – verlassene Orte, deren Verfall ein anrührendes Zeugnis ablegt von früherem Leben. Beeindruckend auch die szenisch inszenierte Fotografie Dieter Schumanns; Friedhelm Chlopek zeigt seine Arbeiten im Oldtimer-Café gegenüber.

Während die Kultgießerei ihre Ateliers offiziell erst am Sonntag öffnete, herrscht bei Auto Kappel bereits am Samstag geselliges Treiben: Mit Crémant und Laugengebäck flaniert man durch die stattliche Werkstatt, wo die Kunst auf, in oder neben mehr oder weniger restaurierten Oldtimern residiert: Gemälde, ganz verschieden in Stilistik und Format, die es sich auf einer göttlichen Citroën „Déesse“, einer Ente oder einem schnuckeligen alten Volvo gemütlich gemacht haben – flankiert von Hebebühnen, Kompressoren und Autoreifen, eingerahmt von Schleifpasten und Grundiersprays.

In diesem ebenso rustikalen wie pittoresken Ambiente, das Firmeneigner Wolfgang Diener unentgeltlich zur Verfügung stellt, präsentiert sich seit rund sieben Jahren die Ateliergemeinschaft „Mal zehn“. Die zehn Künstlerinnen haben sich in der Malschule von Tina Stein in der Nauwieser 19 gefunden.

 In der Werkstatt des Autohauses Kappel kamen Kunstfreunde und Oldtimer-Fans gleichermaßen auf ihre Kosten.

In der Werkstatt des Autohauses Kappel kamen Kunstfreunde und Oldtimer-Fans gleichermaßen auf ihre Kosten.

Foto: Krämer/Kerstin Krämer

Eine von ihnen ist Vera Loos. „Autos und Kunst sind eine gute Kombination“, meint sie: „Häufig kommen Frauen zur Ausstellung und haben ihre Männer im Schlepptau. Die begeistern sich dann für die Oldtimer.“ Ein Synergieeffekt, von dem alle profitierten. Wie alljährlich rechnen Loos und ihre Kolleginnen Susanne Cremer und Dorothee Trenz mit stolzen 200 bis 300 Besuchern. Erfahrungsgemäß, berichten die drei Damen, seien sogar regelrechte Kulturtouristen unterwegs, die nonstop zig Ateliers abklapperten. Darunter übrigens nicht nur „Sehleute“: Am Samstagnachmittag hatte „Mal zehn“ schon einige Bilder verkauft.

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