Interview „Saarbrücken ist Teil meines Universums“

Saarbrücken · Der katalanische Illustrator reist jedes Jahr aus Barcelona an, um Teil der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse zu sein.

 Das neue Bilderbuch von Ignasi Blanch ist die Illustration eines Gedichtes des katalanischen Dichters Gerard Vergés.

Das neue Bilderbuch von Ignasi Blanch ist die Illustration eines Gedichtes des katalanischen Dichters Gerard Vergés.

Foto: Ignasi Blanch

Ohne ihn wäre die Europäische Kinder- und Jugendmesse nicht die selbe. Fast von Anfang an reist der katalanische Künstler Ignasi Blanch alljährlich aus Barcelona nach Saarbrücken und ist Teil der Buchmesse. Er gibt Workshops, stellt seine Bücher vor und bringt auch öfter seine Kunst-Studenten mit. Wer jemals auf der Messe war, hat wahrscheinlich irgendwann den freundlichen Mann mit dem Strubbel-Pony getroffen. Gerade hat er wieder ein neues Buch gemacht. Und er arbeitet sogar mit Pop-Legende Oliva Newton-John (Grease) zusammen.

Lieber Ignasi Blanch. Bei uns zuhause hängt eine kleine Skizze, die Sie mal bei der Kinder- und Jugendbuchmesse gezeichnet und verschenkt haben. Damals machten Sie sich einen Spaß daraus, manche Kinder, die an Ihren Stand kamen, mit schnellem Strich zu porträtieren. Das ist über zehn Jahre her – und schon damals war die Buchmesse ohne Sie undenkbar. Sie sind fast von Anfang an dabei. Wie kommt es zu dieser Freundschaft?

Ignasi Blanch: Schön, dass Sie meine Zeichnung aufgehoben haben. Das freut mich sehr. Ich mag es wirklich, Live-Bilder für Kinder zu zeichnen. Die Initiative, die mich nach Saarbrücken brachte, kam 2001 von der spanischen Botschaft in Berlin. Ich kam damals mit meinem Freund, dem Schriftsteller Àngel Burgas. Seitdem bin ich jedes Jahr gekommen, und ich habe gesehen, wie die Buchmesse gewachsen ist. Mit Yvonne Rech und später mit Astrid Rech, den Direktorinnen der Buchmesse, zu arbeiten, hat mich sehr bereichert. Ich habe viel gelernt.

Barcelona liegt ja nicht eben um die Ecke. Was ist Ihnen an unserer Buchmesse so wichtig, dass Sie Jahr für Jahr die weite Reise auf sich nehmen?

Ignasi Blanch: Ich glaube, dass wir uns im Leben unsere Lebenswelten erschaffen, unser persönliches Universum generieren. Saarbrücken ist Teil meines Universums geworden, und die Buchmesse ist auch ein Teil meines Lebens. Ich lebe zwar in Barcelona, aber ich bin Jahr für Jahr in Saarbrücken, habe hier gute Freunde und lerne immer wieder neue Bücher und Autoren kennen. Ich konnte mich hier mit Größen wie Roberto Innocenti oder Ivan Gantschev anfreunden und Ideen austauschen. Die Buchmesse gefällt mir sehr gut, und ich freue mich, mitmachen und unterstützen zu können.

Gerade ist ein neues Bilderbuch von Ihnen erschienen, „El Riu“ (Der Fluss). Darin illustrieren Sie – mit wundervollen Bildern, nebenbei bemerkt – ein Gedicht des katalanischen Autors Gerard Vergés. Worum geht es?

Ignasi Blanch: Ich freue mich sehr, eines der bekanntesten Gedichte von Gerard Vergés illustriert zu haben. Gerard Vergés war ein Doktor der Pharmazie, Universitätsprofessor, Dichter und Essayist. Er wurde in Südkatalonien, in Tortosa, geboren – und ich komme aus einer Stadt gleich daneben, aus Roquetes. Sein Gedicht und damit auch mein Bilderbuch erzählt vom Lauf des Lebens, symbolisiert an einem Fluss.

Wer Ihnen auf Facebook folgt, kann immer wieder Bilder von Ihnen und der legendären Sängerin Olivia Newton-John entdecken. Sie sind ein großer Fan, habe ich gehört. Und jetzt haben Sie mit ihr zusammengearbeitet. Was war der Anlass? Und wie war es?

Ignasi Blanch: Ja, ich habe gerade ein Buch mit Olivia Newton-John gemacht. Aber ich halte mich nicht für einen typischen Fan. Ein Fan sammelt Erinnerungen, Fotos, Unterschriften, Konzertkarten. Sowas habe ich nie getan. Aber ich hatte das Glück, mit ihr zu arbeiten.

Wie kam es dazu?

Ignasi Blanch: Ich war 2009 in Berlin, um den 20. Jahrestag des Mauerfalls zu feiern. Ich habe damals am internationalen East Side Gallery-Projekt an der Mauer teilgenommen – mein Gemälde ist übrigens dort immer noch zu sehen. Olivia war mit ihrem Mann in Berlin, und ich schenkte ihr mein illustriertes Buch „Alice im Wunderland“. Sie hat mir dann nach Barcelona geschrieben und sich bedankt. So kamen wir in Kontakt. Seither haben wir uns in Birmingham, London und kürzlich in Barcelona getroffen, wo sie mich privat besucht hat. Wir haben unser gemeinsames „Liv on“-Projekt gefeiert, ein CD-Buch, für das ich Illustrationen gemacht habe. Eines der speziellsten Projekte, die ich je gelebt habe!

Sie haben viele wunderbare Bücher illustriert, sind wie schon erwähnt sogar auf der Berliner East Side Gallery vertreten. Trotzdem gibt es keines Ihrer Bücher auf Deutsch. Woran liegt das?

Ignasi Blanch: Deutschland hat selbst viele gute Illustratoren, und es ist nicht leicht, in einem anderen Land zu bearbeiten. Vielleicht habe ich mich aber auch nicht genug darum bemüht, wer weiß. . . Ich bin aber sicher, dass es eines Tages ein illustriertes Buch von mir in Deutschland geben wird.

 Ignasi Blanch an seinem Stück der Berliner Mauer. Er hat einen Teil der East Side Gallery gestaltet.

Ignasi Blanch an seinem Stück der Berliner Mauer. Er hat einen Teil der East Side Gallery gestaltet.

Foto: Ignasi Blanch/Ignasi blanch
 Ignasi Blanch ist schon länger mit Olivia Newton-John befreundet und hat mit ihr das Buch „Liv on“ gemacht.

Ignasi Blanch ist schon länger mit Olivia Newton-John befreundet und hat mit ihr das Buch „Liv on“ gemacht.

Foto: Blanch

Was und wen bringen Sie dieses Jahr mit nach Saarbrücken? Reisen Sie wieder mit jungen Leuten der Kunstschule Barcelona an?

Ignasi Blanch: Ich freue mich sehr, auch mit dem neuen Messeleiter, Igor Holland-Moritz, zusammenzuarbeiten. Ich komme mit einigen jungen Illustratorinnen und Illustratoren aus Barcelona, Absolventen meiner Klassen. Jan Barceló, Raúl Vélez, Anna Aparicio, Ferran Orta und Martí Alcon. Sie sind ein interessantes Team und helfen mir oft bei meinem anderen Projekt „Krankenhäuser mit Farbe menschlich machen“ (Humanizing Hospitals with Color), das ich 2005 gestartet habe. Ich bin mir sicher, dass die Buchmesse auch in diesem Jahr ein wichtiges Ereignis in der Stadt sein wird, und ich bin froh, wieder dabei zu sein.

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