Was macht eigentlich... Rudolf Schasching „Ich war ein lauter lyrischer Tenor“

Saarbrücken · Er war einer der ganz großen Sänger, die das Staatstheater hatte. Nach vielen Erfolgen auch auf internationalen Bühnen hat Rudolf Schasching das Singen heute aber aufgegeben.

 Ein früher Schasching. 1985 entstand dieses Foto mit Sophia Bart, Hiroko Nishida und Otto Daubner in der Oper ,,Hans Sachs“.

Ein früher Schasching. 1985 entstand dieses Foto mit Sophia Bart, Hiroko Nishida und Otto Daubner in der Oper ,,Hans Sachs“.

Foto: Julius C. Schmidt

Dem Opern-Publikum des Saarländischen Staatstheaters ist Rudolf Schasching wohl unvergessen. Die Presse feierte ihn als „klangschönen Tenor, dessen Stimme durch Kraft und Schmelz trägt“, der „dem Publikum jedes Mal etlichen Zusatz-Applaus entlockte“.

Fast zwanzig Jahre war er eine der prägenden Stimmen hier, zuerst als lyrischer Tenor, dann als jugendlicher Heldentenor und schließlich als Charaktertenor. Dazu wurde er mehrfach ausgezeichnet, er wurde zum Kammersänger des Saarlandes ernannt und erhielt die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich.

Denn von dort stammt Rudolf Schasching, er wurde in Engelhartszell geboren. Bereits in der Grundschule hat sich seine Begabung abgezeichnet. „Meine Mutter erzählte immer: ,Wenn andere ein Gedicht aufgesagt haben, hast du gesungen’“, erinnert sich Rudolf Schasching schmunzelnd bei einem Treffen in einem Saarbrücker Café.

Auch dem örtlichen Pfarrer fiel die schöne Stimme des Jungen auf, und er empfahl ihn für die Sängerknaben des Klosters St. Florian, in der Nähe von Linz.

„Das war eine unglaublich intensive Ausbildung“, erzählt Schasching. „Von dieser Ausbildung habe ich auch später noch profitiert.“ Zu der Ausbildung gehörte auch, jeden Morgen um 6.30 Uhr in der Frühe eine Choralmesse zu singen. „Dafür haben wir das Blattsingen endlos oft geübt“.

Vier Jahre blieb Rudolf Schasching im Internat, dann wechselte er auf ein Gymnasium in Linz. „Nach dem Abitur 1977 habe ich in Wien zuerst das Instrument Tuba studiert. Ich hatte irgendwie die Lust am Singen verloren“, erzählt er weiter. Aber dann stand ein Konzert an mit vierzehn Tuben – und einem Sänger. Und das war er.

Danach riet ihm sein Professor, doch unbedingt Gesang zu studieren. So kam er zu Hilde Rössel-Majdan, und dort zeigte sich schnell, dass er ein ganz außergewöhnliches Talent besaß. Rudolf Schasching übersprang zwei Jahre und sang bereits während des Studiums kleinere Rollen an der Wiener Kammeroper. „Da hat sich das viele Üben bei den Sängerknaben ausgezahlt“, sagt er und lacht.

Mit dem Diplom in der Tasche bewarb er sich 1983 bei verschiedenen Häusern und kam zum Vorsingen neben seiner Heimat Linz auch nach Wuppertal und Saarbrücken. „Ich konnte mir das Haus danach aussuchen, und ich entschied mich für Saarbrücken“, erzählt er weiter. „Mir wurden schöne Opern zugesagt, wie der Freischütz, die Fledermaus oder die Zauberflöte. Es war eine gute Mischung“, erklärt er seine Wahl.

Im Frühjahr 1983 zog er daher nach Saarbrücken, kurze Zeit später folgte seine Frau mit dem ersten Kind. Bis heute lebt die Familie hier, Saarbrücken wurde zur zweiten Heimat. Und Rudolf Schaschings Stimme bezauberte das hiesige Publikum für fast zwanzig Jahre.

„Meine Stimme ist recht weich, es ist nicht die typische Wagner-Stimme“, erklärt er. Und dann nennt er sich selbst einen „lauten lyrischen Tenor“ und lacht.

Ab den 1990er-Jahren unternimmt Rudolf Schasching vermehrt Gastspiele, anfangs springt er bei Erkrankungen ein, aber dann erkennt man sein Talent auch international. „Auf einer Gastspielreise nach Japan, wo Claudio Abbado der Dirigent war, bin ich bereits bei der ersten Probe für den eigentlichen Sänger eingesprungen. Claudio Abbado sagte mir dann später, es habe ihm gut gefallen. Und er hat mich für meine ersten großen Gastspiele nach Wien an die Staatsoper geholt“.

Es folgen Engagements in Paris, Amsterdam, Tokio, Barcelona, Salzburg, Bregenz. „Um die Freiräume für die Gastspiele zu haben, habe ich in Saarbrücken weniger Produktionen gesungen“, erklärt er. So konnte Rudolf Schasching seit Mitte der 1990er-Jahre auch international große Erfolge feiern. Und in Zürich, einem der renommiertesten Opernhäuser Europas, erhielt er Ende der 1990er-Jahre ebenfalls einen festen Vertrag.

Fünf Jahre lang pendelte Rudolf Schasching zwischen Zürich und Saarbrücken hin und her, dann wurde es zu viel. „Schweren Herzens habe ich mich dann entschieden, meinen Vertrag in Saarbrücken aufzulösen“, erklärt er.

In Zürich stand er weiterhin erfolgreich auf der Bühne, arbeitete sehr intensiv mit Nikolaus Harnoncourt zusammen, bis er im Jahr 2011 gesundheitliche Probleme bekam.

Zuerst war seine Kur die Bühne, aber im Jahr 2014 merkte er, dass bei einer Vorstellung der Körper nicht mehr mitmachte. „Da habe ich zum ersten Mal auf einer Bühne geschummelt“, erzählt er. Kleinere Rollen folgten noch, aber im Mai 2016, nach einem Auftritt im Festspielhaus Baden-Baden, sagte er sich: „Jetzt ist Schluss. Das war eine Bauchentscheidung. Aber sie war richtig“.

 20 Jahre her: Rudolf Schasching (vorne) sang den Max in Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ in der Regie von Christian Pöppelreiter.

20 Jahre her: Rudolf Schasching (vorne) sang den Max in Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ in der Regie von Christian Pöppelreiter.

Foto: stöss
 Unvergessen: Rudolf Schasching war ein grandioser Siegfried im Saarbrücker „Ring“ von 1990 – hier mit Ingrid Haubold als Brünnhilde.

Unvergessen: Rudolf Schasching war ein grandioser Siegfried im Saarbrücker „Ring“ von 1990 – hier mit Ingrid Haubold als Brünnhilde.

Foto: Julius C. Schmidt
 Mords-König und Mords-Ritter 1993: Rudolf Schasching mit dem Sänger-Kollegen Rupprecht Braun (li.) in ,,Ritter Blaubart“.

Mords-König und Mords-Ritter 1993: Rudolf Schasching mit dem Sänger-Kollegen Rupprecht Braun (li.) in ,,Ritter Blaubart“.

Foto: Uwe Merkel
 Zufrieden auch ohne die große Bühne: Der frischgebackene Großvater Rudolf Schasching beim SZ-Gespräch im Saarbrücker Kulturcafé.

Zufrieden auch ohne die große Bühne: Der frischgebackene Großvater Rudolf Schasching beim SZ-Gespräch im Saarbrücker Kulturcafé.

Foto: Iris Maria Maurer

Und heute? „Ich engagiere mich viel in der Freien Christengemeinde, und ab und zu singe ich dort natürlich auch.“
Außerdem ist der dreifache Vater zum ersten Mal Großvater geworden. „Ich bin glücklich und dankbar für meine Karriere. Aber mein Leben ist auch ohne Bühne erfüllend“, sagt er und lächelt zufrieden.

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