Hospize Hospize lassen keinen beim Sterben allein

Saarbrücken · Haupt- und Ehrenamtliche sind für Schwerstkranke da, wenn andere lieber wegschauen.

 Sie kann gut zuhören, trösten und herzhaft mitlachen, wenn dem Gegenüber danach zumute ist: Ute Seibert, die Leiterin des stationären Paul Marien Hospizes, im Gespräch mit einer Bewohnerin.

Sie kann gut zuhören, trösten und herzhaft mitlachen, wenn dem Gegenüber danach zumute ist: Ute Seibert, die Leiterin des stationären Paul Marien Hospizes, im Gespräch mit einer Bewohnerin.

Foto: Iris Maurer

14. Oktober, Welthospiztag. Einer von so vielen Gedenkterminen, die an Fördernswertes erinnern sollen. Wirklich wichtig in Saarbrücken sind aber am Ende eines Lebens zwei Adressen und die Menschen dahinter. Alt-Saarbrücken, Eisenbahnstraße 18: Sitz des ambulanten St. Jakobus Hospizes. Und St. Johann, Großherzog-Friedrich-Straße 44, Heimat des stationären Paul Marien Hospizes. Dort oder von dort aus gibt es Hilfe für Schwerstkranke, für Sterbende, für deren Familien und Freunde. Das sind zwei Häuser mit zwei Konzepten und doch vielen Gemeinsamkeiten. Die betonen sie nicht nur an diesem Welthospiztag. Sondern immer, sobald es um Pflege am Lebensende geht. Dann, wenn Heilung nicht mehr zu erwarten, Linderung alles ist.

Von beiden Häusern ist die Innenstadt nicht weit mit ihrer Hektik, die so gar keinen Platz lässt für den letzten Abschnitt des Lebens. Für das Sterben und die Menschen, denen es bevorsteht. Bald. Und nicht mehr zu verdrängen.

Paul Herrlein, Geschäftsführer des ambulanten St. Jakobus Hospizes, leitet eine Einrichtung mit 90 Angestellten und 180 ehrenamtlichen Hospizhelfern. Diese Arbeit ist auf mehrere Standorte verteilt. Vom Saarbrücker Haus aus versorgen die Leute von St. Jakobus Saarbrücken und weitere Teile des Regionalverbandes. Das zugehörige kleinere Hospiz St. Michael in Völklingen ist für die Mittelstadt, den Warndt und das Köllertal zuständig. Der in Neunkirchen ansässige Kinderhospizdienst betreut sogar saarlandweit Jungen, Mädchen und ihre Familien.

Da ist zum einen der Hospizdienst selbst als vielfältige Unterstützung der Betroffenen. In der umfangreichen palliativen Beratung geht es um alles, was Betroffenen den Alltag erleichtert. „Da sind unsere Mitarbeiter Ansprechpartner bei allen Fragen.“ Zu tun ist viel vom Lotsen durchs deutsche Antragsdickicht bis zum Trost, wenn die Psyche ans Limit kommt. Die Hospizhelfer stehen in der Region ständig um die 100 Erwachsenen und deren Angehörigen bei. Hinzu kommt die landesweite Betreuung von rund 170 Familien mit schwer kranken Kindern.

Genauso wichtig ist die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Diese Teams aus Ärzten und Pflegepersonal kümmern sich um alles Medizinische. Gegen Schmerzen, Erbrechen und Erschöpfung ist eine symptomlindernde Heilkunde, die Palliativmedizin, gefragt, sobald Therapien nicht mehr weiterhelfen. Ständig sind rund 90 Erwachsene und 15 bis 20 Kinder auf die SAPV-Betreuung aus dem St. Jakobus Hospiz angewiesen. Die ambulanten Helfer müssen also einiges im Blick behalten. Herrlein: „Vieles beeinflusst die Versorgung zu Hause. Da sind die zahlreichen Leistungserbringer, mit denen Kontakt zu halten ist. Und die Kommunikation der SAPV-Teams mit den Hausärzten muss klappen.“ Herrlein spricht ein weiteres Problem an. „Jeder mit einer schweren Krankheit sollte sich früh über Hilfsangebote informieren und nicht erst, wenn die Situation eskaliert.“

Eine Patientenverfügung helfe, sich und dem Umfeld klar zu machen, was noch gewollt ist und was nicht. Jeder müsse sich erkundigen, was ambulante und was stationäre Hospize leisten. „Es gibt viel Unwissenheit in der Bevölkerung darüber, was wir können.“

Dem stimmt eine Frau auf der anderen Seite der Saar zu, Ute Seibert, die Leiterin des stationären Paul-Marien-Hospizes. „Die meisten Menschen wollen zu Hause sterben, aber bei wenigen ist das dann auch tatsächlich der Fall.“ Alleinstehende und Patienten, deren Angehörige eine 24-Stunden-Pflege einfach nicht mehr schaffen, seien froh, dass es ein stationäres Hospiz gibt. Verwandte und Freunde sind Seibert zufolge oft erleichtert, sobald sie die Last nicht mehr allein tragen müssen. „Wir begleiten Angehörige nicht nur einfach mit, sondern wenden 60 Prozent unserer Zeit für sie auf. Das Antragswesen machen wir von hier aus ja auch noch.“ Allein damit sei schon eine Mitarbeiterin aus dem 16-köpfigen Hauptamtlichen-Team vollauf beschäftigt. Weil eben nicht alle Menschen im Paul Marien Hospiz sterben, habe das Haus vieles zu regeln – nicht zuletzt mit der ambulanten Seite. „Es gibt ja Bewohner, die nach Hause wollen und können, sobald dort alles für sie vorbereitet ist“, sagt Seibert. Andere kommen für ihre letzten Tage sogar aus Hessen, weil sie nur noch in Saarbrücken Angehörige haben.

Das ist nicht die einzige Herausforderung. Beide Hospize müssen ständig Geld auftreiben. So kommen die Kassen zwar für die ambulante SAPV-Arbeit auf. Aber für den Beratungsaufwand im Hospizdienst erhält St. Jakobus nur vier Fünftel der Kosten von den Kassen. Den Rest hat das ambulante Haus aus Spenden zusammenzutragen.

Beim Paul Marien Hospiz beträgt der Eigenanteil fünf Prozent, rund 80 000 Euro pro Jahr. Da sind Seibert und Herrlein froh, die Fördervereine als Helfer zu haben. Nicht nur am Welthospiztag.

Kontakt zum Förderverein des St. Jakobus Hospizes: info@foerderverein-stjakobushospiz.de. Telefonnummer (06 81) 92 70 00.
Der Förderverein des Paul Marien Hospizes hat (06 81) 3 88 66 00, ute.seibert@kreuznacherdiakonie.de

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