Ausstellung Die Kunst ist nicht sein Beruf, aber sein ganzes Leben

Saarbrücken · Horst Reinsdorf stellt in der Galerie am Staden aus. Eine Begegnung inmitten farbstarker Bilder, in denen Völklingen eine große Rolle spielt.

 Horst Reinsdorf stellt beim bekannten Saarbrücker Galeristen Gernot Neuheisel in dessen Galerie am Staden aus.

Horst Reinsdorf stellt beim bekannten Saarbrücker Galeristen Gernot Neuheisel in dessen Galerie am Staden aus.

Foto: Iris Maria Maurer

Horst Reinsdorf ist zufrieden. „Es sieht gut aus“, sagt er und schaut sich sich in den hellen Räumen der Galerie am Staden um, wo seine Gemälde an den Wänden hängen. Es ist bereits seine zweite Ausstellung bei dem Galeristen Gernot Neuheisel. Die erste ist schon einige Jahre her.

„Ich bin Gernot Neuheisel sehr dankbar, nicht nur für die Ausstellungen. Er war der erste, der kleine Radierungen von mir gekauft hat. Das war in den 1970er Jahren“, erinnert er sich. Damals hatte der Völklinger eigentlich gerade erst mit der Malerei begonnen. Denn Horst Reinsdorf hat zwar als Kind schon gerne gemalt, ist aber beruflich einen anderen Weg gegangen.

Er wurde in der Nähe von Leipzig geboren, seine Familie zog aber unmittelbar danach nach Völklingen. „Dort lebe ich bis heute. Daher habe ich auch so eine enge Beziehung zu der Stadt und zu den Menschen“, erzählt er. Als junger Mann erlernte er einen handwerklichen Beruf. Als er selbst eine Familie gründete und zwei Töchter bekam, wechselte er zur Firma Saarstahl.

Neben der Arbeit wurde immer gemalt. Zuerst autodidaktisch, dann belegte er Kunstkurse bei Hein Bender, Manfred Güthler, Leo Erb oder Viktor Fontaine, später malte er in der Malgruppe Saar. „Jeden Samstag haben wir uns unten im Keller der Modernen Galerie getroffen und gearbeitet“, erinnert er sich. Und dass er auch schon mal von seinem Chef die Erlaubnis erhielt, mittags malen zu gehen. „Die Stunden habe ich dann abends nachgeholt“, erzählt er und lacht.

Dazu kamen Studienreisen, Ausstellungsbesuche und natürlich auch eigene Ausstellungen. Mittlerweile hat er seit 25 Jahren ein eigenes Atelier in Völklingen, das er aber nicht nur zum Malen nutzt. „Es gibt dort einen Raum, in dem ich auch einmal im Jahr Ausstellungen von anderen Künstlern organisiere. Und in Kooperation mit der VHS Völklingen veranstalte ich vier Lesungen im Jahr.“

Dazu kommt noch sein Engagement bei der Saarbrücker Schulkultur. Dort arbeitet er in Projekten mit Kindern an Grundschulen, gestaltet mit ihnen Treppenhäuser, Wände im Außenbereich oder erarbeitet mit ihnen Gemälde für die Innenausstattung der Schulen.

Auch im öffentlichen Raum sind Kunstwerke von Horst Reinsdorf zu finden. So hat er eine drei Meter hohe Skulpturengruppe vor der Versöhnungskirche in Völklingen gestaltet, und gerade arbeitet er an einer weiteren Gruppe, die auf dem neu zu gestaltendem Kreisel in der Innenstadt aufgestellt werden wird.

Und tatsächlich zeigen die Stahlfiguren, die nur aus Silhouetten bestehen, Ähnlichkeiten mit seiner Malerei. Denn Horst Reinsdorf malt gegenständlich, aber an der Grenze zur Formauflösung. Seine Gemälde sind alle mit kräftigen Farben gestaltet, dazu kommt ein schneller Pinselschwung. Seine Figuren kommen ohne Physiognomien aus, meist sind sie nur als Silhouette angedeutet, und im Hintergrund finden sich häufig Architekturen – und dann oft die Völklinger Hütte.

Dazu arbeitet Horst Reinsdorf gerne in Serien. So finden sich gleich mehrere Don Quichottes in der Ausstellung. Seine kleineren Arbeiten, ob auf Papier oder auf Leinwand, sind häufig skizzenhaft. Sie zeigen einen freien Umgang mit Formen und Farben.

Horst Reinsdorfs künstlerische Sprache vermittelt sich schnell. Obwohl die menschliche Figur anonym und stark vereinfacht ist, steht sie im Fokus der Werke. Dazu kommt der Lichteinfall in den Gemälden, der es dem Künstler ermöglicht, in Farben zu schwelgen. Szenerien und Räume werden angedeutet, Architekturen bestimmen die Hintergründe. Und manches Mal versteckt sich auch eine ironische oder bissige Aussage in den Gemälden.

Das alles sind Gründe, dass die Arbeiten von ihm bereits mehrfach Preise gewonnen haben, so allein viermal die Biennale de Peinture in Forbach. Und jetzt also die Einzelausstellung in der Galerie am Staden. Da könnte man stolz sein. Horst Reinsdorf aber betont, dass er seiner Frau, mit der er demnächst Goldene Hochzeit feiert, sehr dankbar ist. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Horst Reinsdorf „Stationen“. Ausstellung in der Galerie am Staden, Bismarckstraße 62 in Saarbrücken. Geöffnet bis zum 15. Februar,  Dienstag, Mittwoch und Freitag von 15 bis 19 Uhr, Donnerstag und Samstag von 9 bis 13 Uhr.

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