Kolumne Hochzeiten können Folter sein

Heiraten ist schön – für die, die heiraten. Wer als zum Fest geladener Single dabei ist, hat oft nichts zu lachen, findet unsere Kollegin.

Kolumne: Hochzeiten können Folter sein
Foto: SZ/Robby Lorenz

Irgendwann kommt man in das Alter, in dem plötzlich der gesamte Freundeskreis zum Traualtar rennt. Denn wer mit 30 noch keine Herz-Dame oder keinen schicken Buben vorweisen kann, der hat gesellschaftlich versagt. Für Singles sind solche Liebes-Events vergleichbar mit einer mittelalterlichen Folterkammer. Sie winden sich unter den mitleidigen Blicken der Anderen, und jede Frage nach dem eigenen Liebesleben ist ein Schlag ins Gesicht.

Jammern hilft da leider nicht, also heißt die Devise: Auf ins Hochzeitsparty-Gefecht. Beim ersten Blick in die Runde schwant bereits Böses. Denn während die Gäste das Brautpaar hochleben lassen, bekommt ein Single nur mitleidige Blicke. „Ohne Partner hier, die Arme“ oder „Was stimmt mit dem nicht, dass er noch Single ist.“ Aussätzige unter Horden von glücklichen Pärchen, deren Einsamkeit für immer auf Fotos prangt. Auch die Hoffnung auf einen Single-Tisch mit attraktiven und flirtwilligen Menschen vergeht oft, sobald man in die Runde blickt. Also doch nur der platonische Kontakt mit den Tischnachbarn: „Ach sie sind schon seit zwölf Jahren zusammen und nun auch verlobt. Wie schön für Sie.“ Da sitzt man als Single doch lieber am Kindertisch. Auch die Tanzfläche mit Paartanz-Musik ist keine Flucht-Option vor Gesprächen über Kinder- oder Hochzeitsthemen. Also muss mehr Wein her – wenn das nicht die mitleidigen Blicke der anderen nur noch verstärken würde. Dann doch eher mehr Sahnetorte für die perfekte Single-Figur. Auf einer Hochzeit hat ein Single nichts zu lachen. Aber wenigstens hat man als einziger Single auf der Hochzeit keine Konkurrenz im Wettbewerb um den kostenlosen Blumenstrauß.

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