Waldspaziergang Hier kaufen die Chinesen ihr Holz

Saarbrücken · Förster Raphael Greif erklärt Saarbrücker Bürgern, wie er und seine Mitarbeiter den Stadtwald am Homburg pflegen.

 Förster Raphael Greif erklärt interessierten Bürgern, welche Arbeiten im Wald gemacht werden.

Förster Raphael Greif erklärt interessierten Bürgern, welche Arbeiten im Wald gemacht werden.

Foto: Heiko Lehmann

Warum wird so viel Holz geschlagen, warum zerstören wird unseren eigenen Wald? Warum werden die Waldwege nicht in einen besseren Zustand gebracht? Warum verkaufen wir nicht mehr Holz, damit die Stadt mehr Geld einnimmt? Fragen über Fragen hatten Saarbrücker Bürger in der vergangenen Woche beim Tag des offenen Reviers. Förster im Regionalverband boten an dem Tag mehrere Wanderungen an. Die Saarbrücker Zeitung war im Stadtwald am Homburg mit dabei, als Förster Raphael Greif eine 20-köpfige Gruppe durch den Wald führte und ganz viele Fragen beantworten musste.

„Sie haben nur den Eindruck, dass zu viel gefällt wird, da vor allem dicke und große Bäume gefällt werden und diese dann alle an die Waldwege gerückt werden. Wir machen im Jahr etwa 10 000 Festmeter Holz und 12 000 Festmeter wachsen nach“, erklärte Raphael Greif zwei Frauen, die sich um den Stadtwald sorgten. Es gibt auch alte, große und als Biotop-Bäume ausgezeichnete Bäume, die nie gefällt werden. Ein Mann zeigte bei dem Rundgang auf eine riesige Buche, die als Biotop-Baum ausgezeichnet ist und fragte. „Den könnte man doch gut verkaufen, der bring doch bestimmt einige tausend Euro.“ Den beiden Frauen verschlug es die Sprache und Raphael Greif schmunzelte. „So unterschiedlich sind hier die Meinungen. Es stimmt, der Baum würde gutes Geld bringen, aber dieser hier wird geschützt“, so der Förster. Eine Saarbrückerin hat im vergangenen Jahr beobachtet, als am Abend viele, große Lkw durch den Wald fuhren, die „China Schifffahrt“ als Aufschrift trugen. „Die haben das Holz gekauft und es abgeholt. Das darf auch abends abgeholt werden. Da spricht nichts dagegen. Das war alles in Ordnung“, sagt Raphael Greif. Aber die Lkw und großen Maschinen hinterlassen Spuren im Wald, vor allem auf den Waldwegen, was Spaziergänger, Radfahrer und Jogger stört.

„Der Wald ist Eigentum der Stadt und die Wege sind extra für solche großen Maschinen angelegt worden, damit die Holzarbeit besser funktioniert. Dass die Bürger diese Wege zur Naherholung für sich entdeckt haben, ist toll, aber ein Anspruch auf top moderne Wege haben die Bürger nicht. Die Maschinen kommen auch mit Löchern im Boden klar“, erklärt der Förster.

Viele Bürger staunten und bedankten sich für diese Erklärung, da sie die Hintergründe nicht kannten. „Auch nicht, warum in der Vergangenheit so viele Fichten angepflanzt wurden, da diese doch beim Sturm so leicht umfallen. „Die Fichten wurden vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg angebaut und waren sogenannte Reparationshiebe für die Alliierten. Da hat man Fichten gepflanzt, da diese viel schneller wachsen“, so Greif, der auch von vielen Granatsplitter in den Bäumen erzählte, die aus der Kriegszeit stammen und die stark wertmindernd für das Holz sind. Würde der Mensch nicht in den Wald eingreifen, würden im Saarbrücker Stadtwald fast ausschließlich Buchen und Eichen wachsen. „Genau das ist auch unser Ziel. Wir sind wieder auf dem Weg zu einem Buchen-Eichen-Mischwald und setzen auf Naturverjüngung, in der der Wald vieles von alleine regelt“, berichtete der Förster bei der Waldpressekonferenz, bei der in zwei Stunden nur wenige hundert Meter gelaufen, aber deshalb umso mehr gefragt wurde. Und Raphael Greif hatte die Antworten.

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