Serie Museen im Saarland Fünf Häuser voller Heimatgeschichte

Regionalverband · Im Regionalverband Saarbrücken gibt es zahlreiche Museen, die sich mit der Vergangenheit vor Ort auseinandersetzen.

 Im Heimatmuseum Quierschied gibt’s viele Bergbau-Exponate.

Im Heimatmuseum Quierschied gibt’s viele Bergbau-Exponate.

Foto: Iris Maria Maurer

Das Heimatmuseum St. Arnual befindet sich in der Augustinerstraße, im Herzen von „Daarle“, wie der Saarbrücker Stadtteil im Volksmund heißt. Nur wenige Meter von der Stiftskirche entfernt. Träger ist der Heimatverein St. Arnual, der 1988 gegründet wurde und aktuell 250 Mitglieder hat. In dem hübschen, weißen Gebäude, eines der letzten noch erhaltenen Stiftsherrenhäuser aus dem 16. Jahrhundert, werden seit Dezember 1998 Exponate gezeigt, die an die Historie des Stadtteils erinnern.

So steht im historischen Gewölbekeller unter anderem das alte Uhrwerk der Stiftskirche, daneben werden Keramikscherben und Grabplatten-Fragmente von den Ausgrabungen der Stiftskirche gezeigt, und im großen Raum hängt ein authentisches Gemälde des früheren Flughafens St. Arnual. Darüber hinaus wurden in den 20 Jahren, die das Museum besteht, 117 Ausstellungen organisiert, in denen nicht nur Künstler aus St. Arnual wie Ute Lehnert oder Jolande Lischke-Pfister ihre Werke vorstellten, sondern auch heimatkundliche Themen dargestellt wurden.

Das, was das Heimatmuseum aber zu einem besonderen Ort macht, sind die Menschen, die sich für Daarle, Museum und Verein engagieren. „Man kann ja nicht nur alte Gegenstände präsentieren, die es überall gab“, sagt Ulrike Stein, Vorsitzende des Vereins. „Daher organisieren wir viele Veranstaltungen, die alle Menschen in St. Arnual ansprechen sollen“. Eines davon sei das „Offene Archiv“, wo jeder Interessierte in den Unterlagen des Vereins recherchieren könne. „Das spricht insbesondere die Zugezogenen an, die nach bestimmten Häusern suchen, oder sich über die Geschichte unseres Stadtteils informieren wollen“, sagt Ulrike Stein. Auch der Nachbarschaftstreff sei ein großer Erfolg. „Einmal im Monat veranstalten wir sonntags einen Kaffeenachmittag. Da kommen dann Vereinsmitglieder, Nachbarn und Anwohner, um sich auszutauschen. Auch Spaziergänger sind herzlich willkommen.

Trotzdem will man sich im Heimatverein St. Arnual nicht ausruhen. „Gerade überlegen wir, ob wir demnächst nicht auch Lesungen anbieten wollen“, sagt Stein. Besonders stolz sei sie, zu allen Festen und Veranstaltungen genug Unterstützer zu finden. Das sei heute schon etwas Besonderes. So können Verein und Museum zur lebendigen und heimeligen Atmosphäre am Daarler Markt viel beitragen.

Ortswechsel. Straßenschilder weisen schon in der Ortsmitte von Quierschied den Weg zum dortigen Heimatmuseum, das in einem alten Prämienhaus Am Käsborn untergebracht ist. Seit 1992 wird in zehn kleinen Räumen alles gezeigt, was der Förderverein Heimatmuseum Quierschied gesammelt hat, der schon im Jahr 1984 gegründet wurde. Darunter finden sich alte Fotografien und Dokumente des Kraftwerks Weiher oder des Knappschaftskrankenhauses, eine alte Waschküche, Überreste der Quierschieder Glashütte, die schon 1914 geschlossen wurde, und sogar Erinnerungen an die örtliche Stromversorgung. Besonders liebevoll wurde eine alte Küche eingerichtet, samt emailliertem Kochherd, Wandregalen und alten Waffeleisen.

„Die wichtigsten Exponate sind aber wohl die Utensilien des Bergrettungswesens“, erklärt Annette Bost, Kulturbeauftragte der Gemeinde Quierschied. Sie ist auch für das Heimatmuseum zuständig. Im Hauptraum des Hauses werden daher neben Sauerstoffgeräten und Schleifkorb auch Bergmannsuniformen ausgestellt. So bleiben die Erinnerungen an den Bergbau sehr präsent. Die Zeit scheint im Heimatmuseum Quierschied stillzustehen, wohl auch für den früheren Träger des Museums. Heute hat der Förderverein Heimatmuseum Quierschied nur noch wenige aktive Mitglieder. Daher wurde das Heimatmuseum 2004 an die Gemeinde übergeben, die sich seither einmal monatlich sonntags um die Öffnung der Erinnerungsstätte kümmert.

Karl Werner Desgranges, der Vorsitzende des Heimatkundlichen Vereins Warndt, der Träger des Glas- und Heimatmuseums Ludweiler ist, erzählt gerne von der Geschichte des Vereins. „Das hat schon Mitte der 1970er-Jahre angefangen. Nach der Verwaltungsreform und dem Verlust der Eigenständigkeit Ludweilers haben sich Heimatkundler zusammengetan, um die emotionale Heimatverbundenheit, die damals herrschte, mit Sachkenntnis zu unterbauen“, berichtet er. Daher habe man in der Zeit alles gesammelt, was an die alten Zeiten im Warndt erinnert hat, gleichzeitig aber auch 60 Bücher zur Orts- und Regional- und Industriegeschichte veröffentlicht. Die heimatkundliche Sammlung des Vereins befindet sich im alten Bürgermeisteramt von Ludweiler, wo auch das prominentere Glasmuseum untergebracht ist. Streng genommen handelt es sich dabei nur um eine Abteilung des Glas- und Heimatmuseums Warndt. Denn in der ersten Etage des Museums wird gezeigt, was Verein und Mitglieder neben dem Glas sonst noch an regionalen Objekten zusammengetragen haben. Und so finden sich dort sowohl steinzeitliche Silex-Pfeilspitzen, Fragmente aus der Römerzeit, Erinnerungen an den ersten Geislauterner Dampfwagen von 1819 und damit auch an die Verkehrsgeschichte, aber auch Modelle der Geislauterer Hütte oder der katholischen Kirche von Lauterbach.

Bereits 1988 eröffnete der Heimatkundliche Verein Warndt das Heimatmuseum mit Exponaten in 14 Räumen. „Aber die heimatkundliche Sammlung erinnert derzeit eher an ein Depot“, räumt Desgranges ein. „Als wir vor 45 Jahren losgelegt haben, haben wir uns keine Gedanken um eine Zukunftssicherung gemacht. Heute wäre das anders.“ Da man nur noch wenige aktive Mitglieder im Verein hat und der Nachwuchs fehlt, liegt die Betreuung der heimatkundlichen Sammlung etwas brach, und Karl Werner Desgranges sucht nach Lösungen für die Zukunft. So sei die Idee entstanden, die Sammlung zu einer offenen Stube der Begegnung umzufunktionieren. Außerdem wolle man weiterhin publizieren. „Wir haben den Ehrgeiz, neben der saarländischen Glasindustrie der linken Saarseite auch die der rechten Seite zu erfassen. Dafür wollen wir gerne mit anderen Heimatkundlern zusammenarbeiten“, erklärt der Vorsitzende.

Auch der Heimatkundliche Verein Gersweiler-Ottenhausen unterhält ein Heimatmuseum im ehemaligen Gersweiler Rathaus. Die Schwerpunkte der Sammlung sind neben Gläsern der früheren Glashütten in Gersweiler und Fenne, insbesondere Steingut der Gebrüder Schmidt aus Gersweiler, deren Firma bereits 1901 geschlossen wurde. Das Heimatmuseum hat keine feste Öffnungszeit, aber „wir treffen uns samstagsvormittags immer im Museum“, erklärt Volker Arnold, Vorsitzender des Vereins. Die Sammlung ist auch nur ein Standbein des Vereins. „Wir organisieren Kulturnachmittage, naturkundliche Wanderungen und fahren jedes Jahr mit unseren Mitgliedern zu einem Weihnachtsmarkt“, sagt Arnold. Außerdem kümmert sich der Heimatkundliche Verein Gersweiler-Ottenhausen um die Aschbachkirche und sorgt dafür, dass das historische Gebäude nicht in Vergessenheit gerät.

Auch in Riegelsberg im Untergeschoss der alten Hauswirtschaftsschule Lindenschule findet sich eine Heimatstube, deren Exponate aus der Landwirtschaft, aus dem Haushalt und einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft stammen. Daneben sind die Nachlässe der Brauerei Gross zu sehen. Derzeit ist die Sammlung nur auf Anfrage geöffnet. Im Mai 2016 wurde der Verein Heimatstube-Museum mit dem Verein für Industriekultur und Geschichte Köllertal vereinigt. Nun orientiere man sich neu. „Wer die Sammlung aber besichtigen möchte, kann sich gerne an uns wenden“, sagt Carolin Lehberger, Vorstandsmitglied des Vereins.

Serie Museen im Saarland: Die Saarbrücker Zeitung stellt wöchentlich ein Museum aus der Region vor. Folgende Beiträge sind erschienen:
Teil 1: Interview mit Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor Weltkulturerbe Völklinger Hütte und Präsident Saarländischer Museumsverband (6. Juni)
Teil 2: Saarland-Museum und Moderne Galerie (13. Juni)
Teil 3: Ludwig-Galerie Saarlouis (20. Juni)
Teil 4: St. Wendeler Museum im Mia-Münster-Haus (27. Juni)
Teil 5: Uhrenmuseum Köllerbach (4. Juli)
Teil 6: Historisches Museum Saarbrücken (11. Juli)
Teil 7: Römermuseum Schwarzenacker (18. Juli)
Teil 8: Saarland-Museum für Vor- und Frühgeschichte (25. Juli)
Teil 9: Zeitungsmuseum Wadgassen (1. August)
Teil 10: Altenkirch-Museum Rubenheim (8. August)
Teil 11: Die Römische Villa Borg (15. August)
Teil 12: Jean-Lurçat-Museum Eppelborn (22. August)
Teil 13: Keramikmuseum Mettlach (29. August)
Teil 14: Museum für Mode und Tracht Nohfelden (5. September)
Teil 15: Theulegium Tholey (12. September)
Teil 16: Glasmuseum Ludweiler (19. September)
Teil 17: Städtisches Museum Saarlouis (26. September)
Teil 18: Der Europäische Kulturpark Reinheim/Bliesbruck (2./3./4. Oktober)
Teil 19: Erlebnisbergwerk Velsen (10./11. Oktober)
Teil 20: Stadtmuseum Wadern (17. Oktober)
Teil 21: Saarländisches Schulmuseum Ottweiler (24. Oktober)
Teil 22: Schlossmuseum Saarbrücken (31. Oktober)
Teil 23: Kulturzentrum Goldener Engel in Baumholder (7. November)
Teil 24: Museum für Vor- und Frühgeschichte im Kreis Saarlouis in Pachten (15. November)
Teil 25: Heimatmuseen im Regionalverband (21. November)

  Karl Werner Desgranges im Heimatmuseum Warndt.

Karl Werner Desgranges im Heimatmuseum Warndt.

Foto: Iris Maria Maurer
 Annette Bost im Heimatmuseum Quierschied.

Annette Bost im Heimatmuseum Quierschied.

Foto: Iris Maria Maurer
 Uhr Der Zahn der Zeit: So sieht oder genauer gesagt, so sah er aus, wenn er beißt: Bei diesem Wunderwerk der Mechanik handelt es sich um die alte Turmuhr der Stiftskirche St Arnual, die 1873 von der  Landauer Firma Seyboldt gebaut wurde. Sie stand bis Oktober 2000 auf dem Turm der Stiftskirche. 86 Stufen mußte man täglich auf der engen Wendeltreppe nach oben klettern, um die drei Wellen der Uhr mittels  einer Kurbel mit  156 Umdrehungen aufzuziehen. Die Uhr wurde ursprünglich  durch einen Schrank geschützt. Das Bleigewicht der Turmuhr wiegt 120 Pfund. Die Uhr ist heute  nach mehr als hundert Jahren immer noch voll funktionstüchtig und  geht, so sagt man, auf die Sekunde genau. Heute kann man sie im Heimatmuseum St. Arnual bewundern. Dass dies möglich ist, hat man vor allem  den Handwerksmeistern Kurt Wollscheid, Fritz Meyer und Rinaldo Castellani zu verdanken, die die Uhr liebevoll und vor allen Dingen auch  fachgerecht restaurierten. Die Evangelische Kirchengemeinde hat die alte St. Arnualer Turmuhr dem Heimatmuseum  als Leihgabe zur Verfügung gestellt. rup/FOTO: RUPPENTHAL (Stichwort: Uhr)(Foto bitte zur  Red. Stadtverband Saarbrücken)

Uhr Der Zahn der Zeit: So sieht oder genauer gesagt, so sah er aus, wenn er beißt: Bei diesem Wunderwerk der Mechanik handelt es sich um die alte Turmuhr der Stiftskirche St Arnual, die 1873 von der Landauer Firma Seyboldt gebaut wurde. Sie stand bis Oktober 2000 auf dem Turm der Stiftskirche. 86 Stufen mußte man täglich auf der engen Wendeltreppe nach oben klettern, um die drei Wellen der Uhr mittels einer Kurbel mit 156 Umdrehungen aufzuziehen. Die Uhr wurde ursprünglich durch einen Schrank geschützt. Das Bleigewicht der Turmuhr wiegt 120 Pfund. Die Uhr ist heute nach mehr als hundert Jahren immer noch voll funktionstüchtig und geht, so sagt man, auf die Sekunde genau. Heute kann man sie im Heimatmuseum St. Arnual bewundern. Dass dies möglich ist, hat man vor allem den Handwerksmeistern Kurt Wollscheid, Fritz Meyer und Rinaldo Castellani zu verdanken, die die Uhr liebevoll und vor allen Dingen auch fachgerecht restaurierten. Die Evangelische Kirchengemeinde hat die alte St. Arnualer Turmuhr dem Heimatmuseum als Leihgabe zur Verfügung gestellt. rup/FOTO: RUPPENTHAL (Stichwort: Uhr)(Foto bitte zur Red. Stadtverband Saarbrücken)

Foto: rup/Ruppenthal
 Ulrike Stein steht im Gewölbekeller des Heimatmuseums St. Arnual. Hier können Besucher unter anderem das alte Uhrwerk der Stiftskirche sehen.

Ulrike Stein steht im Gewölbekeller des Heimatmuseums St. Arnual. Hier können Besucher unter anderem das alte Uhrwerk der Stiftskirche sehen.

Foto: Oliver Dietze
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