Der Chef des Saarbrücker Passagekinos Er liebt Filme, seit er denken kann

Saarbrücken · Hans-Günter Krähe ist als Theaterleiter zuständig für alles im Saarbrücker Passagekino. Seit 1996 hat er jedes Wochenende dort gearbeitet – außer im Urlaub.

 Kino, das ist ein besonderer Ort, mit besonderem Flair: Hans-Günter Krähe im Passagekino in Saarbrücken.

Kino, das ist ein besonderer Ort, mit besonderem Flair: Hans-Günter Krähe im Passagekino in Saarbrücken.

Foto: Oliver Dietze

Die Spiegelwand im Aufgang des Passage-Kinos in der Saarbrücker Innenstadt ist noch originalgetreu aus den 1950er Jahren. Auch das Foyer und die beiden Kinosäle verströmen noch den Charme dieser Zeit, trotz des Komforts von heute. „Herr“ des Kinos ist Hans-Günter Krähe. Er ist Theaterleiter seit Dezember 1996, seit der Wiedereröffnung des Passage-Kinos. Seither hat er jedes Wochenende dort gearbeitet, „außer im Urlaub“, fügt er hinzu.

Hans-Günter Krähe liebt Filme, und das schon,  solange er denken kann. „Mein erster Film war Bambi“, erzählt er lachend, „und meine Mutter berichtet immer, dass ich während des Films im ganzen Kino rumgelaufen bin.“ Geboren 1964 in Völklingen, ist er mit den Filmen von Bud Spencer und Terence Hill oder auch Godzilla aufgewachsen. „Die Filme damals liefen noch bis zu 80 Wochen im Kino“, weiß er.

Überhaupt erfährt man sehr viel über die Kinowelt von ihm. Zum Beispiel, dass das Passage-Kino eines der wenigen innerstädtischen Kinos mit zwei Sälen in ganz Deutschland ist. Oder dass die Realverfilmung von Aladin heute „Aladdin“ – mit zwei „d“ – heißt, „damit die Walt Disney Company sich die Rechte weltweit sichern konnte“.

Hans-Günter Krähe weiß so viel über die Filmwelt, dass es nicht verwundert, dass er ursprünglich Regisseur werden wollte. Und natürlich auch im Schultheater gespielt hat. Nach dem Abitur studierte er Geographie in Saarbrücken und Leipzig, machte sein Diplom, aber als Student traf man ihn jeden Dienstag und Mittwoch in den Filmvorführungen im Audimax. Zum Kino kam er dann – trotz der nie nachgelassenen Leidenschaft für Filme – eher zufällig. „Ich suchte einen Job, und als ich hörte, dass das Passage-Kino wiedereröffnet wurde, habe ich einfach nachgefragt. Und es hat geklappt“, sagt er lachend. Bereits drei Monate später wurde er der Theaterleiter. Seither ist er zuständig für den Ticketverkauf, die Theke, die Organisation der Crew, das Filmvorführen, das Programm erstellen, „einfach für alles. Von A bis Z“, fasst er zusammen.

So empfängt er jährlich zwischen 150 000 bis 200 000 Besucher im Passage-Kino, führt zwischen 150 und 200 neue Filme jedes Jahr vor, mit drei Neustarts pro Woche. Und er hat ein treues Stammpublikum von ungefähr 500 Personen, die er zwar nicht alle mit Namen kennt, mit denen er aber die Gespräche sehr schätzt. „Das ist ein tolles Publikum. Das sind alles Zuschauer, die wissen, dass sie mit ihrem Ticket nicht nur den Film bezahlen, sondern auch das Flair, den besonderen Ort.“

Und dann fügt er wieder Anekdoten ein. „Besonders lustig ist es immer, wenn Wörter falsch ausgesprochen werden“, sagt er hinter vorgehaltener Hand. Dann wird schon mal aus „der wilde Mustang“ der „wilde Mutant“ oder aus dem Film „Ice Age“ der Zug ICE. Wenn man ihn nach den aktuellen Filmen fragt, wird er dann aber fast melancholisch. „Das Erzählkino von früher mit Filmen wie ‚Forrest Gump’ gibt es leider immer weniger. Die Zuschauer wollen Unterhaltung, ein phänomenales Bild und bombastischen Sound“, merkt er an. Und die Filme werden dementsprechend produziert.

Trotzdem gehen die Zuschauer­zahlen in Kinos deutschlandweit zurück. Besonders im letzten Sommer. Daher, aber auch um einen Ersatz für die nicht mehr existenten Saarbrücker Kleinkunstbühnen „Der Blaue Hirsch“ und das „Theater Leidinger“ zu bieten, hat sich Andrea Lauer, Geschäftsführerin der Saarfilm GmbH, im letzten Herbst überlegt, im Passage-Kino auch Kabarett-, Comedy- und Konzertabende zu veranstalten.

Zwei bis vier Abende im Monat ist das Passage-Kino seither auch Kleinkunstbühne für alles, was in der Region Rang und Namen hat. So treten am nächsten Samstagabend Bettina Koch und Alice Hoffmann als „Die Ähn und das Anner“ auf. Eine kleine Fangemeinde hat man sich mit diesen Abenden schon erobert, die aber noch wachsen darf.

Da bliebe noch eine Frage an den Theaterleiter: Was ist eigentlich sein Lieblingsfilm? „Blade Runner aus dem Jahr 1982“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Das ist der absolute Film für mich. Visuell, musikalisch aber vor allem auch inhaltlich.“

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