Carreau in Forbach Das Theaterglück über der Grenze

Saarbrücken/Forbach · Im Forbacher Carreau gibt es wieder die Gelegenheit, zwei international gefragte Stücke zu sehen. Und ein Sonderbus fährt auch hin.

 Der Schauspieler Julian Meding hat schön öfter mit dem schweizer Regisseur Boris Nikitin zusammengearbeitet. In Nikitins „Hamlet“ singt und spielt er bis zur Selbstentblößung.

Der Schauspieler Julian Meding hat schön öfter mit dem schweizer Regisseur Boris Nikitin zusammengearbeitet. In Nikitins „Hamlet“ singt und spielt er bis zur Selbstentblößung.

Foto: Robin Junicke

Welch ein Glück es ist, in einem Europa offener Grenzern zu leben, muss uns hierzulande niemand erklären. Das weiß im Saarland wohl jedes Kind. Und was für ein besonderes Glück die Nähe zu Frankreich ist, wissen nicht nur Freunde leckerer Lebensmittel, sondern vor allem auch Kulturmenschen.

Nicht nur, dass es stets eine Freude ist, die feinen Ausstellungen etwa im Metzer Centre Pompidou zu besuchen.  Wir haben ja auch noch gleich überm Berg das Le Carreau. Die Forbacher Nationalbühne bringt immer wieder Theater von Weltniveau in die Provinz – und informiert darüber übrigens in ihrem Newsletter konsequent zweisprachig in Deutsch und Französisch.

In den nächsten Wochen nun gastieren neben manch anderem Reizvollen zwei herausragend interessante Produktionen im Theater in der Avenue Saint-Rémy. Die außergewöhnliche „Hamlet“-Performance des Schweizer Theatermachers Boris Nikitin am 14. März. Und das spannende Tanzstück „Crowd“ von  Gisèle Vienne am 4. April.

Boris Nikitin arbeitet für dieses Hamlet-Solo, das dem deutschen Magazin „Theater heute“ einen mehrseitigen Essay wert war, mit seinem Lieblingsschauspieler Julian Meding zusammen. Dessen androgyne Virtuosität allein würde wohl den Besuch in Forbach schon lohnen.

Doch die Inszenierung von Boris Nikitin gilt insgesamt als herausfordernde Theaterarbeit. Keine Nacherzählung von Shakespeares Stoff liefert der junge Regisseur, sondern er benutzt die Geschichte als Folie, um in einer Art experimentellem Doku-Theater über Identität, Individualität, Wahn und Wirklichkeit nachzudenken.

Unterstützt von dem preisgekrönten Basler Streichquartett „Der musikalische Garten“ schickt Nikitin seinen Schauspieler auf eine theatralische Tour de force.

Die Aufführung im Carreau ist auf Deutsch mit französischen Übertiteln. Und es wird ein Bus-Transfer aus Saarbrücken angeboten. Bequemer geht es nicht.

Die Freunde zeitgenössischen Tanzes sind hierzulande ja besonders verwöhnt. Nicht nur das Staatstheater mit Ballett-Chef Stijn Celis bringt uns regelmäßig nicht nur eigene sondern auch spannende Gast-Choreografien auf die Bühne. Und das Festival Perspectives hat aus dem saarländischen Theaterpublikum in Jahrzehnten ein Fachpublikum für modernen Tanz geschult.

Diese Fans bedient auch das Carreau immer wieder mit hochkarätigen Gastspielen. Mit „Crowd“ von Gisèle Vienne bringt die Nationalbühne dem tanzaffinen Publikum wieder einen besonderen Aufreger. Die Produktion der französisch-österreichischen Choreografin bringt 15 Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne, die zu Technoklängen des DJs Peter Rehberg ein explodierendes Rave tanzen, eine Geschichte von Partygängern zwischen Tanz, Extase, Sex und Gewalt.

Auf der Internet-Plattform youtube.com findet man zahlreiche Ausschnitte aus dieser Produktion, die schon bei vielen Festivals und an vielen Theatern zu sehen war. Und dank der durchlässigen Grenze nun auch in  unsere Nähe erlebbar ist. Auch hier bietet das Carreau einen  Bus-Transfer von Saarbrücken nach Forbach an.

 Extase zu Techno-Klängen. Das Tanzstück „Crowd“ von Gisèle Vienne ist Anfang April zu sehen.

Extase zu Techno-Klängen. Das Tanzstück „Crowd“ von Gisèle Vienne ist Anfang April zu sehen.

Foto: Estelle Hanania

Karten  und Informationen unter billetterie@carreau-forbach.com oder unter Tel. (0033) 3 87 84 64 34. Hier kann man sich auch zum Bus-Transfer anmelden. Das Busticket kostet 3 Euro. Der Bus fährt unterhalb der Schlossmauer in der Franz-Josef-Röder-Straße ab.
www.carreau-forbach.com/de

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