Tierquälerei in Güdingen Ziegen verenden in verwahrlostem Stall

Güdingen · Überlebende Tiere kommen von Amts wegen anderweitig unter. Bereits 2013 war Halter aufgeflogen.

 Aus diesem  verdreckten Stall in Saarbrücken-Güdingen haben Mitarbeiter des Landesamts für Verbraucherschutz völlig verwahrloste Tiere gerettet.

Aus diesem  verdreckten Stall in Saarbrücken-Güdingen haben Mitarbeiter des Landesamts für Verbraucherschutz völlig verwahrloste Tiere gerettet.

Foto: Thorsten Jochum

Ein grauenvolles Bild hat sich Petra Litzenburger und ihren Begleitern geboten: Bis zur Unkenntlichkeit verweste Tierkadaver lagen verstreut in einem Stall in Saarbrücken-Güdingen. Gliedmaßen fehlten, bei anderen hingen innere Organe heraus. Und überall Dreck. Dazwischen vegetierten weitere Tiere. „Als wir hinkamen, rannte eine Ziege mit ihrem Nachwuchs davon“, schildert sie. „Und unter ihr hatten zwei Kleine tot gelegen.“ In einem erbärmlichen Zustand habe sich das gesamte Terrain befunden. „Es gab kein Futter und kein sauberes Trinkwasser.“

Umgehend alarmierte Litzenburger die Amtstierärztin. Und dann ging alles ganz rasch. Am Montag rückte die Veterinärin an, sagt Sabine Schorr, Pressesprecherin beim saarländischen Umweltministerium. „Sofort wurden die verbliebenen Tiere anderweitig untergebracht.“  Dabei handelte es sich nach ihren Angaben um zehn Ziegen. Und Litzenburger ergänzt: „Die Tiere sind auf einem Gnadenhof“, ohne den genauen Standort zu nennen.

Die Ministeriumssprecherin bestätigt den inakzeptablen Zustand. Sie  zählt gleich mehrere gravierende Missstände auf, die Inspekteure des Landesamtes für Verbraucherschutz aufgedeckt hätten: ein Stall, der nicht eingestreut war, verunreinigtes Wasser, unsachgemäßes Futter, gefährliche, scharfkantige Gegenstände. Und in diesem ganzen Tohuwabohu die vier umgekommenen Ziegen.

All das wollen Passanten am Sonntag zufällig entdeckt haben, sagt Litzenburger. „Wir waren auf der Suche nach einer weggelaufenen Katze, als wir vorbeikamen. Und haben dann die Katastrophe entdeckt.“

Der Halter, der für die Misere auf seinem Gelände verantwortlich gemacht wird, ist den Mitarbeitern der Aufsichtsbehörde kein Unbekannter. Das bestätigt Schorr. „Er ist bereits 2013 aufgefallen.“ Damals sei es ebenfalls darum gegangen, dass die Ställe in einem für Tiere unzumutbarem Zustand waren. Gefährliche Ecken und Kanten und fehlendes Trinkwasser hätten seinerzeit die Kontrolleure beanstandet. Doch so schlimm wie jetzt habe es da nicht ausgesehen, tote Tiere seien nicht entdeckt worden. Damals hielt er zusätzlich Rinder und Kaninchen. Schorr: „Der Halter hatte damals auch die tierschutzrechtlichen Anordnungen befolgt.“ Er habe den Hof in Ordnung gebracht. Das hätten mehrere Nachkontrollen ergeben. Auch bei einem unangekündigten Besuch der Veterinäre 2014 habe es keinen Grund mehr gegeben, den Zustand zu beanstanden. Neuerliche Anzeigen habe es seitdem nicht gegeben.

Die hat der mutmaßliche Tierquäler jetzt aber am Hals. Ministeriumssprecherin Schorr kündigt an, dass die Ermittlungsakten an die Staatsanwaltschaft gehen. Der Verdacht: Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Vorerst ist es ihm verboten, Tiere zu halten.

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