Bergbaufolgen im Saarland Grubengas wird wohl nicht „ewig“ abgesaugt

Saarbrücken/Essen · Essener Energiekonzern will Absaugstationen mit Ende der EEG-Förderung aufgeben. Landesregierung wirbt in Berlin für weitere Subventionen.

 Im Kraftwerk Völklingen-Fenne erzeugt die Steag aus verdichtetem Grubengas Strom und Wärme.

Im Kraftwerk Völklingen-Fenne erzeugt die Steag aus verdichtetem Grubengas Strom und Wärme.

Foto: STEAG

Das Grubengas, das aus stillgelegten Bergwerken im Saarland an die Erdoberfläche strömt, wird womöglich bald schon nicht mehr abgesaugt – und zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wie bislang. Denn wenn die finanzielle Förderung der Grubengas-Verwertung im Jahr 2021 ausläuft (wie von der Bundesregierung derzeit geplant), wird das Essener Energieunternehmen Steag die Gas-Absaugung im Saarland einstellen. „Die Grubengasverwertung ist ohne die Absicherung der bisherigen Vergütung nicht wirtschaftlich darstellbar“, erklärte das Energieunternehmen auf SZ-Anfrage. „Steag kann und wird die Grubengasverwertung nur fortführen können, soweit diese wirtschaftlich darstellbar ist“, erklärte ein Sprecher.

Das sogenannte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt unter anderem die Förderung der Grubengasverwertung. Die Einspeisevergütungen nach EEG sind auf 20 Jahre begrenzt. Die 13 Anlagen der Steag zur Grubengasverwertung im Saarland sind in den Jahren 2002 bis 2004 in Betrieb gegangen. Damit laufen die Förderungen in den Jahren 2022 bis 2024 aus. Die Förderung stellt eine Vergütung des erzeugten Stromes in Höhe von 68 Euro/Megawattstunde (MWh) sicher.

Das Bundeswirtschaftsministerium unter dem Saarländer Peter Altmaier (CDU) hat kürzlich auf eine Anfrage des saarländischen FDP-Bundestagsabgeordneten Oliver Luksic erneut betont, dass eine Anschlussförderung der Grubengasverwertung „nicht geplant“ ist. Die Umweltministerkonferenz der Bundesländer fordert dagegen vor allem aus Klimaschutz-Gründen die Prüfung einer Anschlussförderung. Dafür plädiert auch die Steag. Denn „mit dem Weiterbetrieb der Grubengasverwertung könnten im Saarland und in Nordrhein-Westfalen klimaschädliche Emissionen in den Jahren bis 2030 in Höhe von zirka 3 bis 5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr weiterhin vermieden werden“, teilte das Unternehmen gegenüber der SZ mit. Zum Vergleich: Allein im Jahr 2018 wurden aus den stillgelegten saarländischen Bergwerken rund 70 Millionen Kubikmeter Methan abgesaugt – und damit 1,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten vermieden, so die Steag. Gleichzeitig wurden dabei zirka 270 000 MWh Strom erzeugt.

Methangas, aus dem das Grubengas in der Hauptsache besteht, ist ein Klimakiller – und über 20 Mal schädlicher als das heute in der Öffentlichkeit so heftig umstrittene Kohlendioxid (CO2). Das Grubengas wird von der Steag bislang verdichtet und anschließend beispielsweise am Standort Völklingen-Fenne verwertet. Dabei wird Strom und Wärme erzeugt.

Auch die saarländische Landesregierung sieht durch die Grubengasverwertung „erhebliche aktive Beiträge zum Klimaschutz“. Das Saarland setze sich „deshalb dafür ein, dass die Grubengasverwertung auch in Zukunft möglich ist“, wie das Wirtschaftsministerium der SZ mitteilte. Auf Antrag des Saarlandes hätten die Umweltminister der Länder so auch eine Anschlussförderung des Bundes angeregt. Außerdem mache sich die Landesregierung für eine Aufnahme der aus Grubengas erzeugten Wärme in das kommende Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung Erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG) stark. So könne die aus Grubengas erzeugte Wärme den erneuerbaren Energien gleichgestellt werden. Dies habe das Saarland gegenüber den dafür zuständigen Bundesministerien in einer Stellungnahme auch deutlich gemacht, teilte das saarländische Wirtschaftsministerium mit.

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