Saarbrücken Großer Shakespeare-Spaß für Kleine

Saarbrücken · Agnès Limbos, Grande Dame des belgischen Objekttheaters, führt beim Festival Loostik „Baby Macbeth“ auf.

 Agnès Limbos von der Compagnie Gare Centrale verdichtete Shakespeares Meisterwerke zum kindgerechten Bühnenspaß.

Agnès Limbos von der Compagnie Gare Centrale verdichtete Shakespeares Meisterwerke zum kindgerechten Bühnenspaß.

Foto: Oliver Dietze

„Später kann er sagen: ‚Ich hab’ schon mit anderthalb Jahren meinen ersten Shakespeare im Theater gesehen’“. So sprach ein älterer Herr hinterher scherzend zur Mutter des kleinen Jungen, der mit wachen und vergnügtem Blick dem Ausgang des Theater im Viertel zustrebte. Beim „Baby Macbeth“ für die Allerkleinsten, mit dem gestern Morgen das Deutsch-Französische Theaterfestival „Loostik“ in Saarbrücken eröffnete, war so einiges etwas anders als sonst. Kleine Zwerge, denen man das üblicherweise noch gar nicht zutraut oder zumuten will, erlebten zum ersten Mal „richtiges“ Theater. Gekommen waren die meisten mit ihren Kita-Erzieherinnen, einige auch mit den Eltern. Bevor es losging, sah man eine Mutter ihr Kleines vorsorglich noch eben mal stillen. Auch das Platznehmen dauerte etwas länger als sonst. Im dunklen Theaterraum erwartete die Zuschauer ein halbkreisförmige Tribüne wie eine Aneinanderreihung von Kinderhochsitzen, in die die Kleinen von ihren Begleitpersonen hineingehievt wurden. Als die großartige Agnès Limbos sodann hinter den Bühnentisch trat, winzige Kerzen entzündete und mit geheimnisvoll-wichtiger Miene zum „Shakespeare-Kongress der Vereinten Nationen“ willkommen hieß, verfolgten die Kleinen mit großen Kulleraugen jede ihrer Regungen und blieben erstaunlich still.

Richtig unheimlich konnte es einem sogar als Erwachsener werden, als die Grande Dame des belgischen Objekttheaters dann die bekanntesten Tragödien des Briten flankiert von raunenden Ausrufen wie „Tragedy! Shakespeare! Mystery!“ und Klavierbegleitung gekonnt zu Minuten-Szenen zusammschnurren ließ. An einer langen Angel offerierte sie dem staunenden Publikum die kleine goldene Krone, nach der Macbeth, ein zur Puppe gebundenes Stoffstück, so giert und ließ, nachdem sie das Königsschloss mit einem Schwert durchstochen hatte, blutrote Wolle „fließen“. Wenn sie ihr Dekolleté zum von Lichterketten und Efeu umrankten Balkon verwandelte, von dem aus Julia nach ihrem Romeo rufen wird, bewunderte man ihre großartige Fantasie.

So manches Kind rief dann doch mal hilfesuchend „Mama, Papa,“ und musste auf den Arm genommen werden. So viel Ernst ohne beruhigendes Lächeln dazwischen wurde einigen der Kleinen doch bisweilen zu viel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort