Festival will starten Grenzenloses Loostik-Festival: Jetzt erst recht!

Das deutsch-französische Kindertheaterfestival Loostik will Corona trotzen und trifft dabei auf sehr unterschiedliche gesetzliche Vorgaben.

 „Die Wanderung der Elefanten“ ist eine wahrhaftig europäische Produktion. Die Gruppe kommt aus Portugal, spielt auf Französisch und auch noch auf Deutsch.

„Die Wanderung der Elefanten“ ist eine wahrhaftig europäische Produktion. Die Gruppe kommt aus Portugal, spielt auf Französisch und auch noch auf Deutsch.

Foto: Filipe Ferreira

„Wir haben alle erlebt, was es bedeutet, als die Grenzen zu waren und wir uns plötzlich nicht mehr sehen konnten, obwohl wir doch miteinander arbeiten“, sagt Martha Kaiser.

Trotzdem haben sie im deutsch-französischen Team von Loostik nie ernsthaft in Erwägung gezogen, das grenzüberschreitende Kindertheater-Festival einfach abzusagen. „Es ist gerade jetzt wichtig, dass Kinder ein soziales und kulturelles Leben haben“, bekräftigt Laurence Lang, die Loostik gemeinsam mit Martha Kaiser leitet.

Bei der Pressekonferenz am Dienstag wurde das Programm 2020 vorgestellt – und es war alles wie immer seit acht Jahren und doch alles anders. Rote Luftballons wiesen wieder den Weg ins Pingusson-Gebäude, viele Leute (mit Maske und Abstand natürlich) waren da. Und es wurde ein wieder einmal verheißungsvolles Programm vorgestellt.

Aber es war eben auch viel die Rede von den Zweifeln, wie es wohl sein wird im November, wenn das Festival vom 10. bis 15. laufen soll. Und von den unterschiedlichen Systemen auch der Corona-Bekämpfung, denen so ein deutsch-französisches Festival ausgesetzt ist.

In Frankreich, in den Spielstätten der Nationalbühne Le Carreau, der Mediathek oder im neuen Saal in Stiring Wendel darf voll besetzt werden. Da sitzen dann durchaus mal 300 Menschen dicht an dicht. Dafür müssen alle die Masken anbehalten. Im Saarland dagegen darf man die Maske am Platz absetzen, dafür gilt die Abstandsregel. So dürfen etwa ins Theater Überzwerg oder ins Kino Achteinhalb so um die 25 Zuschauer rein, nicht mehr.

Weil alles so unkalkulierbar ist in diesem Corona-Herbst, hat das Loostik-Team beschlossen, kein Programmheft zu drucken. Man nutzt die Flexibilität des Internets, wo man spontaner auf Änderungen – sei es beim Infektionsgeschehen, sei es in den jeweiligen staatlichen Vorgaben – reagieren kann. Die Homepage wurde nach der Programmvorstellung gleich freigeschaltet, auch der Kartenvorverkauf startet unmittelbar danach.

Wo so vieles anders und unsicher ist, bleibt eines bei Loostik doch gleich: Es wird vom 10. bis 15. November in Saarbrücken und Forbach ein Programm mit Kindertheater geben, das so deutsch-französisch wie möglich ist und künstlerische Arbeiten zeigt, die für Kinder gemacht sind, aber weder kindlich noch kindisch sind. Einiges klingt so spannend, dass man sich auch als Erwachsener gern reinschmuggeln möchte.

Das Eröffnungsstück „Korb“ zum Beispiel. Das musikalische Märchen des renommierten Autors Joël Jouanneau wurde für Loostik extra so erarbeitet, dass es in zwei Sprachen funktioniert. Bei Loostik ist die Uraufführung der Inszenierung, die viel mit Schattenspiel und Live-Musik arbeitet. Aber die Blah Blah Blah Compagnie hat bereits Anfragen für weitere Gastspiele, denn „die Annäherung der Kulturen betrifft nicht nur uns. Das Interesse ist auch an Theatern da, die weiter weg von der Grenze sind“, erklärt Laurence Lang.

Auch die anderen Loostik-Stücke sind entweder zweisprachig oder sprachlos. Wie etwa „Softies“, ein akrobatisches Zirkus-Theater der belgischen Gruppe Fabuleurs für Kinder ab sechs Jahren. Oder „La vrille cu chat“, „das Familienstück bei Loostik“, wie Martha Kaiser meint. Fünf Zirkuskünstler winden sich hier durch schrägste Positionen und fallen immer wieder wie eine Katze auf die Füße. Die Gruppe Black Pocket bietet auch einen Workshop für Wagemutige an.

Ein Anliegen des deutsch-französischen Kindertheaterfestivals ist es stets, auch vermeintlich heikle Themen anzusprechen. Im letzten Jahr war das etwa „Der Tod der Königin“, und auch diesmal wird es ein Stück geben, das das Sterben thematisiert.

„Die Wanderung der Elefanten“ basiert auf einer wahren Geschichte von Elefanten im südafrikanischen Dschungel, die einem verstorbenen alten Mann die letzte Ehre erweisen und behandelt Themen wie Tod und Freundschaft. Gespielt wird das Ganze von der portugiesischen Gruppe Formiga Atómica sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache – „Willkommen in Europa!“, sagt dazu Laurence Lang.

Etliche andere Stücke, mal mit Figuren, mal mit Schatten, mal mit Objekten, mal mit allem zusammen, wird es bei Loostik geben. Es sind Stücke sogar schon für zweijährige Kinder dabei („A petits pas dans les bois“) und ein politisches Puppentheater über Freiheit und Widerstand für Kinder ab sieben Jahren („Vent debout“) – eine Entdeckung vom Theaterfestival in Avignon. Und natürlich wird es auch wieder Kinderfilme im Kino Achteinhalb geben – Animationsfilme, sorgfältig ausgewählt von Waldemar Spallek.

Auch ein paar Workshops sind im Angebot, aber auf Festivalclubs wird schweren Herzens verzichtet. Keine einfachen Begegnungen über die Grenze wie sonst. Das Festival 2020 will trotz Corona schönes Theater bieten, aber es ist eben nicht alles möglich. Hauptsache, so empfinden es alle, es kann im November wie geplant stattfinden. Hauptsache, es gibt nicht wieder einen Lockdown.

 Figuren,  Stoffe, Schattenspiele: Bei Loostik wird mit allem Theater gemacht, wie hier bei dem durchaus politischen Stück „Vent debout“.

Figuren,  Stoffe, Schattenspiele: Bei Loostik wird mit allem Theater gemacht, wie hier bei dem durchaus politischen Stück „Vent debout“.

Foto: fabienDEBRABANDERE
 Mit dem Stück „Korb“ der Blah Blah Blah Compagnie eröffnet das Festival Loostik am 10. November im Festsaal in Forbach.

Mit dem Stück „Korb“ der Blah Blah Blah Compagnie eröffnet das Festival Loostik am 10. November im Festsaal in Forbach.

Foto: Blah Blah Blah Cie

Hauptsache, das Publikum kann von Frankreich nach Deutschland und wieder zurück. „Es wird keine Grenzschließung mehr geben“, erklärt Doris Pack kategorisch bei der Pressekonferenz. Die Chefin der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Bildung, unter deren Dach das Festival wohnt, ist überzeugt: „Die Politik hat gelernt“.

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