Neue CD von Michael Marx 17 Titel in vier Stunden – das ist rekordverdächtig

Saarbrücken/Sulzbach · Der Gitarrist Michael Marx zeigt auf seiner neuen CD „Leben!“ sein ganzes Können mit schönen Instrumentalstücken und gelungenen Coversongs.

 Michael Marx tritt in Homburg und Orscholz auf.

Michael Marx tritt in Homburg und Orscholz auf.

Foto: Thomas Reinhardt

Für die Perfektionisten unter den Musikern ist das unvorstellbar: 17 Titel innerhalb von vier Stunden im Studio aufzunehmen. Dieses Zeit und Kosten sparende Kunststück hat der saarländische Gitarrist Michael Marx fertiggebracht. Ende März spielte er neun eigene Stücke und acht Coversongs im Sulzbacher Tonstudio Sound­factory ein.

Eine Aufnahme mit kleinen Unebenheiten ist für ihn offenbar etwas, das den Hörer auf einer persönlicheren Ebene anspricht. Damit hat er recht, denn viele heutige Musikaufnahmen haben etwas Steriles aufgrund der technischen Möglichkeiten, musikalische Perfektion herzustellen. Bei Marx schnarrt mal eine Saite oder erklingt hie und da ein Ton etwas stumpf, wobei man diese Stellen mit der Lupe suchen muss. Dafür hört man den Musiker atmen und gewinnt den Eindruck, als säße er direkt vor einem. Allerdings auf der linken Seite: Das Stereobild strebt stark in diese Richtung, was beim Hören mit dem Kopfhörer etwas irritiert.

Schlussendlich ist es aber doch die Qualität der Musik, auf die es ankommt, und da spielt Marx weiterhin in seiner eigenen Liga. Zumindest im Saarland, denn, wie er selbst sagt, ist der Ostfriese Sönke Meinen der derzeit beste Akustikgitarrist. Mit ihm tritt Marx diesen Samstag beim Orscholzer Gitarrenfestival auf. Was der 66-jährige Saarländer dem jüngeren Kollegen aber voraus hat: Er singt auch zu seinem filigranen Saitenspiel. Das Album mit dem Titel „Leben!“ enthält also eine Mischung aus hoch virtuosen Instrumentalstücken aus eigener Feder und gesungenen Coversongs, mit einer Ausnahme: Den Song „Harbour“ hatte Marx einst für seine ehemalige Band Marx Rootschilt Tillermann geschrieben. Jetzt singt er ihn alleine zur anspruchsvollen Begleitung seiner Finger. Das schmissige Liebeslied folgt auf dem Album gleich nach der lieblichen Instrumentalballade „Liebe meines Lebens“, die Marx für seine Frau Martina geschrieben hat. Das Schlaflied Jonathan Mausebär bezieht sich wiederum auf Marx’ Enkel, so steht es auch im Booklet der CD. Wer den Musiker etwas näher kennt, weiß aber, dass sich noch weitere Hommagen auf dem Album befinden. Mit „Les amis du cap“ können nur jene Urlaubsfreunde gemeint sein, die er jedes Jahr an der französischen Atlantikküste trifft. Sommerliche Leichtigkeit schimmert in dem flotten Stück überall durch. Das Stück „Schorsch und wie er die Welt sieht“ geht wiederum auf Marx’ ältesten Mitspieler beim sonntäglichen Hobbyfußball zurück. Dieser scheint noch ganz flott unterwegs zu sein, nimmt man die rasanten Bassläufe und Melodielinien des Stücks zum Maßstab.

Marx spielt hier wie bei einigen anderen Stücken seine achtsaitige Konzertgitarre, die er sich einst bauen ließ, nachdem er den brasilianischen Virtuosen Egberto Gismonti mit solch einem Instrument gesehen hatte. Die CD eröffnet mit einem solchen Stück namens „Klangwelten“, bei dem sich spannungsreiche Arpeggien über den Basstönen der beiden Zusatzsaiten aufbauen. In „Groove the Isolation“ reizt Marx die Möglichkeiten des Instruments mit einem unerhört schnellen Basslauf aus, ehe er ein paar Oktaven höher eine ähnliche Melodie spielt. Unter den Covers auf der CD sind einige Klassiker: an „A Whiter Shade of Pale“ und „Still Got the Blues“ werden Marx wohl die Akkordfolgen und die großartigen Instrumentalmelodien gereizt haben. Zu Tom Waits’ Version des Volkslieds „Waltzing Matilda“ passt die reife Stimme des Saarländers wunderbar, Ed Sheerans „Afterglow“ macht sie zu einem erwachsenen Song, der nahtlos an die weitaus älteren Songs anknüpft. „Leben!“ ist ein rundes Album mit viel Abwechslung geworden, das Marx demnächst auf einigen Bühnen präsentieren wird: Neben dem schon erwähnten Orscholzer Festival (7. Mai) spielt er am 6. Mai in der Homburger Musikkneipe Mandy’s Lounge und in der Saarbrücker Bel Etage am 13. Mai.

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