Von Rasen zu Rasen eilen

Gersweiler · Es gibt Leute, die sammeln Briefmarken, Münzen, Stofftiere, Kaffeebecher oder Ansteckpins. Daniel Jax hat ein anderes Sammelgebiet: Aufenthalte in Fußballstadien. Groundhopping nennt man dieses Hobby.

 197 Fußballplätze in 17 europäischen Ländern hat der Groundhopper Daniel Jax bereits besucht, 305 Fußballspiele gesehen. Fotos: Jax

197 Fußballplätze in 17 europäischen Ländern hat der Groundhopper Daniel Jax bereits besucht, 305 Fußballspiele gesehen. Fotos: Jax

Manchmal, sagt Daniel Jax, finden seine Eltern, dass er es übertreibt. Jedes Wochenende ist er unterwegs. Nicht selten im Flugzeug. Und das "nur", um sich ein Fußballspiel anzuschauen - und ein weiteres Stadion auf die Liste zu bekommen. 305 Spiele hat sich der 20-Jährige bisher angesehen. Viele in Saarbrücken - klar, sagt Jax: "Ich bin halt Saarbrücken-Fan." Aber auch viele in der Region - in Lothringen, Luxemburg, Belgien . Um seiner Sammelleidenschaft zu frönen, reist Jax aber unter anderem auch nach Spanien, England , Österreich, Italien und in die Schweiz. In 17 europäischen Ländern hat Jax sich bereits Spiele angesehen.

Fußballspiele in möglichst vielen Stadien anzuschauen, darüber Buch führen, wie man von Stadion zu Stadion springt - Groundhopping nennt man das. Und wie bei jeder Sammelleidenschaft geht es auch bei dieser darum "Sammelgebiete" zu vervollständigen. Wie der Briefmarkensammler zum Beispiel den Jahrgang eines Landes komplettieren will, versucht ein Groundhopper etwa eine nationale Liga zu vervollständigen.

Daniel Jax führt eine detaillierte Statistik. Sein erstes Spiel in einem Stadion war das 1:1 des 1. FC Saarbrücken gegen Unterhaching am 10. Mai 2003 in der Regionalliga. 60 Mal war er seitdem im Ludwigsparkstadion - so oft wie in keinem anderen Stadion. Jax war in richtig großen Stadien: beim FC Barcelona , beim AC Mailand , bei Lazio Rom , bei Borussia Dortmund und beim FC Bayern München . Er stand aber auch schon oft am Rande bescheidener Rasenplätze - in Luxemburg etwa oder in der Vorarlberger Landesliga.

Wie unterschiedlich die Fan- und Fußballkultur in Europa ist, habe sich an einem besonderen Wochenende gezeigt: Erst war Jax in Barcelona , wo Fußball so etwas wie eine Religion ist. Direkt danach ging es nach Andorra - dort wurde nicht mal Eintritt verlangt.

Zum Groundhopper wurde Daniel Jax durch einen Freund. Der hatte von einem Spiel in England geschwärmt. Wobei England für Groundhopper nicht ganz einfach ist. Die Erstligaspiele, sagt Jax, sind fast immer ausverkauft. Aber auch in Belgien und in den Niederlanden komme man ohne Kontakte zu den Gastgebervereinen kaum an Karten. Hilfe gibt es in Internetforen. Dort besorgen sich Groundhopper gegenseitig Karten und organisieren Mitfahrgelegenheiten.

Ohne diese Hilfe könnte sich Jax sein Hobby nicht leisten. Bis Sommer ist er nämlich noch an der Fachoberschule Wirtschaft in Völklingen. Das Geld aus Ferienjobs geht fürs Reisen drauf. Was auch helfe: "Ich wohne noch zuhause." Trotz aller Unkerei, dass er es übertreibe mit seinem Hobby : "Mein Vater", sagt Daniel Jax, "rückt schon mal das größere Auto raus für weitere Reisen, die mit meinem kleinen Auto schwierig wären."

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