In der Natur und doch bei der Stadt

Am alten Rathaus haben sich all die versammelt, die Gersweiler im Rahmen der SZ-Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" ihrem Stadtteil ein Profil verleihen möchten. Mehr als 50 sind es geworden, die auf der Rathaustreppe für die SZ-Fotografin lächeln. Max Berner ist eindeutig der Jüngste in der Gruppe

Am alten Rathaus haben sich all die versammelt, die Gersweiler im Rahmen der SZ-Aktion "Unser Ort hat viele Gesichter" ihrem Stadtteil ein Profil verleihen möchten. Mehr als 50 sind es geworden, die auf der Rathaustreppe für die SZ-Fotografin lächeln. Max Berner ist eindeutig der Jüngste in der Gruppe. Ein Jahr alt ist der Knabe von Linda Berner und ihrem Lebensgefährten Michael Schlimmer.Die kleine Familie wohnt erst seit etwa anderthalb Jahren in Gersweiler. "In der Nähe des Wasserturms da lässt es sich wirklich schick wohnen", verrät Schlimmer. Die Eltern heben hervor, dass es die Kombination aus Stadt- und Naturnähe ist, die ihnen an Gersweiler so gut gefällt.

Gisbert Oberhauser ist ein Alteingesessener, er engagiert sich auch für das Gemeinschaftsleben und organisiert unter anderem das Dorffest. Um dieses Fest, das jeden Sommer oben auf dem Zimmerplatz stattfindet, macht er sich Sorgen: "Das Engagement der Bürger in den Vereinen lässt nach. Das ist deutlich spürbar und schlägt sich am Dorffest bei den Beteiligten und den Besucherzahlen nieder."

Wichtig für Gersweiler sind die Turnvereine in Ottenhausen und Gersweiler sowie der Fußballverein, der jetzt schon 102 Jahre alt ist. Und ein Verein, der gar nicht mehr in Gersweiler ansässig ist: der Fanfarenzug, der Jahr für Jahr die Gersweiler Kirmes veranstaltet, hat sein Vereinsheim in Rockershausen. In Gersweiler fand sich kein passender Raum.

Der Obst- und Gartenbauverein hat das alte Feuerwehrhaus zu seinem Kelterhaus gemacht, und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist ebenso wie der heimatkundliche Verein im alten Rathaus untergebracht. Was vor allem die Awo freut, ist dass dort jüngst ein Außenaufzug gebaut wurde. So können jetzt auch Gehbehinderte die Awo-Begegnungsstätte im ersten Stock des ehemaligen Rathauses erreichen.

Wichtiger Arbeitgeber im Stadtteil ist unter anderem die Firma Woll. Gut aufgestellt ist der Löschbezirk der Freiwilligen Feuerwehr. Wenn der Löschbezirksführer Hans-Werner Schmitz und seinen Mannen zum Tag der offenen Tür oder demnächst zum Bockbierfest rufen, dann kommen viele Menschen aus dem Stadtteil zum Feuerwehrgerätehaus.

Die erste gesicherte geschichtliche Erwähnung bezieht sich auf den Ortsteil Aschbach und stammt aus dem Jahre 1252, die Ortsteile Gersweiler und Ottenhausen werden erst 1312 erwähnt. Alle drei Ortsteile gehörten offenbar zum Stift St. Arnual, das in Aschbach eine Kapelle mit einem Vikar oder Messner unterhielt. 1617 bekamen die Anwohner in Gersweiler und Ottenhausen eine Kirche, sie hatten sich zuvor über den weiten Fußweg nach Aschbach beschwert.

Der 30-jährige Krieg hat Gersweiler schwer zugesetzt. Es heißt, nach Kriegsende hätten nur noch drei Menschen im Ort gelebt. Gräfin Eleonore Klara, Witwe des Nassauer-Grafen Gustav-Adolf, lud damals zur Wiederbelebung ihrer Gebiete Migranten aus ganz Europa ein.

Neben französischen Hugenotten und vertriebenen protestantischen Österreichern kamen auch katholische Niederländer. Mit der ganzen Region erlebte auch Gersweiler einen Aufschwung, als im Zuge der Industrialisierung Arbeitsplätze im Bergbau und in der Stahlerzeugung entstanden. Innerhalb von 25 Jahren vervierfachte Gersweiler damals seine Einwohnerzahl. Aktuell bevölkern 6832 Menschen den Ort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort