Ausstellung Hermann Theophil Juncker und Franz Juncker Wo Mal-Kunst in der Familie liegt

Saarbrücken · „Galerieampavillon“ zeigt Werke von Hermann Theophil Juncker und Franz Juncker.

 Franz Junckers „Traumwelt“.

Franz Junckers „Traumwelt“.

Foto: Galerie am pavillon/Galerie am Pavillon

Wer Hans Karl Reuther und seine „galerieampavillon“ in der Mainzer Straße 100 kennt, weiß, dass er sich auf saarländische Künstler und meist deren Druckgrafiken spezialisiert hat. Die aktuelle Ausstellung, die wegen der Pandemie ausschließlich nach telefonischer Terminabsprache besichtigt werden kann, bildet da eine kleine Ausnahme. Denn neben den filigranen Zeichnungen des Homburger Künstlers Hermann Theophil Juncker ist auch eine reiche Auswahl an Gemälden seines Vaters Franz Juncker zu sehen.

Die Gemälde von Franz Juncker sind etwas düster, rätselhaft, geheimnisvoll. Franz Juncker wurde 1899 in Speyer geboren, studierte Theologie, wurde im Jahr 1931 Religionslehrer. Der Malstil des Homburger Künstlers, der 1980 verstarb, ist figurativ, stark vereinfacht, ohne Konturen, reduziert in Form und Farbe. Aber trotzdem ziehen die Werke den Betrachter in ihren Bann.

Immer versucht man, die Geschichten der Figuren in den Gemälden zu verstehen, das Rätselhafte zu entschlüsseln, hinter das Geheimnis des Dargestellten zu kommen. Seine Motive sind figurativ, scheinen aus dem prallen Leben zu kommen. Franz Juncker zeigt in den Gemälden Szenen von menschlichem Miteinander, von Liebe, Tod, Leid und Freude, die Zusammenhänge sind dabei aber kaum zu durchschauen. – Akte stehen da neben Tanzenden in Kostümen, farblich stark reduziert, mit seltsam blassen Gesichtern und meist dunklen Gewändern.

All das wird verstärkt durch eine seltsame Stille, die in den Gemälden vorherrscht. Denn trotz der vielen Figuren wirkt jede einzelne verloren, einsam. Vieles in diesen Gemälden erinnert an die Kunstrichtung der Neuen Sachlichkeit, vielleicht liegt darin der Schlüssel zum Geheimnis der Malerei von Franz Juncker – und zu deren Faszination.

Sein Sohn Hermann Theophil Juncker hat einst an der Akademie in Karlsruhe bei Erich Heckel studiert. Er war bis 1987 Kunsterzieher in Homburg und zeichnet noch jetzt, im hohen Alter. Fast alle der ausgestellten 35 Zeichnungen von ihm stammen aus diesem Jahr.

Und das ist noch überraschender, wenn man sieht, dass jedes einzelne Blatt nicht nur recht groß ist, sondern auch ein überschwängliches Detailreichtum an Szenen, Architekturen und Figuren bereithält, die meist in voneinander unabhängigen Größenverhältnissen und Zusammenhängen nebeneinandersetzt werden.

In den Tuschezeichnungen hat sich Hermann Juncker auf Paris und Venedig bezogen, Städte, die er von früheren Reisen her kennt. Da werden sowohl der Markusplatz oder das Moulin Rouge zur Kulisse seiner Szenen, bevölkert mit Figuren, Tieren und immer wieder auch mit Schiffen. Oder aber er hat seiner Phantasie freien Lauf gelassen, in dem er mit einer feinen, ziselierten Linie Heißluftballons, Luftschiffe oder Piratenschiffe über Landschaften platziert.

Dass Hermann Juncker auch ganz anders konnte, zeigen seine Ansichten von Homburg, interessanterweise nur mit winterlicher Landschaft. Hier vereinfacht er die Architekturen, setzt sie zu expressiven, aber topographisch genauen Bildern zusammen. Vater und Sohn Juncker – wer sie noch nicht kennt, hat in der Ausstellung die Möglichkeit, zwei beeindruckende saarländische Vertreter verschiedener Kunstrichtungen kennenzulernen.

Zeugen ihrer Zeit. Franz Juncker, Malerei. Hermann Th. Junker, Zeichnungen“, galerieampavillon, Mainzer Straße 100, zweite Etage, Saarbrücken. Geöffnet bis zum 27. Februar 2021, wegen des Lockdowns eventuell länger. Besuchstermin nur nach Vereinbarung unter Telefon (01 71) 1 77 57 38.

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