Fridays for Future macht mobil 3500 Menschen beim Klimastreik in Saarbrücken – „Die Bundestagswahl muss eine Klimawahl werden“

Saarbrücken · Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie gab es in Saarbrücken wieder eine Klima-Demo von Fridays for Future. 3500 Menschen zogen durch die Innenstadt. Es ging dabei auch um die Grünen im Saarland.

Klimastreik in Saarbrücken
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Foto: BeckerBredel

„#AlleFürsKlima“ – unter diesem Motto hat die Initiative Fridays for Future am Freitag zum Klimastreik mit Demonstration in der Saarbrücker Innenstadt aufgerufen. Um 14.30 Uhr trafen sich rund 3500 Menschen auf dem Landwehrplatz zu einer Kundgebung, um anschließend durch die Stadt bis zur Wilhelm-Heinrich-Brücke und wieder zurück zu ziehen.

Luci Niederstadt, Susanne Speicher und Serafin Jacob sprachen vor Ort die wichtigsten Punkte an: Deutschland habe sich mit dem Pariser Klimaschutzabkommen verbindlich dazu verpflichtet, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung DIW enthalte aber keines der Wahlprogramme zur Bundestagswahl ausreichende Maßnahmen, die gewährleisten würden, das Klimaziel zu erreichen. „Wir brauchen künftig eine Regierung, der die Folgen des Klimawandels bewusst sind“, sagte Ronja Wachall von Fridays for Future. „Sie muss bereit sein, alle Register zu ziehen, um der Klimakrise noch rechtzeitig entgegenzuwirken. Dafür gehen wir auf die Straße.“

Und das nicht nur in Saarbrücken: Bei der Demonstration handelte es sich um eine von über 400 deutschlandweiten Demos anlässlich des achten globalen Klimastreiks. Gemeinsam fordern die Aktivisten einen sofortigen systemischen Wandel. Laut Fridays for Future stehe im Rahmen der fortschreitenden Klimakrise nicht nur die Lebensgrundlage der jungen Generation auf dem Spiel. Es habe auch Auswirkungen auf die Psyche. Denn laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar, auf die sich die Veranstalter berufen, sollen zwei Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zukunftsängste wegen der Klimakrise haben und die Bemühungen der Regierung als unzureichend einstufen. „Die Bundestagswahl muss eine Klimawahl werden.“

Einer der Teilnehmer an der Demonstration war Benedikt Storb aus Dudweiler. „Ich finde es schwierig, dass wir erst um 14.30 Uhr mit der Demo begonnen haben. Denn der eigentliche Schulstreik ist ja dann nicht mehr möglich“, sagte der Student. Dass er seit Corona wieder bei einer Demo dabei sein kann, sei ein erhebendes Gefühl. „Es tut gut, für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Die ganze Zeit über waren die Demos im Corona-Schlaf, die Probleme aber nicht, und ich finde es ernüchternd, dass es nun anderthalb Jahre später immer noch keinen Fortschritt auf dem Gebiet gibt.“ Dass Bürger im Saarland den Grünen bei der Bundestagswahl lediglich die Erststimme geben können, findet er schade. „Und das ist untertrieben. Es ist unverantwortlich, dass das Ego und die Ignoranz Einzelner die Wahlmöglichkeit so einschränken. Ich bin nun als Wähler daran zu schauen, welche andere Partei die mir wichtigen Punkte im Wahlprogramm hat“, sagt der 24-Jährige. Er habe zwar zwei Alternativen gefunden, doch er fände es unbefriedigend in einer Demokratie nicht das wählen zu können, was er möchte, sagte.

 Für Anja Klein ist es wegen der Bundestagswahl besonders wichtig, jetzt auf die Straße zu gehen.

Für Anja Klein ist es wegen der Bundestagswahl besonders wichtig, jetzt auf die Straße zu gehen.

Foto: BeckerBredel

Anja Klein (45) ist Physiotherapeutin und nahm sich bewusst Zeit für die Demo. „Es ist aufregend, da es die erste Klima-Demo seit Corona ist. Gerade jetzt ist es besonders wichtig, auf die Straße zu gehen und Präsenz zu zeigen im Hinblick auf die Wahl“, sagt die Schwalbacherin. „Ich habe ein gutes Gefühl und Hoffnung, dass die Demo etwas bringt.“

 Benedikt Storb ärgert sich, dass er im Saarland den Grünen nicht seine Zweitstimme geben kann.

Benedikt Storb ärgert sich, dass er im Saarland den Grünen nicht seine Zweitstimme geben kann.

Foto: BeckerBredel

Die 31-jährige Carina Duemann hat gemischte Gefühle in Anbetracht der Demo. „Einerseits sind es Menschenmassen, die zusammentreffen, und das macht ein komisches Gefühl. Aber andererseits ist es gut, dass so viele da sind, und ich bin froh, dass es stattfinden kann und dass ich unter Gleichdenkenden bin.“ Durch die Grünen hätte sie dieses Jahr eigentlich sofort gewusst, wen sie wählen wollte. „Doch das geht ja jetzt nicht mehr, aber das verringert meine Unterstützung für die Grünen nicht“, sagt die Studentin. „Ich habe zwar Alternativen zum Wählen gefunden, doch ich finde es schade, dass ich überhaupt ausweichen muss.“

 Sascha Cavelius hofft, mit der Demo noch andere für das Thema Klima sensibilisieren zu können.

Sascha Cavelius hofft, mit der Demo noch andere für das Thema Klima sensibilisieren zu können.

Foto: BeckerBredel

Der Riegelsberger Unternehmensberater Sascha Cavelius hat sich seine Termine so gelegt, dass er zur Demo kommen kann. „Ich bin froh, dass etwas in der jetzt so schwierigen Zeit vor der Wahl passiert. Ich hoffe, wir können mit der Demo noch andere für das Thema sensibilisieren.“ Er freue sich, dass viele Menschen da sind und er dabei sein kann. „Das mit der Landesliste der Grünen ist schlecht gelaufen. Im Saarland fehlen nun die Stimmen, die andere Bundesländer dann auch nicht ausgleichen können. Für mich kommt keine Regierungspartei als Ersatz in Frage, daher ist es schwierig für ökologische Themen“, sagt der 46-Jährige.

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