„Fridays for Future“ Saarland Große Klimademo traf auf Schnäppchen-Tag

Saarbrücken · Am Freitag demonstrierten in Saarbrücken Tausende für ein besseres Klima, gleichzeitig verleitete der „Black Friday“ zum Einkaufen.

 3500 Saarländerinnen und Saarländern nahmen an der Demo von „Fridays for Future“ teil.

3500 Saarländerinnen und Saarländern nahmen an der Demo von „Fridays for Future“ teil.

Foto: BeckerBredel

Schnell wurden noch die letzten Banner und Plakate befestigt. Auf einigen war zu lesen: „Die Erde brennt und niemand löscht“ und „There is no planet b“ (Es gibt keinen Planeten B). Drei Tage bevor in Madrid die Weltklimakonferenz beginnt, gingen am Freitag Millionen Menschen in 3800 Städten auf der ganzen Welt auf die Straße, um gegen die Klimakrise zu protestieren. Auch in Saarbrücken rief die Bewegung „Fridays for Future“ Saarland anlässlich des vierten internationalen Klimastreiks zur Großdemo unter dem Motto #NeustartKlima auf. Nach Angaben der Polizei zogen rund 3500 Saarländer vom Tbilisser Platz vor dem Staatstheater eineinhalb Stunden durch die Saarbrücker Innenstadt.

Dirk, Tanja und ihr Sohn Max waren zum ersten Mal dabei. Dass die Demo erst um 14.30 Uhr gestartet ist, kam ihnen sehr gelegen. Denn terminlich hatte es bisher nicht geklappt. Mit dem Thema Klimaschutz setzen sie sich aber schon lange auseinander. „Wir verzichten komplett auf Plastikflaschen und versuchen, die Plastikverpackungen wegzulassen. Unseren Fleischkonsum haben wir auch reduziert. Das, was wir als Familie umsetzen können, wollen wir auch tun“, sagte Dirk. Der 14-jährige Max ist der Meinung, dass auch in seiner Schule mehr auf den Klimawandel aufmerksam gemacht werden sollte. Zwar werde das Thema vereinzelt in manchen Fächern angesprochen, aber „nicht so, wie ich es mir wünschen würde“, kritisierte er.

Fotos: Klima-Demonstration von „Fridays for Future“ in Saarbrücken
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„Fridays for Future“: Klimaschutz-Demo in Saarbrücken

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Foto: BeckerBredel

Zwei, die schon an mehreren Demos von „Fridays for Future“ Saarland teilgenommen haben, sind Lisa und Jule, beide 16. „Ich habe Angst davor, dass die Menschen es nicht endlich kapieren und nicht schnell genug etwas gegen den Klimawandel tun“, sagte Jule. Ihre Freundin Lisa machte es wütend, dass viele es eigentlich besser wüssten, es aber trotzdem ignorieren. „Und uns mit Lösungen abspeisen, die nichts wirklich ändern.“

Wie das Klimapaket der Bundesregierung: „Ein lächerliches Klimapäckchen, dass wir heute zum Absender zurückschicken wollen“, rief Julius Auer von „Fridays for Future“ Saarland ins Mikrophon. Ein „Spottpreis“ seien zum Beispiel die vereinbarten zehn Euro pro Tonne CO2. „In der Schweiz sind es 80 Euro und in Schweden 110 Euro mit passendem Sozialausgleich.“ Dafür erntete Auer ordentlich Applaus.

Im April hatte „Fridays for Future“ Deutschland Forderungen aufgestellt. „Wir wollen bis Ende 2019 raus aus allen klimaschädlichen Subventionen. Wir wollen dieses Jahr noch ein Viertel der Kohlekraftwerke abschalten. Und wir fordern die Einführung einer CO2-Steuer, die Wirkung hat. 180 Euro pro Tonne. Das sind Kosten, die laut Umweltbundesamt für die Umwelt entstehen. Das muss ausgeglichen werden“, fasste Julius Groß von „Fridays for Future“ Saarland zusammen. Die Klimaschützer drängen zudem nach wie vor auf das 1,5 Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen und fordern unter anderem den Kohleausstieg bis 2030 sowie eine Nettonull der Treibhausgase bis 2035. Die am Freitag im Bundesrat gescheiterte Pendlerpauschale bezeichnete Groß als „Katastrophe, weil sie sozial ungerecht ist“. Nutznießer seien Spitzenverdiener, da sich die Pauschale nach der Einkommensteuer richtet. Außerdem mache es das Autofahren nochmal attraktiver. Die Klimaschützer hoffen, dass das Paket im Vermittlungsausschuss nochmal überarbeitet wird.

Eine sozial-ökologische Klimawende nicht auf Kosten von Arbeitsplätzen soll es werden, sagte Rune Becker von „Parents for Future“. Das sei durchaus möglich, sagte Gerhard Wenz, Sprecher von „Scientists for Future“ Saarland. „Man kann die Stahlindustrie so umbauen, dass sie weniger CO2 produziert. Es müssen nur die notwendigen Investitionen gemacht werden. Dafür gebe es bestimmt die nötigen Mittel aus Brüssel.“

Insgesamt verlief die Demonstration am Freitag ruhig – abgesehen von den vielen Protestrufen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ schallte es durch die Dudweiler Straße, auf der Luisenbrücke und der Wilhelm-Heinrich-Brücke. Weniger entspannt war es hingegen für Autofahrer. Bis zirka 17 Uhr kam es zu vielen Staus auf den Straßen und der Stadtautobahn. Das brachte den Klimaschützern einige Male Kopfschütteln ein. Die verteilten wiederum an Autofahrer, die den Motor trotz Stillstand laufen ließen, „Buh“-Rufe.

 Wegen der Klimademo und wegen des „Black Fridays“ kam es auf der Stadtautobahn und in der Saarbrücker Innenstadt zu vielen Staus.

Wegen der Klimademo und wegen des „Black Fridays“ kam es auf der Stadtautobahn und in der Saarbrücker Innenstadt zu vielen Staus.

Foto: BeckerBredel

Die Verkehrsbeeinträchtigungen waren allerdings nicht nur auf die Demonstration zurückzuführen. Mit vielen Rabatten am so genannten „Black Friday“ lockten Händler Menschen in die Innenstadt. Für die, die mehr nach Konsum denn nach Klimaschutz strebten, gab es von „Fridays for Future“ gleich die passende Antwort: „Leute, lasst das Shoppen sein, reiht Euch in die Demo ein.“

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