Konzert in Saarbrücken Ein Chansonnier und nach Frikadellen duftende Freitagabende

Saarbrücken · Der französische Sänger und Fernsehjournalist Frédéric Zeitoun verschaffte seinem Saarbrücker Publikum einen munteren wie anrührenden Abend.

„Er kennt Gott in Frankreich und die Welt im Chanson!“ So warb SR-Mann Gerd Heger alias „Monsieur Chanson“ für das Konzert mit Frédéric Zeitoun im Rahmen der Reihe „Rendez-vous Chanson live“. Zeitoun, 1962 in Tunis geboren, ist Sänger, Chansonschreiber, Fernsehjournalist und Autor und bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Chronisten des Chansons: Seit 1998 präsentiert er regelmäßig eine Konzertrubrik beim französischen TV Sender France 2 und hat mehrere Sachbücher zum Thema veröffentlicht. Mit Chansontexten aus eigener Feder hat er außerdem diversen Vertretern des Genres zugearbeitet. Parallel steht – oder besser: sitzt er, denn Zeitoun ist Rollstuhlfahrer – seit Jahrzehnten selbst auf der Bühne, um seine Lieder zu interpretieren.

Am Mittwoch präsentierte er nun im gut besuchten Studio 1 des Saarländischen Rundfunks sein aktuelles Programm „Duos en solitaire“ zum ersten Mal in Deutschland. Für dieses Album, erschienen im April dieses Jahres, konnte Zeitoun illustre Kollegen gewinnen, darunter Michel Fugain, Yves Duteil oder Sansévérino. Außerdem auf der CD zu hören ist das Duett „Bien au contraire“ mit keinem Geringeren als Charles Aznavour, der dafür selbst die Melodie geschrieben hatte – die Aufnahme entstand kurz vor Aznavours Tod.

Jetzt stellte Zeitoun die Titel des Albums im Trio vor, und das schnurrte von der ersten Sekunde an wie Schmitz‘ Katze: Bruno Bongarçon an der akustischen Gitarre und Marc Berthoumieux am Knopf-Akkordeon swingten so munter drauf los, dass man in keinem Moment eine Rhythmusgruppe vermisste. Und auch Zeitoun, der einmal kurz ans E-Piano wechselte, ging gleich beim ersten Lied mit so viel fingerschnippendem Temperament zur Sache, dass er die Zuschauer sofort zum Mitklatschen animierte. Zwar sang er sich im Lauf des Abends einen Frosch in den Hals, dennoch schonte er seine heiser timbrierte Stimme nicht, feuerte seine Musiker schon mal mit „Olé!“ an und gestikulierte lebhaft, um noch mehr Gewicht in seine Texte zu legen. Darin geht’s humorvoll, sentimental, anrührend und lebensklug zu: Zeitoun besingt nach Frikadellen duftende Freitagabende, bluesgeschwängerte Sonntagnachmittage und Lieder ohne Interpreten.

Er singt von der Höflichkeit, der Verzweiflung, dem zweifelhaften Ruhm von TV-Promis, Ferien mit Freunden und der Vorfreude auf die Rente. Davon, was man vom Leben lernen kann, und dass es immer weitergehen muss: „Das Morgen zählt, jeder Tag ist ein Geschenk!“, bekannte er im Gespräch mit den beiden SR-Chansonexperten Susanne Wachs und Gerd Heger, die ihn zwischendurch interviewten.

Dabei plauderte Zeitoun von seiner Arbeit im Allgemeinen und dem aktuellen Album und der Kooperation mit Aznavour im Besonderen. Klar, dass auch „Bien au contraire“ hier erklang: Dazu webte Berthoumieux filigrane Girlanden und entlockte seinem ohnehin sehr vielseitig klingenden Akkordeon gar dezente Orgelsounds, derweil Bongarçon den ganzen Abend über schwungvoll die Saiten schrubbte oder nuanciert zupfte. Parallele Läufe und knackige Rhythmusmanöver landeten auf den Punkt, und insgesamt ging‘s musikalisch abwechslungsreich zu: Langsame Nummern wechselten mit flotten, bisweilen mischten sich gar Flamenco-, Tango- oder funky Rap-Elemente in den Musette. Ja, dieses Konzert war ein vorweihnachtliches Geschenk in Sachen traditionellen Textchansons.

Am Donnerstag, 26. Dezember (2. Weihnachtstag), wird das Konzert noch mal ausgestrahlt: Ab 20 Uhr ist es auf SR3 in der Sendung „Lieder und Chansons“ nachzuhören.

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