Ein kleines Stück von der Kunst für die Kunst Frans Masereels „Kuss“ von 100 Kunstfreunden „zerstückelt“

Saarbrücken · Mit der Zerteilung des großen Banners von der Wilhelm-Heinrich-Brücke sollen künftige Kunst-Projekte finanziert werden.

 Der große Druck von Frans Masereels Bild  wurde in Einzelteilen an Kunst-Förderer verkauft. Im Saal des Pingusson-Baus warteten die Stück-Werke auf ihre Abnehmer.

Der große Druck von Frans Masereels Bild wurde in Einzelteilen an Kunst-Förderer verkauft. Im Saal des Pingusson-Baus warteten die Stück-Werke auf ihre Abnehmer.

Foto: Henrik Elburn

„Küssen kann man nicht alleine“ singt Max Raabe. „Denn zum Küssen braucht man einen anderen Mund“. Und um einen Kuss so richtig zu würdigen, braucht es manchmal sogar 100 Leute. Zumindest wenn der Kuss von Frans Masereel ist.

Wer in letzter Zeit in Saarbrücken gelebt hat, kann ihn kaum übersehen haben: Zwei Jahre lang zierte eine riesige Reproduktion von Frans Masereels weltberühmtem Holzschnitt „Le Baiser“ die Außenwand des HDI-Gebäudes an der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

Das 25 mal 35 Meter große Banner hing als Gerüstverkleidung an der Fassade des Bürogebäudes, während das dahinter renoviert wurde, leuchtete von außen in Schwarz-Weiß der Kuss: Er sollte - so der Initiator Henrik Elbunrn - ein Symbol sein für die Völkerverständigung, ein Zeichen gegen das Auseinandertreiben der Gesellschaft und für ein friedliches Europa. Dafür war Frans Masereels Bild aus dem Jahr 1924 ideal, denn es zeigt den Kuss zweier Liebenden über Häuserschluchten hinweg.

Das Geld für die Installation, über 8000 Euro, hatten den die Kulturmanagerin Julia Hartnik, der Lichtkünstler Henrik Elburn und die Saarbrücker Frans-Masereel-Stiftung über eine Sammelaktion im Internet bekommen.

Im Dezember wurde dieser „Kuss für  Europa“ nun abgehängt und in Einzelteile zerstückelt. Und gegen eine selbstbestimte Spende angeboten. Mit dem Erlös wird die nächste künstlerische Intervention im Stadtraum Saarbrücken finanziert.

 „Der Kuss“ in Übergröße hing zwei Jahre lang an der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

„Der Kuss“ in Übergröße hing zwei Jahre lang an der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

Foto: Robby Lorenz

100 Kunstfreundinnen und Kunstfreunde aus unterschiedlichen Regionen haben 150 Teilstücke reserviert und unterstützen mit ihren Spenden eine weitere künstlerische Intervention im Stadtraum, die ganz im Gedanken der ursprünglichen Aktion stehen soll, wie die Akteure mitteilen. Im Pingusson-Gebäude in Alt-Saarbrücken wurden die einzelnen Stücke aufgebaut und in den letzten Tagen - unter Einhaltung aller Corona-Schutzmanßnahmen natürlich - von ihren Käufern abgeholt.
www.k8.design
www.masereel.org
http://derkuss.eu

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