Atelierbesuch bei einem, der auch Hunde malt Mit Torten in LA und Töpfen bei Mama fing’s an

Saarbrücken · Franz Schmidt hat einen spannenden Lebensweg und immer was Lustiges zu erzählen. Viele Wände – nicht nur im Saarland – zieren seine Bilder.

 Kreatives Chaos: Das Foto entstand während der Arbeit in den Innenräumen der Gaststätte IU am St. Johanner Markt.

Kreatives Chaos: Das Foto entstand während der Arbeit in den Innenräumen der Gaststätte IU am St. Johanner Markt.

Foto: Franz Schmidt/Axel Fuhrmann

Franz Schmidt hatte schon als kleines Kind zwei Talente, das Malen und das Trommeln. „In meinem Elternhaus in Neunkirchen hing noch in letzter Zeit die ganze Küchenwand mit meinen Kinderzeichnungen voll“, erinnert sich der Saarbrücker Auftragskünstler. Sein Schlagzeug dagegen bestand in seiner Kindheit aus zwei Stöcken und jeder Menge Töpfen, Dosen und sogar umwickelten Tennisschlägern.

Erst mit vierzehn Jahren erhielt er von seinem Vater ganz überraschend dann doch ein eigenes Schlagzeug. „Da haben sich Nachbarn über die Lautstärke beschwert, die gar nicht in unserer Nähe wohnten“, sagt er lachend.

Überhaupt lacht man mit Franz Schmidt viel und gerne. Immer wieder fügt er lustige Anekdoten ein, wie die, dass er nach dem Abschreiben in den Heften seiner Klassenkameraden auf dem Deutsch-Französischen-Gymnasium in Saarbrücken schon mal gerne zum Dank einen „echten Franz“ hinterließ, eine kleine Lehrerkarikatur samt gemaltem Rahmen.

Nach dem Abitur überlegte er ernsthaft, ein traditioneller Kodo-Trommler in Japan zu werden. Aber dann tat es auch eine amerikanische Band in Heidelberg, mit der er vier Jahre lang in verschiedenen Clubs in Rhein-Neckar spielte. „Da wollte ich noch Rockstar werden“, sagt er und lacht wieder.

1989 ging er daher mit den englisch-amerikanischen Musikern seiner Band nach New York, schlug sich dort als Türsteher und Drummer in Blues-Sessions durch, wohnte mit vier Mann auf 30 Quadratmetern. „In der Zeit habe ich sehr viel gelernt, mehr als an jeder Schule“, sagt er heute. Daneben zeichnete er auch einen Comic über seine Band, der auf Umwegen in Los Angeles landete und ihnen eine Einladung dorthin einbrachte.

In Los Angeles angekommen, stellte Franz Schmidt ernüchtert fest, dass es Tausende Musiker gab, dass jeder dort Rockstar werden wollte. So bewarb er sich bei einer „Job Factory“, die ihm eine Arbeitsstelle bei einem mexikanischen Bäcker vermittelte – um Kuchen zu gestalten. „Dort habe ich zum ersten Mal ein Airbrush-Gerät in der Hand gehabt. Mit Lebensmittelfarben habe ich dann Torten besprüht“, sagt er.

Die Technik machte ihm viel Spaß, witzige Gestaltungen lagen ihm im Blut, und so wurden seine Torten ein großer Erfolg. Neben einer Torte für den Spitzenschwimmer Mark Spitz und der Torte für den Empfang nach der Ehrengrammy-Verleihung an James Brown gestaltete er auch eine für Burt Reynolds.

„Es war eine Torte anlässlich einer Pilotsendung für eine neue Serie. Aber ausgerechnet bei dieser Torte stimmte etwas mit der Buttercreme nicht, und die Farben liefen ineinander. Burt Reynolds wollte die Torte trotzdem sehen, sagte, sie passe prima, denn sie sei so schrecklich wie der ganze Film, und nahm sie mit“.

In dieser Zeit wird es auch gewesen sein, dass Franz Schmidt anfing, T-Shirts und erste Wände zu gestalten – als Auftragsarbeiten. Und ihm wurde klar, dass er mit der Malerei sein Leben verdienen wollte. Daher kam er zurück nach Europa, wollte an die Kunsthochschule in Montpellier, blieb dann aber doch in Saarbrücken, wohnte mehrere Jahre in Freyming-Merlebach.

Seit 2011 lebt er wieder in Saarbrücken, arbeitet freiberuflich als Illustrator, Wandgestalter und Karikaturist. „Das mit den Karikaturen ist eine Zeitlang super gelaufen. Ich habe auf vielen Events für große Firmen die Gäste karikiert.“

Heute kann man im Saarland diverse Wände von ihm bewundern, wobei es sich ausschließlich um Auftragsarbeiten handelt, die nach Entwürfen und in Absprache mit den Auftraggebern entstanden sind. „Ich habe noch nie eine Wand illegal besprüht“, sagt er dann auch.

Seine erste große Wandfläche ist bis heute noch erhalten, dabei handelt es sich um fliegende Haushaltsgeräte in der Straße des 13. Januar 32. Seine Werke zieren auch einige Zimmer, sowie den Konferenzraum und das Bistro des Hotels am Triller, ebenso die Innenräume des Restaurants „IU“ am St. Johanner Markt.

„In Bexbach habe ich die Wände einer Schokoladenfabrik gesprayt, ich glaube, das ist meine größte Arbeit bisher mit über 100 Quadratmetern.“ Im letzten Jahr kam auch noch die Gestaltung des Calypso Bades dazu, und ihm liegt eine Anfrage aus Dubai vor. „Wegen Corona kann ich da aber erst mal noch nicht hin, ich mache Homeschooling mit meinen Kindern“, sagt der liebevolle Vater.

Ein Auftrag, den er aber dieser Tage in Angriff nehmen wird, ist die Gestaltung zweier Metallwände in der Nähe von Otzenhausen. „Am Ortsrand befindet sich ein Stück des Westwalls, das als Mahnmal wieder sichtbar gemacht werden soll. Dafür wurden die Reste freigelegt, und verschiedene Künstler werten den Rundgang auf. Ich werde zwei Metallwände in der Form der Höckerlinie gestalten“, berichtet er.

 Dieses Foto von Franz Schmidt entstand während seiner Wandmalerei für die Bexbacher Schokoladen-Fabrik Fuchs & Hoffmann.

Dieses Foto von Franz Schmidt entstand während seiner Wandmalerei für die Bexbacher Schokoladen-Fabrik Fuchs & Hoffmann.

Foto: franz schmidt/Jörg Jacobi
 Auch solche Wandbilder malt Franz Schmidt: Die speisenden Hunde schauen von der Mauer einer Hundepension in Großrosseln.

Auch solche Wandbilder malt Franz Schmidt: Die speisenden Hunde schauen von der Mauer einer Hundepension in Großrosseln.

Foto: schmidt/franz schmidt

Bliebe die Frage nach der Musik. „Ich trommele immer noch. Wir haben eine Band, die ,Burning Hobos’, und hatten im letzten Jahr trotz Corona einen Auftritt in ,Jochems Kneipe’ in Riegelsberg. Ich freue mich schon, wenn es mit der Musik wieder losgeht“, sagt Franz Schmidt, der erfolgreiche Tortengestalter und Streetart-Künstler, der beinahe auch Rockstar geworden wäre.
www.bilderschmied.de

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