Lichtinstallation für die Martinskirche Köllerbach Bezaubernde Unendlichkeit auf dem Kirchturm

Köllerbach · Besonders schöne Winterabende gibt es zur Zeit in Köllerbach. Die Martinskirche wurde vom Lichtkünstler François Schwamborn illuminiert. Aber das ist noch nicht alles, was hier passiert.

 800 Jahre schon steht die Martinskirche in Köllerbach. Zur Feier gibt es ein besonderes Licht.

800 Jahre schon steht die Martinskirche in Köllerbach. Zur Feier gibt es ein besonderes Licht.

Foto: BeckerBredel

Die aktuelle Lichtinstallation auf dem Turm der Martinskirche in Köllerbach ist dezent, zurückhaltend, und doch sehr ästhetisch und bezaubernd. Sie ziert den aus großen Quadern gemauerten Turm der wunderschönen gotischen Kirche, deren erste Erwähnung im kommenden Jahr 800 Jahre alt wird.

Aus diesem Grund setzt sich die weiße Illumination aus der Zahl 800 zusammen, die mal vervielfacht herabrieselt, mal wie Luftblasen im Wasser von unten nach oben blubbert, die tanzt, schwebt und dann zu einer einzigen großen, liegenden Zahl Acht kulminiert, dem mathematischen Zeichen für die Unendlichkeit.

Sieben Minuten dauert die Animation, die bis zum 4. Februar täglich in einer Dauerschleife von 18 bis 22 Uhr zu sehen ist. Sie bildet den künstlerischen Auftakt zu den Feierlichkeiten des 800. Jubiläums der Martinskirche.

François Schwamborn (links), hier mit Peter Michael Lupp (Mitte) und Pfarrer Prof. Dr. Joachim Conrad, hat die Lichtinstallation zu 800 Jahre Martinskirche Köllerbach entworfen.

François Schwamborn (links), hier mit Peter Michael Lupp (Mitte) und Pfarrer Prof. Dr. Joachim Conrad, hat die Lichtinstallation zu 800 Jahre Martinskirche Köllerbach entworfen.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Idee dazu hatte Peter Michael Lupp, Kulturreferent des Regionalverbandes. „Im wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Martinskirche haben wir überlegt, wie das Jubiläum der Kirche würdig gefeiert werden kann. Und da die Martinskirche auch ein Ort der Kunst und Kultur des Regionalverbandes ist, hat es sich angeboten, eine temporäre Kunstaktion zu veranstalten“, erklärt er.

Die Idee mit der Lichtinstallation lag ebenfalls nahe, denn der Regionalverband hat schon bei der temporären Kunstaktion „Streitfall Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung?“ in der Katholischen Kirche Maria Heimsuchung in Auersmacher mit dem Saarbrücker Lichtkünstler François Schwamborn erfolgreich zusammengearbeitet. Dass der für die Lichtinstallation die Zahl 800 als Symbol für das Jubiläum und für die Unendlichkeit nutzen würde, lag ebenfalls nahe.

Die Ausführung war allerdings komplizierter. „Wir hatten nur von einer Stelle aus die Möglichkeit, die Projektion unterzubringen, und das ist das katholische Schwesternheim gegenüber“, erklärt Prof. Dr. Joachim Conrad, Pfarrer und großer Kenner der Martinskirche. Gerade erst hat er eine 800 Seiten umfassende Festschrift zum Kirchenbau veröffentlicht, ebenfalls pünktlich zum Jubiläumsjahr. „Aber vom Schwesternheim aus kann nur eine Seite des Turms als Projektionsfläche genutzt werden und die zeigt nicht Richtung Ortsmitte.“ Dafür befindet sich gleich neben dem Kirchhof ein gepflasterter Parkplatz, von dem man einen sehr guten Blick auf Turm, Projektion und Kunstwerk hat, wo man sich auch gut aufhalten kann, um sich das Kunstwerk in Ruhe anzuschauen.

Ein weiteres Problem war, dass der Turm nicht verputzt ist, wie die übrige Kirche. Denn, so François Schwamborn, es ist schwierig, eine Sandsteinfläche zu bespielen. „Der Sandstein schluckt das Licht. So konnte ich keine farbige Illumination gestalten, die Farben wären nur verfälscht zu sehen gewesen“.

Vor rund sechs Monaten entwickelte François Schwamborn die ersten Ideen für die Illumination, dann erstellte er mit einem Computerprogramm eine intelligente Lichtquelle, die die feinen und bewegten Lichtanimationen auf den Turm überträgt. Dafür hat er im PC auch den Turm grob nachgezeichnet, um die Projektion genau darauf abzustimmen. Aus dem Rohmaterial wurde dann die Animation geschnitten, die nun zu sehen ist.

Und die ist bezaubernd, sind sich alle einig. „Innerhalb der Kirche gab es schon häufiger Kunstaktionen. Aber dass die Kirche selbst ein Teil eines Kunstwerks ist, das gab es noch nie“, sagt Dr. Joachim Conrad. Auch Peter Michael Lupp ist von dem Ergebnis begeistert. „Die Kunst der Gegenwart in die ländlichen Räume zu tragen, ist ein Anliegen des Regionalverbandes. Dass das hier gelingt und auch so gut umgesetzt wurde, das macht froh“.

Positive Rückmeldungen hat der Pfarrer der Kirche schon mehrfach erhalten, bei der Vernissage oder den Abendmessen. Aber nicht nur dann. „Als ich dieser Tage abends aus der Kirche kam, standen einige Menschen in kleinen Gruppen zusammen, und haben gemeinsam das Kunstwerk betrachtet. Sie sind nur dafür zur Kirche gekommen. Und das hat mich dann doch sehr überrascht“, sagt er und lächelt.

Zum Jubiläumsjahr der Martinskirche wird – neben der Lichtinstallation – ein umfangreiches Festprogramm stattfinden. In jedem Monat wird ein Konzert samt Vortrag veranstaltet, dazu kommen verschiedene Gottesdienste nach historischen Vorgaben. Der erste Gottesdienst, eine gregorianische Messe, findet am 8. Januar um 10.30 Uhr statt, das erste Konzert am 22. Januar, „Epiphanias“ mit dem Großen Blasorchester des Orchestervereins Wadgassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort