Wer kümmert sich auf der Folsterhöhe? Hoffnungen und Sorgen im Hochhausviertel Folsterhöhe – und wie ein Judoclub Hilfe bietet
Saarbrücken-Folsterhöhe · Auf der Folsterhöhe leben in den Hochhäusern der städtischen Siedlungsgesellschaft hunderte Menschen mit Migrationshintergrund. Wer kümmert sich um deren Hoffnungen und Alltagssorgen? Welche Rolle spielt der Judoclub dabei?
Aus dem lichtdurchfluteten Gemeinschaftsraum des Judoclubs Folsterhöhe/Alt-Saarbrücken von 1999 geht der Blick durch die Fenster ins Grüne und auf ein Hochhaus der Siedlungsgesellschaft. Eine Frau führt ihren Hund über die von Maulwürfen bearbeitete Wiese. Drinnen sitzt Lothar Bock, 64, der Gründer des Judoclubs, an einem Tisch und sagt: „Der Kontakt unter den Menschen ist gut hier auf der Folsterhöhe. Aber es leben hier auch viele Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion. Die sind zwischen 80 und 90 Jahre alt, deren Kinder leben weit weg und kommen einmal im Jahr zu Weihnachten vorbei. Die haben nichts.“ Bock, der seit seiner Flucht aus Magdeburg im Herbst 1989 über die grüne Grenze zwischen Tschechien und Bayern in Saarbrücken lebt, weiß um die Einsamkeit dieser Seniorinnen. „Viele sprechen nicht richtig Deutsch, obwohl sie seit 30 oder 40 Jahren hier wohnen“, beschreibt Bock die Lage in den Wohntürmen. Deshalb wolle der Judoclub sein Clubheim, das früher eine Gaststätte war und von der Siedlungsgesellschaft den Judokas zur Verfügung gestellt wurde, öffnen: als Treffpunkt auch für diese älteren Semester aus der ehemaligen Sowjetunion, die dort Kaffee und Tee trinken könnten. Und sich unterhalten mit all jenen, die einsam in den anonymen Wohnblöcken vor den Fernsehern sitzen und auf einen Anruf eines Angehörigen warten. Auf der Straße Hirtenwies zieht derweil eine Seniorin ihren Einkaufstrolley zum Aldi-Markt, wo sie vielleicht das einzige Gespräch an diesem Tag führen wird – an der Kasse.