Durch die Nacht Fledermaustour mit Explosionsversuch

Dudweiler · Biologe Markus Utesch nahm Saarbrücker Kinder und Erwachsene auf eine Nachtwanderung vor den Toren der Stadt mit.

Rund 60 junge Fledermausforscher erlebten am Freitagabend mit dem Biologen Markus Utesch und seiner Hütehündin Kuta eine spannende Nachtwanderung auf den Spuren der Fledermäuse rund um den Netzbachweiher. „Kleine Fledermausforscher nach vorne“, forderte der Biologe immer, wenn es spannend wurde: „Dann könnt ihr mich besser hören.“ Und dabei gab es viel zu lernen. Zum Beispiel, dass die kleine Emma, eine der jüngsten Expedi­tionsteilnehmerinnen, Fledermäuse, die sie tagsüber hilflos auf dem Waldboden liegen sieht, nicht anfassen soll: „Denn die Fledermaus bekommt dann Angst und beißt der vermeintlichen Angreiferin schmerzhaft in den Finger.“

Übrigens: „Die Fledermaus hat ein ganz anderes Gebiss als wir: Lauter nadelspitze Zähne, die sich gut eignen, um dicke Insektenpanzer zu knacken.“ Und damit war auch schon die Lieblingsspeise der „Handflieger“ geklärt. Handflieger? Das ist die Übersetzung des Namens, unter dem die Biologen die Fledermaus in die Fauna eingegliedert haben. Denn die Gattung hat aus den Knochen, die uns als Greifwerkzeuge dienen, mit lederartiger Haut überzogene Fluggeräte ausgebildet. Der Experte: „Im Verhältnis haben sie extrem lange Fingerknochen entwickelt.“ Nur das, was bei uns der Daumen wäre, ist nicht in den Flugapparat integriert: „Am Ende hat die Fledermaus einen Haken, an dem sie sich wie Batman an einer Wand einhaken kann, um hochzuklettern.“

Die ersten Fledermäuse der Wanderung leben nicht mehr. Utesch zeigt die toten Tiere in einem Glas und weiß, warum jetzt vor allem die Erwachsenen staunen: Sie haben sich die Fledermäuse größer vorgestellt, nicht so winzig. Der „Explosionsversuch“, den Utesch anschließend mit den Kindern inszeniert, demonstriert warum. Und so geht’s: „Legt die Ellenbogen und Fäuste ganz dicht an den Körper und stellt Euch dicht zusammen“, fordert er zunächst auf. So eng, erklärt er nebenbei, leben die Weibchen mit ihren Nachkommen in ihren Bruthöhlen, um gemeinschaftlich mehr kuschelige Wärme zu produzieren. „Jetzt breitet die Arme aus, und geht so weit auseinander, dass ihr euch nicht mehr berührt.“ Jetzt brauchen die Jungs und Mädchen wesentlich mehr Platz, sodass Utesch noch scherzend warnt: „Passt auf, dass ihr keine Eltern ins Wasser schubst.“ Passiert selbstverständlich nicht, aber der Demonstrationszweck ist erfüllt: „Eine Fledermaus ist ausgebreitet drei Mal so groß.“ Weil sie fliegend wesentlich öfter auffällt, und nicht fliegend eher mit einer winzigen Maus verwechselt werde, bleibe sie größer im Gedächtnis der Erwachsenen.

Schon während noch die letzten Vögel des Tages ihre Nester aufsuchten, beobachteten die jungen Forscher die winzigen Fledermäuse in ihrem Tagesquartier. Dafür hatte Utesch eine Infrarotkamera dabei, mit der er Wärmebilder aus einem Fledermauskasten zeigte. „Fledermäuse, die zu dieser Jahreszeit einzeln schlafen, sind in den meisten Fällen Männchen, weil die Weibchen die Jungen in Brutgruppen mit anderen Weibchen aufziehen“, erklärte er.

Die Kinder erfuhren auch, warum Fledermäuse nachts auf die Jagd gehen. Utesch: „Sie jagen die gleiche Beute wie die Vögel, die tagsüber jagen.“ Die fliegenden Säugetiere haben sich im Laufe ihrer Entwicklung auf die Nacht spezialisiert. Beute und Hindernisse orten die Fledermäuse dabei mit Ultraschall – das wussten die meisten. Dazu passt der Versuch mit der Wasserpistole: Tim sollte mit geschlossenen Augen den Fledermausexperten mit dem Wasserstrahl treffen und musste sich dabei nur auf seine Ohren verlassen. Utesch: „Da seht ihr, wie schwierig es die Fledermäuse haben. Utesch hatte sogar ein Gerät dabei, mit dem man die hohen Töne im Ultraschallbereich, die Menschen normalerweise nicht wahrnehmen, hören konnte. „In unserer Gegend benutzen sie als einzige Lebewesen Ultraschall.

Dabei zeigte er, dass man die 24 in Deutschland heimischen Arten an ihren Rufen unterscheiden kann: „Die Zwergfledermaus klingt melodisch, der Abendsegler eher nach flipp, flapp, die Wasserfledermäuse schnattern eher.“

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