Fitness-Test auf der Drehleiter

Saarbrücken. Wer hoch hinaus will auf der Karriereleiter der Berufsfeuerwehr, muss erst die Sprossen der Drehleiter bezwingen. 30 Meter ragt der Korb des Löschfahrzeugs auf dem Vorplatz der ATSV-Halle in den Saarbrücker Himmel - ungefähr so hoch wie ein zehnstöckiges Haus. 93 Aluminium-Sprossen müssen die Teilnehmer des Sporttests der Berufsfeuerwehr hochklettern

Saarbrücken. Wer hoch hinaus will auf der Karriereleiter der Berufsfeuerwehr, muss erst die Sprossen der Drehleiter bezwingen. 30 Meter ragt der Korb des Löschfahrzeugs auf dem Vorplatz der ATSV-Halle in den Saarbrücker Himmel - ungefähr so hoch wie ein zehnstöckiges Haus. 93 Aluminium-Sprossen müssen die Teilnehmer des Sporttests der Berufsfeuerwehr hochklettern."Schon mal da oben gewesen?", frage ich. "Nur einmal im Korb mitgefahren. Aber selber geklettert? Noch nie", antwortet Kevin Beyer. Er ist einer von 30 Teilnehmern, die den Alltag eines Berufsfeuerwehrmanns am eigenen Leib erleben wollen. Kraft, Ausdauer und Koordination sind die wichtigsten Eigenschaften, die Aspiranten für eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr mitbringen sollten. Und natürlich dürfen sie keine Höhenangst haben.

Vom Sprungturm im Freibad springe ich bedenkenlos. Doch als ich mir den Sicherheitsgurt anlege und mit den Händen die kalten Sprossen umfasse, zittern mir die Knie. Zeit zum Nachdenken bleibt wenig: In weniger als 70 Sekunden muss ich oben sein. Das ist die Mindestanforderung beim Sporteinstellungstest der Berufsfeuerwehr. Nach 61 Sekunden schlage ich oben an - die erste Hürde ist geschafft.

Auch Kevin Beyer erklimmt die Leiter in der vorgegebenen Zeit. Der 22-Jährige ist seit seinem zehnten Lebensjahr bei der freiwilligen Feuerwehr. Ende des nächsten Jahres nimmt er am Einstellungstest teil, bei dem das sportliche Können der künftigen Brandmeister geprüft wird. Feuerwehrmann zu werden ist sein Traum. Damit der einmal wahr wird, büffelt er fleißig, um seine Ausbildung zum Industriemechaniker abzuschließen. Denn wer Feuerwehrmann werden will, muss eine abgeschlossene Ausbildung und ein Jahr Berufserfahrung mitbringen.

Dennis Posth hat diese schon hinter sich. Der 20-Jährige ist gelernter Industriekaufmann. Er ist gekommen, um beim "eigentlichen" Test gut vorbereitet zu sein. Was ihn am Beruf so fasziniert? "Der sportliche Aspekt, die Teamarbeit. Dabei tut man noch etwas Gutes für die Gesellschaft. Und ganz besonders: die Technik. Mit Spreizer und Schere im Löschfahrzeug im Einsatz sein, das reizt mich besonders." Die Arbeitsgeräte der Feuerwehr bekommen die Teilnehmer bei diesem Test nicht in die Hand. Dafür müssen sie die 100 Meter in 15,5 Sekunden packen. Wer das schafft, quält sich durch den Parcours, der in der Sporthalle des ATSV aufgebaut ist: Mit Sandsack in der Hand müssen die Teilnehmer über einen Schwebebalken balancieren. Beim Kasten-Bumerang-Test gilt es, im Uhrzeigersinn Hindernisse zu überwinden: zuerst über ein Kastenteil klettern, dann untendurch kriechen. Bei den meisten sorgt das für aufgeschürfte Knie. Dann soll eine 75 Kilogramm schwere Puppe "geborgen" werden: drei Runden mit dem Ungetüm im Schlepptau drehen - da brennen die Oberschenkel. Auch bei Silke Pirrot, der einzigen Frau. "Manche Stationen sind heftig, der Test ist aber auf jeden Fall machbar", sagt die 28-jährige. Das war nicht immer so: Bisher wurden die unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen unzureichend berücksichtigt. Die Sporthochschule Köln hat nun einen Einstellungstest entwickelt, bei dem Chancengleichheit besteht. "Beispielsweise wurden die Klimmzüge und Weitsprungdisziplinen aus dem Test gestrichen", sagt Jürgen Reiber von der Berufsfeuerwehr. Der Test bewährt sich an diesem Tag: Silke Pirrot besteht in beinahe allen Disziplinen. Den abschließenden 3000-Meter-Lauf schafft sie jedoch nicht in der vorgegebenen Zeit. Entmutigen lässt Silke sich davon nicht: bis zum "richtigen" Einstellungstest Ende 2013 habe sie noch Zeit zu trainieren. Besteht sie den, wäre sie erst die dritte Berufsfeuerwehrfrau im Saarland. Klar, dass da auch Feuerwehr-Chef Josef Schun fordert: mehr Frauen in die Feuerwehr!

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