„Blieb nur der Sprung in die Brennnesseln“

Fechingen · Zwischen Flughafenstraße und Bischmisheim liegt ein Feldweg, der für Kraftfahrzeuge gesperrt ist. Radler und Wanderer beschweren sich, dass der Weg immer wieder als Abkürzung oder Rennstrecke missbraucht wird.

 Das geht, wenn keiner vorbeirast: Wolfgang Altpeter und Enkelin Sophie Köster üben Radeln auf dem Weg von Bischmisheim nach Fechingen. Foto: Becker&Bredel

Das geht, wenn keiner vorbeirast: Wolfgang Altpeter und Enkelin Sophie Köster üben Radeln auf dem Weg von Bischmisheim nach Fechingen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Drei, vielleicht auch vier Mal im Jahr werden beim Saarbrücker Amt für Stadtgrün und Friedhöfe wieder 200 Euro für eine Routinearbeit in Fechingen fällig. Das Schloss an der Schranke, die den städtischen Feldwirtschaftsweg von der Flughafenstraße nach Bischmisheim versperrt, wurde wieder einmal aufgebrochen oder unbrauchbar gemacht und muss erneuert werden. Es ist für viele Verkehrsteilnehmer wohl zu verlockend, sich Zutritt zu dieser offiziell "Messweg" heißenden Strecke zu verschaffen. Sie schrecken auch nicht vor Sachbeschädigung zurück. Insider überlisten die nicht stabile Schrankenkonstruktion sogar mit einem Kartoffelschäler, wie ein Anwohner beobachtet.

Hinzu kommt, wie Stadtförster Ralf Blechschmidt weiß, die Bequemlichkeit einiger Grundstücksbesitzer und Landwirte. Sie besitzen selbstverständlich einen Schlüssel zu der Pforte, schließen sie aber nicht immer hinter sich - das ist dann wie eine Einladung für alle, den beliebten Freizeit-, Rad- und Wanderweg mit Motorkraft befahren. "Ich kann diese Leute gar nicht verstehen, sie sparen gefühlt gegenüber der regulären Straßen anderthalb bis zwei Kilometer", schildert Wolfgang Altpeter aus Bischmisheim. Der Ruheständler ist hier oft mit dem Enkelkind unterwegs und hat bereits einige gefährliche Situationen erlebt. Wegen des Lärms von der nahen Autobahn sind die Autos auf dem Feldweg oft erst spät wahrzunehmen; Ausweichen ist oft schwierig. "Neulich ist mir abends ein Franzose mit 80 Sachen entgegengekommen, mir blieb nur der Sprung in die Brennesseln", schildert ein Fechinger.

Auf Bischmisheimer Seite ist die Schranke übrigens seit Jahren entfernt worden. Sie lag so verdeckt, dass sie regelmäßig zertrümmert worden war. Hier steht heute nur noch ein Schild, das eine Sackgasse und die fehlende Wendemöglichkeit anzeigt - die aber keine ist, wenn am anderen Ende die Schranke offensteht.

Ein Spaziergänger, der hier täglich mit dem Hund unterwegs ist, beobachtet nicht nur "wie bekloppt rasende Motorräder", sondern auch Lastwagen von Industriefirmen, Kleinbusse, Pizzalieferanten, Jäger und Eltern, die ihre Kinder zum Reiten bis an den Stall kutschieren. "Wir schlagen uns seit Jahren mit diesem Problem herum", sagt Stefan Weiter vom Amt für Stadtgrün und spricht von einem "Highway-Syndrom" und einem "Misserfolgs-Modell Schranke".

Was also tun? Förster Blechschmidt ist mutig genug, immer mal wieder Kennzeichen aufzuschreiben, Fotos mit dem Handy zu machen und die verkehrswidrige Nutzung als Ordnungswidrigkeit anzuzeigen, selbst wenn es Bekannte oder Amtspersonen trifft. Er wünschte sich, dass möglichst viele Naturliebhaber es ihm gleichtun und die Erkenntnisse an die Ortspolizei oder an den Stadtforst weitergeben. So lange die Verfahren nicht bis zu einer Gerichtsverhandlung führten, und das sei die Regel, blieben die Informanten anonym. Ein Anlieger der Fechinger Seite schilderte unserer Zeitung allerdings, dass er bereits eine Art Drohbrief vom Anwalt eines Falschfahrers bekommen habe. Vorwurf: Beschuldigung eines unschuldigen Bürgers. Auch sei er von Benutzern des Weges, die er auf Fehlverhalten hingewiesen habe, bedroht und beschimpft worden. Sein Fazit: Hier sei offizielles Einschreiten des Ordnungsamtes und der Polizei gefragt. Sein Vorschlag: Schranke weg und Poller auf der Fahrbahn, die nur von den Landwirten und ihren Traktoren überfahren werden können. Das wäre aber wohl eine zu große Hürde für diejenigen , die auf ihre Wiese wollen. Man wird sie nicht zwingen können, einen Allradler zu kaufen.

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