Fahrschule setzt auf emissionsfreie Fahrzeuge „Generation Greta“ lernt im Wasserstoff-Auto fahren

Saarbrücken/Zweibrücken · In Saarbrücken lockt eine Fahrschule, die auf herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verzichtet, umweltbewusste Fahranfänger.

Fahrlehrer Rouven Klein (rechts) und Fahrschüler Adrian Bredebusch schauen nach der Brennstoffzelle des Wasserstoff-Fahrschulautos. Die Fahrschule VooVooDrive in Saarbrücken ist die erste bundesweit, die ein Brennstoffzellenfahrzeug zu einem Fahrschulauto gemacht hat.

Fahrlehrer Rouven Klein (rechts) und Fahrschüler Adrian Bredebusch schauen nach der Brennstoffzelle des Wasserstoff-Fahrschulautos. Die Fahrschule VooVooDrive in Saarbrücken ist die erste bundesweit, die ein Brennstoffzellenfahrzeug zu einem Fahrschulauto gemacht hat.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Adrian Bredebusch bezeichnet sich selbst als umweltbewusst. Er ist zwar nicht an jedem Freitag, an dem es möglich war, auf die Straße gegangen, unterstützt aber die „Fridays for Future“-Bewegung und ihre Forderung nach mehr Klimaschutz aktiv. Dass der 23-Jährige aus beruflichen Gründen einen Führerschein machen muss, passt nicht ganz in sein Denken. Doch sein Unbehagen, mit Fahrstunden selbst zum CO2-Ausstoß beizutragen, ist kleiner geworden – er nimmt Unterricht in einer Fahrschule in Saarbrücken, die komplett auf herkömmliche Verbrennermotoren verzichtet.

Bei der Suche nach einer Fahrschule habe er zwar eine günstigere Alternative entdeckt, sagt Bredebusch. Doch das Konzept von „VooVoo Drive“ habe ihn einfach überzeugt, „weil dort ein Umweltbewusstsein existiert, das in die richtige Richtung geht. Und weil sie dort Pioniere sind mit Wasserstoff, einfach zukunftsorientiert und nachhaltig.“ Der Saarländer ist überzeugt, dass er mit seiner Meinung nicht alleine dasteht. „Ich bin sicher, das sagt auch anderen jungen Menschen zu. Denn wir sind die, die diesen Planeten auch noch die nächsten 50, 60 oder 70 Jahre erleben werden. Und dementsprechend sehe ich mich mit in der Verantwortung, etwas dazu beizutragen.“

Hinter der Saarbrücker Fahrschule – die damit wirbt, Deutschlands erste Fahrschule mit Wasserstoffauto zu sein – stehen die Jungunternehmer Sven Schmitt und Rouven Klein. Sie bilden mit Autos aus, die mit Strom, Biomethan und Brennstoffzellen (Wasserstoff) angetrieben werden. „E-Autos gibt es schon einige in Fahrschulen“, meint Harald Klein, Vater des einen Gründers und Sprecher des Betriebs. „Aber wir bieten wirklich eine absolute Premiere.“ Denn mit Hilfe des Partners Toyota Deutschland sei zum ersten Mal bundesweit ein Brennstoffzellenfahrzeug zu einem Fahrschulauto umgebaut worden.

Nach Gesprächen mit den ersten vier Fahrschülern ist Klein überzeugt, dass sein Sohn und dessen Partner auf dem richtigen Weg sind: „Der Ruf nach einer emissionsfreien Innenstadt wird immer lauter. Gerade junge Leute geben Acht auf die Umwelt und die Zukunft. Und jetzt kommt die ‚Generation Greta Thunberg’ in die Fahrschulen“, meint er. Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) begrüßt das Konzept. „Wir wollen die Lebensqualität in unseren Städten verbessern, wir wollen das Klima schonen und den Verkehr rollen lassen: Dazu brauchen wir neue Mobilitätskonzepte“, sagt sie. Gerade Fahrschulen seien wichtige Multiplikatoren: Fahranfänger verlören die Scheu und Skepsis vor alternativen Antrieben, und ihr Sinn für umweltbewusstes Fahren werde geschärft.

Der Landesverband der Fahrlehrer Saar verzeichnet ein wachsendes Umweltbewusstsein bei Schülern: „Viele fragen mittlerweile bewusst nach Automatik-Technik“, sagt der Vorsitzende Detlef Mühlast. Diverse Fahrschulen seien bereit, in E-Autos zu investieren, auch wenn die teurer seien. „Das mit den Kosten hat sich mittlerweile relativiert“, sagt Mühlast mit Blick auf den Umweltbonus, den es von Bund und Herstellern und auf besondere Konditionen einiger Firmen gibt.

Von den 300 Fahrschulen im Saarland hätten höchstens ein Drittel Elektroautos. Doch auch in Autos mit Verbrennermotoren und Schaltgetriebe könne und müsse man umweltschonendes Fahren lernen. „Das ist nicht nur in der Theorie, sondern auch in den Prüfungen ein Kriterium“, betont er. Prüfer achteten darauf, ob man bei 50 Stundenkilometern in der Ortschaft im vierten Gang fahre, damit die Drehzahl nicht so hoch sei.

Die Idee von „VooVoo Drive“, nun ein Wasserstoff-Auto einzusetzen, betrachtet Detlef Mühlast mit gemischten Gefühlen. „Ich weiß noch nicht genau, wie ich das einordnen soll“, sagt er. „Aber mit Sicherheit ist das irgendwo die Zukunft parallel zu einem Elektromotor.“ Aktuell seien die Möglichkeiten, damit zu tanken, allerdings auf eine Tankstelle in Saarbrücken-Gersweiler begrenzt. „Ich glaube, das ist vor allem ein guter Werbeeffekt.“

Der „VooVoo“-Sprecher hält dagegen: Wenn sich der Wasserstoff erst durchsetze – wie etwa in der Schweiz, wo schon Lkw damit liefen – werde auch das Tankstellennetz schnell ausgebaut. „Und dann sind wir ganz vorne.“ Dass Fahrschüler Adrian Bredebusch vielleicht ein Stück Geschichte mitschreibt, wird ihm erst jetzt bewusst: „Mein Fahrlehrer hat mir gesagt, ich sei der erste Schüler, der vielleicht weltweit in einem Wasserstoff-Auto unterwegs ist.“ Wie er das findet? „Cool!“

(dpa)
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