Kirchengemeinden protestieren

Ensheim · Die Stadt geht davon aus, dass es immer weniger Körperbestattungen geben wird. Daher will sie pro Bestattungsbezirk nur noch eine Trauerhalle mit Kühlzellen und Abschiedsräumen unterhalten.

 Blick auf den Ensheimer Friedhof. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Blick auf den Ensheimer Friedhof. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde in Ensheim haben eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Kühl- und Verabschiedungsräume auf dem Ensheimer Friedhof gestartet. Die Unterschriftenlisten werden bei den entsprechenden Fraktionen eingereicht und um ein Umdenken ersucht.

Auch ist eine Informations- und Diskussionsveranstaltung angedacht, bei der das Konzept den Bürgern vorgestellt werden soll. Hintergrund ist, dass der Ausschuss für Friedhofswesen der Stadt Saarbrücken beschlossen hat, bei der anstehenden Grundsanierung der Einsegnungshalle, die Kühlzellen und Verabschiedungsräume wegfallen zu lassen. Bei einer Körperbestattung auf dem Ensheimer Friedhof, können sich Angehörige dann nicht mehr vorher in Ensheim von ihren Verstorbenen verabschieden. Stattdessen müssen sie dazu auf den Friedhof Güdingen neu fahren, weil die dortigen Kühlzellen genutzt werden sollen.

Die Verwaltung dazu: "Der sich in der Erarbeitung befindliche Friedhofsentwicklungsplan empfiehlt noch unter Vorbehalt aufgrund der stark rückläufigen Zahl der Körperbestattungen die Reduzierung der Abschiedsräume mit Kühlzellen auf einen Standort je Bestattungsbezirk. Für den Bestattungsbezirk Ost wird als Standort für Kühlzellen der Friedhof Güdingen neu empfohlen."

Die entsprechende Verwaltungsvorlage hat der Bezirksrat Halberg Anfang September im Rahmen der Anhörung abgelehnt. Die Kirchengemeinden erläutern in ihrer Erklärung die Schwierigkeiten des Verwaltungsvorhabens: Die Kühlzellen auf dem Güdinger Friedhof seien zwar nur sechs Kilometer vom Flughafenstadtteil entfernt. Aber für ältere Menschen ohne Fahrgelegenheit ist dies eine sehr hohe Belastung, in einer ohnehin schwierigen Situation. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht man rund eine Stunde für eine Strecke mit ein- bis zweimal Umsteigen. Begründet hat die Verwaltung ihre Entscheidung damit, dass es immer weniger Körperbestattungen gibt und die erhöhten Baukosten damit nicht gerechtfertigt sind.

Die Gemeinden aber meinen: Körperbestattungen sind die traditionellen Bestattungen der christlichen Kultur, und es sollten neben den Kosten nicht noch weitere Hürden eingebaut werden, damit sich Menschen gegen eine Körperbestattung entscheiden. Es ist auch nur schwer zu akzeptieren, dass gerade an den Verstorbenen und an älteren Menschen, welche die Hauptbetroffenen sind, gespart werden muss. Zumal die Bestattungskosten ohnehin schon sehr hoch sind.

Aus diesem Grund sind sich die beiden Pfarrer Wolfgang Glitt und Stephan Meßner, sowie das Presbyterium und der Pfarrbeirat einig, dass man hier für einen Erhalt der Tradition und der lokalen Trauerkultur kämpfen muss.

Die Unterschriftenlisten liegen in den Kirchen und bei Geschenke Angelika, Hauptstraße 69A, aus.

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