Als Ensheim ein Mittelpunkt war

Ensheim · Remigius Wüstner war etwa 80 Mal im Metzer Archiv. Er hat unter anderem in Nancy und in St. Avold nach Spuren gesucht. In den saarländischen Archiven kennt er sich natürlich auch aus. Aber egal in welche alten Unterlagen er sich vergräbt, es geht immer nur um eins: Weitere Teile zur Vervollständigung des historischen Ensheim-Puzzles zu finden. Nun hat er wieder ein paar Details zusammengetragen.

 Der Heimatforscher Remigius Wüstner.

Der Heimatforscher Remigius Wüstner.

Foto: Dietze

Ensheim - für viele Saarländer bedeutet das: Flughafen. Für Remigius Wüstner ist Ensheim dagegen ein Ort, von dem aus große der Teile der Region verwaltet und entwickelt wurden. Und dazu brauchte es keinen Flughafen, sondern einen Verkehrsknotenpunkt ganz anderer Art: eine Propstei.

Im Sommer vergangenen Jahres hat Remigius Wüstner bereits einige seiner Forschungsergebnisse vorlegt. Nun hat der Heimatkundler weitere Details vorgelegt. Dafür ist Wüstner wieder weit zurückgegangen in der Geschichte Ensheims - ins Jahr 1690.

In diesem Jahr, schreibt Wüstner, "war die Propstei", eine Niederlassung der Abtei in Wadgassen, "ausgebaut". Das hieß: "Ensheim war nun Zentrum der Abtei im Osten." Zur Ensheimer Propstei, hat Wüstner recherchiert, gehörten "die Orte Ensheim , Ommershim mit dem Herzengut, Heckendalheim, Oberwürzbach, Reichenbrunn, Eschringen, Wintringer Hof, Kleinblittersdorf, Auersmacher, Sitzweilerhof, Gersweiler an der Blies, Sengscheid, Großblittersdorf und Neunkirch les Saargemünd, Rentrich, Triangel".

Und es gab klare Regeln: Jugendliche zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr, die in diesen Orten lebten, und keinen Beruf erlernten, mussten ein Jahr Dienst auf einem großen Hof leisten, schreibt Heimatforscher Wüstner.

Noch rund 230 Jahre zurück gehend, stieß Remigius Wüstner auf ein für Ensheim eher dunkles Kapitel. Ab 1458, schreibt Wüstner, mussten die Ensheimer jährlich 300 Quadersteine nach Saarbrücken und das damals eigenständige St. Johann bringen. "Die Lieferung musste auch ohne Unterbrechung während des Dreißigjährigen Krieges durchgeführt werden", sagt der Heimatkundler. Auch nach dem Krieg wurden die Untertanen nicht von dieser Pflicht befreit. "Auch nach Anträgen aus Ensheim mit der Bitte, von der Lieferung befreit zu werden, wurden diese durch Gerichtsbeschluss zurückgewiesen", erklärt Wüstner.

Erst die französische Revolution habe Ensheim von den Pflichten gegenüber den Herren von St. Johann und Saarbrücken befreit.

Für Wüstern sind die Ergebnisse seiner Forschung nur weiter Puzzlesteine, die das historische Bild Ensheims klarer machen. Er habe aber längst nicht alles geklärt. Deshalb werde er bald wieder in Archive gehen und in diesem Jahr noch weitere Ergebnisse vorstellen.

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