Musiker und Musikerinnen in der Region Er ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser

SAARBRÜCKEN · Endi Caspar spielt mehrere Instrumente, ist in vielen Projekten aktiv und fühlt sich vor allem im Jazz heimisch. Am Samstag ist ein Konzert mit Kirsti Alho.

 „Die Gitarre ist doch sehr zentral in meinem Leben“, sagt Endi Caspar, aber Schlagzeug spielt er auch.

„Die Gitarre ist doch sehr zentral in meinem Leben“, sagt Endi Caspar, aber Schlagzeug spielt er auch.

Foto: Iris Maria Maurer

Wenn die finnische Jazzsängerin Kirsti Alho am Samstag, 5. September, ihre Stimme zur „Kleinen Abendmusik“ erklingen lässt, ist in der Konzertmuschel des Deutsch-Französischen Gartens (DFG) als Duopartner der Gitarrist Endi Caspar an ihrer Seite.

Der Wahl-Saarbrücker mit dem heiteren Naturell ist in unserer Region und darüber hinaus als höchst flexibler Musiker und Instrumentallehrer gefragt. Neben der E-Gitarre spielt er unter anderem Schlagzeug und ist genreübergreifend von Jazz bis Rock, Soul und Chanson unterwegs. „Ich bin kein Spezialist, kann dafür aber alles ein bisschen“, sagt Caspar mit dem ihm eigenen Understatement – wegen seiner Vielseitigkeit ist er schon mit einem Schweizer Taschenmesser verglichen worden.

Sozialisiert wurde Andreas „Endi“ Caspar, geboren 1981 in Saarlouis, im familiären Umfeld mit den Pophits der 50er-, 60er- und 70er-Jahre. In praktischer Ausübung versuchte er sich mit fünf am Glockenspiel, dann an der Blockflöte; zur Kommunion gab’s eine Heimorgel und eine Klarinette, mit zwölf die erste Gitarre.

Lange war Endi Mitglied des Musikvereins Piano-Forte Diefflen und brachte sich in der Bigband seines Gymnasiums an Klarinette, E-Bass, Gitarre und Schlagzeug ein. Hinzu kamen Bands von Punk bis Post Hardcore, wo er auch am Gesangsmikrofon und als Songautor aktiv war; in diesem Umfeld liefen auch erste kleine Tourneen durch die Republik inklusive Studioaufnahmen.

Mit 19 schließlich die Entdeckung des Jazz und nach langem Autodidaktentum erster Gitarrenunterricht: „Weil ich wissen wollte, wie Jazzakkorde funktionieren – ich war stets fasziniert von Harmonielehre und Songwriting“, so Caspar. Dennoch: „Hätte man mir mit Anfang 20 gesagt ‚studiere doch Musik und lebe davon‘, so hätte ich diese Person vermutlich für verrückt erklärt.“

Stattdessen sollte es ein Lehramtsstudium für Gymnasien mit Englisch und Mathe sein. „Mathe fand ich aber schnell ziemlich schlimm und dachte, ich probiere es wenigstens mal mit der Musik.“ Also Wechsel zur Schulmusik mit Hauptfach Jazzgitarre; und das schließlich bis zum ersten Staatsexamen.

Freilich lief das Studieren eher „nebenher“, erzählt Caspar: Denn kaum an der Saar-Musikhochschule (HfM) angekommen, boten sich ihm eine Fülle von Auftritts- und Unterrichtsmöglichkeiten – die konnte ein Vollblutmusikus seines Schlages nicht brach liegen lassen.

Heute darf der verheiratete Vater zweier Kinder sich hauptamtlicher Gitarrenlehrer nennen, mit Festanstellung an der Musikschule Homburg und Privatschülern in Saarbrücken. „Ich versuche, meinen Schülerinnen und Schülern zu helfen, ihre Ziele mit Spaß zu erreichen – ich richte mich nach ihren Interessen und Vorlieben, habe keine Lehrbücher, sondern mache alles ‚endividuell‘.“

 Für Endi Caspars Weg als Gitarrist gilt der Vorsatz: „Jede musikalische Erfahrung bringt dich weiter: Probiere alles aus, sei ohne Vorbehalte, integer, verlässlich und habe Bock auf Musik – nie vergessen, dass es ein Privileg ist, davon leben zu können!“ Am Jazz schätzt der Vorsitzende der ebenso experimentierlustigen wie verdienstvollen Saarbrücker „Ini-Art Initiative für Musikkunst“ vor allem die „Offenheit und den kreativen improvisatorischen Ansatz, den gewissen harmonischen und kompositorischen Anspruch“ – aber, das ist ihm besonders wichtig: „Ohne zu viel sportliches Gedudel und Angeberei.“

Aktuelle Caspar-Projekte sind die deutschlandweit agierende Chanson-Band „Die Schoenen“, die Police-Formation „Roxanne“ und die rockigen Lyrikvertonungen unter dem Label „Wollie Kaiser & Generation Y“. Derzeit „im Aufbau und gnadenlos von Corona ausgebremst“ sei das Projekt „TrashJazz“, das 90er-Eurovision Dance-Hits „durch den Wolf drehen“ möchte.

„Die Gitarre ist doch sehr zentral in meinem Leben“, bekennt Caspar; sein Faible reicht weit übers Musizieren hinaus: Vergnügt werkelt er an Instrument und Ausrüstung wie elektronischen Effektpedalen, repariert und modifiziert, verschlingt einschlägige Fachliteratur und alles, was sonst noch über die magischen sechs Saiten zu finden ist.

Das Duo mit der langjährigen Wahl-Saarbrückerin Kirsti Alho sei nun ganz unspektakulär entstanden, erzählt Caspar, beide kannten einander bereits von diversen Auftritten: Die Sängerin habe einen Gitarristen gesucht und angefragt. „Isolation“ soll das Motto bei der „Kleinen Abendmusik“ lauten. „Kirsti bringt einige finnische Songs mit in die Runde, dazu kommen noch ein paar verfremdete Popsongs“, verrät Endi Caspar und kündigt außerdem „meine geliebten Effektgeräte“ an – die kommen ins Spiel, um den Sound der Gitarre und somit die gesamte Musik in eine neue Dimension zu hieven.

Konzert: Samstag, 5. September, 18 Uhr, in der Konzertmuschel im DFG. Anmeldung: Tel. (06 81) 9 05 49 02 und -49 03, E-mail: thomas.hartmann@saarbruecken.de.
www.saarbruecken.de/kultur

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