Musik Zwölf junge Entdecker besuchen Kurs an der Hochschule für Musik

Saarbrücken · „Hallo, Bonjour, schön dass du da bist Lotte. Wir machen heute Musik.“ Nicht minder schön ist, dass Martha, Lennart, Tilman, Katarina, Charlotte, Romy und all die anderen da sind. 13 Mal, für jeden im Kreis, singen sie das kleine Lied, ein Ritual, das sich später zum Abschluss spiegelt.

Elementare Musikpraxis für Grundschulkinder. Sara Boes unterrichtet unter der Betreuung von Prof. Ulrike Tiedemann.  Foto: Iris Maurer

Elementare Musikpraxis für Grundschulkinder. Sara Boes unterrichtet unter der Betreuung von Prof. Ulrike Tiedemann. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Nach jedem Durchlauf werfen die Kinder die Arme in die Luft, Paul strahlt und springt wie ein Flummi. Kaum zu glauben, dass hinter ihm und den anderen schon ein langer Donnerstag mit früh aufstehen und Mathe und Deutsch liegt.

Jede Woche um 17 Uhr finden sich die Mädchen und Jungen im Raum 220 der Hochschule für Musik zum Kurs „Elementare Musikpraxis für Grundschulkinder“ ein. Dabei geht es nicht nur um Singen, Bewegen und Musizieren mit Instrumenten und dem eigenen Körper, sondern auch um Experimentieren mit Klang. Die Kinder erfinden selbst Musik, lernen unterschiedliche Arten von Musik kennen und beschäftigen sich mit Möglichkeiten, Musik aufzuschreiben. Gestaltet wird der Unterricht von Professorin Ulrike Tiedemann und Teilnehmern des Studiengangs Elementare Musikpädagogik. Jeder von ihnen ein kleiner Hauptgewinn für seine zukünftige Schule, herrscht doch allgemein großer Mangel an Musikfachkräften. „Oft wird fachfremd unterrichtet“, bedauert Tiedemann, die selbst Instrumentalpädagogik Cello und Allgemeine Musikerziehung in Köln studiert hat.

Jedem Student stehen zwei aufeinanderfolgende Termine zur Verfügung, die er selbst gestalten darf. Für Sarah Boes ist es bereits der zweite. „Letztes Mal haben wir uns mit dem Karneval der Tiere beschäftigt. Heute dürft ihr euch eine eigene Geschichte ausdenken. Habt ihr Lust?“ Nicken und Lächeln, Luca ruft spontan „oh ja“. „Am Fluss“ lautet der Arbeitstitel, visualisiert wird selbiger durch einen mäandrierenden türkisfarbenen Schal, auf dem Boden drapiert. Basisdemokratisch stimmt die Gruppe ab, welche Tiere der zehn von Sarah Boes vorgeschlagenen mitwirken dürfen. Fliegen, Käfer und Mücken fallen augenblicklich durch, sie ernten „Iiehs“ und angeekelte Blicke. Deutlich mehr Sympathien heimsen Elefant und Löwe ein. In Zweierteams denken sich die jungen Kursteilnehmer einen Satz zu ihrem Tier aus. „Das Krokodil taucht leise unter und fängt seine Beute“, erfindet Florian.

Dann dürfen sich die Kinder Instrumente aussuchen. Oh Wunder, es folgt kein Streit um Rasseln, Trommeln, Glockenspiele, Tamburin & Co.. Alles fügt sich und schon wird ausprobiert, wie es klingen könnte, wenn ein Fisch durchs Wasser oder eine Schlange durchs Gras gleitet oder Vögel Reißaus nehmen. Kurzes Üben, dann ist es schon allerhöchste Zeit für die „Aufführung“. Beifall. Abschlusslied und die Dreiviertelstunde ist rum. Während die wartenden Eltern im Flur ihre Kinder in Empfang nehmen, bilden die Studenten einen Stuhlkreis. Manöverkritik. „Das Einbringen von Eigenem spielt bei diesem speziellen Musikunterricht eine sehr wichtige Rolle“, erklärt Ulrike Tiedemann. „Aufgabe der Lehrpersonen ist es, Anlässe zu initiieren, um individuelle, musikbezogene Erfahrungen anzuregen und ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen.“ Insofern: Alles richtig gemacht! Auch wenn Sarah Boes noch etwas mit ihren Zetteln hadert, auf denen sie die Ideen der Kinder zu hastig und deshalb schwer lesbar notiert hatte, wie sie meint.

Jeder Mensch bringt von Geburt an musikalische Fähigkeiten mit und ist musikalisch aktiv. Will man dieses Potenzial zur Entfaltung bringen und die kindliche Musikalität darüber hinaus fördern, kommt es laut Professorin Tiedemann vor allem darauf an, dem Kind vielfältige und vielseitige Angebote bereitzustellen. Konkret für den Unterricht heißt das, „die Kinder sollen in erster Linie Musik machen, also ins praktische Umsetzen, aber dann auch dazu angeregt werden, Musik immer differenzierter aufzufassen, zu erleben und auszuführen.“

Für den neunjährigen Oskar ist es bereits der dritte Tiedemann-Kurs. „In der Corona Zeit haben wir angefangen“, damals noch online, verrät seine Mutter Maren von Hülsen. Instrumente auszuprobieren macht Oskar mit am meisten Spaß. „Dieses spielerische Heranführung an die Musik, ohne eine konkrete Zielsetzung“, machen für sie den Charme dieses Kurses aus. „Es ist nicht gut, wenn man zu früh anfängt, sich zu spezialisieren.“ Die großen Töchter spielen Klarinette beziehungsweise Querflöte und besuchen eine Bläserklasse.

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