Eisdielen unter der Lupe Kontrolleure decken Tricks der Eisverkäufer im Saarland auf

Saarbrücken · Lebensmittel-Kontrolleure haben im Saarland Eisdielen näher unter die Lupe genommen. Dabei gab es in vielen Fällen unappetitliche „Auffälligkeiten“ – aber nicht in erster Linie beim Eis selbst.

Eisdielen-Kontrolleure entlarven Tricks der Eisverkäufer im Saarland
Foto: dpa/Friso Gentsch

Der Corona-Lockdown hat den Eisdielen stark zugesetzt. Der Absatz von sogenanntem Impulseis, das spontan an Eisbuden und -dielen gekauft wird, ist im vergangenen Jahr um fast ein Drittel gesunken. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie spricht von „dramatischen Rückgängen“. Auch Inhaber von Eisdielen im Saarland haben über starke Einbrüche im Verkauf geklagt. Jetzt jedoch wird wieder nach Herzenslust geleckt und geschleckt,  auch wenn viele Anbieter die Preise pro Kugel deutlich angehoben haben.

„Im Saarland hat das Speiseeis eine gute Qualität“, verkündete Umwelt- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Wie jedes Jahr stellte er die Ergebnisse der umfangreichen Kontrollen vor, die Mitarbeiter des Landesamtes für Verbraucherschutz zwischen Mai und Ende Juli durchgeführt haben. 145 Proben Speiseeis und 73 Proben Schlagsahne wurde auf Geschmack, Inhaltsstoffe und vor allem gesundheitsschädliche Keime untersucht. „Die Ergebnisse der Kontrollen belegen erneut, dass man das saarländische Speiseeis bedenkenlos genießen kann“, sagte Jost.

Petra Hattendorf vom Landesamt für Verbraucherschutz, das für die Lebensmittelüberwachung im Saarland zuständig ist, erklärte, dass in 7,6 Prozent der diesjährigen Speiseeisproben ein erhöhter Gehalt an Keimen gefunden worden sei. Dabei handelte es sich beispielsweise um Enterobakterien, die in verdorbenen Lebensmitteln nachzuweisen sind. In keiner der beanstandeten saarländischen Speiseeisproben war die Anzahl der Keime aber bereits so hoch, dass sie die Gesundheit hätten gefährden können. „Diese Bakterien deuten jedoch auf Hygienemängel bei der Herstellung hin“, erklärte Hattendorf. In drei Proben wurden bei der mikrobiologischen Untersuchung ein Bakterium namens Bacillus cereus entdeckt, das über verunreinigte Rohstoffe wie Obst, Nüsse oder Milch ins Eis gerät. Doch auch hier war die Konzentration nicht gesundheitsschädlich. Krankheitserregende Keime wie Salmonellen, die meist Durchfall verursachen, wurden überhaupt nicht gefunden.

 Der saarländische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost langt mit gutem Gewissen kräftig zu. Seine Mitarbeiter haben wie jedes Jahr die Qualität von Speiseeis und Sahne im Saarland überprüft. Es gab zwar einige Mängel, doch in keinem Fall bestand eine Gefahr für die Gesundheit. Foto: Daniel Bittner   

Der saarländische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost langt mit gutem Gewissen kräftig zu. Seine Mitarbeiter haben wie jedes Jahr die Qualität von Speiseeis und Sahne im Saarland überprüft. Es gab zwar einige Mängel, doch in keinem Fall bestand eine Gefahr für die Gesundheit. Foto: Daniel Bittner   

Foto: MUV, Daniel Bittner/Daniel Bittner

In 17 Fällen wurden Tricksereien der Eisverkäufer aufgedeckt. In vier Fruchteisproben war der Fruchtanteil zu niedrig, der bei mindestens 20 Prozent liegen muss, und in drei Milcheisproben steckte zu wenig Milchfett. Ein Stracciatella-Eis enthielt statt Schokolade eine Fettglasur, die nicht gekennzeichnet war, und in sieben Fällen wurden die Kunden nicht auf die eingesetzten Farb- und Konservierungsstoffe hingewiesen. In 14 von 60 überprüften Eiscafés waren die Angaben auf den Eiskarten zu Zusatzstoffen und Allergiehinweisen unvollständig oder fehlerhaft.

Die Sahne macht wie in den Jahren zuvor den Gesundheitsschützern größere Sorgen als das Eis. 51 der 73 untersuchten Schlagsahneproben, was 70 Prozent entspricht, wiesen „unbefriedigende Auffälligkeiten" auf, sagte Reinhold Jost. Auch hier wurden Enterobakterien nachgewiesen sowie Pseudomonaden, Erreger, die Lebensmittel schnell verderben lassen. Doch auch hier war in keinem Fall die Verunreinigung bereits gesundheitsgefährlich. Die Ursachen für keimbelastetes Eis sind seit Jahren die gleichen. „Das Problem der hohen Keimbelastung in Schlagsahne liegt häufig in der Wartung der Aufschlagautomaten sowie dem Hygieneverständnis des Benutzers“, sagte Paul Nerschbach vom Landesamt für Verbraucherschutz, der für die Entnahme der Proben zuständig ist. Zwar seien Sahneautomaten schwer zu reinigen, weil viele Schrauben und Windungen viel Feinarbeit erforderten, doch das sei kein Grund, nachlässig zu sein. 

Aufgrund der entdeckten Mängel wurden elf Betriebe von den Kontrolleuren belehrt, elf wurden verwarnt, sieben wurden verwarnt und mussten zusätzlich ein Verwarnungsgeld bezahlen, „das zwischen fünf und 55 Euro lag“, wie Paul Nerschbach berichtete. Gegen neun Betriebe wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen irreführender Kennzeichnung (7) oder Hygieneverstößen (2) eingeleitet.

Derzeit gibt es im Saarland 327 Betriebe, die Speiseeis anbieten. 133 der Eiscafés, -dielen und -buden stellen ihr Eis selbst her, 194 lassen sich beliefern. Zudem sind noch elf rollende Eisverkäufer unterwegs. Zwar wurden auf der Pressekonferenz nur die Ergebnisse der Tests von Mai bis Juli vorgestellt, „doch übers Jahr gesehen, werden alle Eishersteller mindestens einmal und die Eisanbieter ohne eigene Produktion teilweise überprüft“, sagte Paul Nerschbach.

Ehe Minister Jost dann allen Teilnehmern des Gesprächs frisch herbeigeschafftes Speiseeis in Pappbechern kredenzen ließ,  erklärte er: „Um Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin zu schützen, wird das Landesamt für Verbraucherschutz auch in Zukunft regelmäßig engmaschige Kontrollen durchführen, aber auch den Gastronomiebetrieben beratend zur Seite stehen.“

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