Ausstellungen im Künstlerhaus in Saarbrücken Eine spannende Schau zeitgenössischer Kunst

Saarbrücken · Das Saarländische Künstlerhaus zeigt Arbeiten von Anke Mila Menck, Torsten Bruch und Anke Eckardt.

 Anke Eckardt ist eine von drei Künstlern und Künstlerinnen, die aktuell noch bis 17. Juli im Saarbrücker Künstlerhaus ausstellen.

Anke Eckardt ist eine von drei Künstlern und Künstlerinnen, die aktuell noch bis 17. Juli im Saarbrücker Künstlerhaus ausstellen.

Foto: Anke Eckardt

„Ich mache, indem ich weglasse“, beschreibt Anke Mila Menck ihre künstlerische Arbeit. Wie richtig diese Beschreibung ist, sieht man in den beiden Galerieräumen des Saarländischen Künstlerhauses. So viel luftige Leere war selten. Das passt perfekt zu den Arbeiten der in Frankfurt lebenden Künstlerin. Besonders hervorzuheben sind die fünf Aquarelle aus der Serie „Wolkenhände“ aus dem Jahr 2019. Es sind zarte Gebilde, die aus wenigen Farben und ebenso wenigen Pinselstrichen bestehen. Das eröffnet Assoziationsräume, meist fühlt man sich an Landschaften erinnert, zweifellos aber entsteht das eigentliche Bild im Auge des Betrachters. In der Arbeit „Haus von“ (2021) liegen zwei nierenförmige Objekte aus Porzellan auf einer schwarzen Holzplatte. Auch hier lässt sich viel hineininterpretieren. Der Titel hilft kaum weiter. Ein Mensch – reduziert auf seine Organe?

Anke-Mila Menck ist im Saarland keine Unbekannte. Sie studierte freie Kunst bei Christina Kubisch an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken und war dort auch Meisterschülerin. Inzwischen lebt sie in Frankfurt am Main.

 Die Installation „steigen und sinken“ besteht aus gasgefüllten Silberballons, die frei im Raum schweben. Dicke Wollfäden hängen an ihnen herab und halten sie an Ort und Stelle. Im Laufe der Ausstellung verändert sich das Werk. Die Ballons werden dünner, das Gas entweicht und sie werden langsam herabsinken. So verändert sich die Materialanordnung ohne Zutun der Künstlerin.

 Im Studio darf sich Torsten Bruch austoben. Mit einer gehörigen Portion Humor begegnet sich Bruch in Installationen und Performances immer wieder selbst. Dabei spielt der Videoperformer und Bildhauer mit Selbsterkundung und -reflexion. Zugleich lässt er uns die Wirklichkeit neu erfahren. In „Ping Pong“ spielt Bruch an fünf im Kreis angeordneten Bildschirmen sich selbst in verschiedenen Kostümen einen Tischtennisball zu. Die Bildschirme stecken in Gehäusen, welche die Geschichte des Bewegtbildes erzählen, beginnend vom Kino, über Lichtreklame und Fernseher bis zu Computer und Smartphone. Die Kostüme des Protagonisten verweisen subtil auf das Alter des Mediums. Geschickt verknüpft Bruch skulpturale Formgebung mit dem Inhalt der filmischen Sequenzen.

 Die Fotoserie „Billy“ dokumentiert Performances, in denen Bruch sich in ein gleichnamiges Regalsystem von Ikea zwängt, das ihn wie ein Ganzkörperkostüm vollumfänglich einschließt. Ein ungewöhnlicher Rollenwechsel, der zum Selbsterfahrungstrip wird. So steht er in Wohnungen herum, aber auch in einer Filiale des schwedischen Möbelherstellers. Immer wieder kombiniert Bruch technische Verfahren mit skulpturalen Elementen zu künstlerischen Märchenwelten, etwa wenn er das Leben auf der ISS „nachspielt“ und scheinbar schwerelos durch die Verbindungstunnel gleitet oder wenn er in einem Folienkostüm die Unterwasserwelt von Quallen nachstellt.

 Im Studio Blau zeigt Anke Eckhardt eine neue Arbeit. Die in Köln lebende Künstlerin arbeitet mit multimedialen Installationen, mit denen sie die Möglichkeiten neuer Technologien hinterfragt. In der Arbeit „How black is the box“ beschäftigt sie sich mit künstlicher Intelligenz. Längst hat die große Bereiche unseres alltäglichen Lebens erobert und trimmt Prozesse auf Effizienz.

 Die Installation im Künstlerhaus besteht aus drei Teilen. Die Besichtigung des virtuellen Teils ist nur möglich, wenn man über ein Facebook- oder Instagram-Konto verfügt. Nach dem Scannen eines QR-Codes öffnet sich im Raum eine virtuelle Textskulptur, die sich skalieren und im Raum verschieben lässt. Es sei an dieser Stelle nicht verraten, was da zu lesen ist. Im Zentrum des physischen Raumes steht ein Tisch mit riesigen Kakteen, also Pflanzen, die auf Effizienz in unwirtlichen Umgebungen getrimmt sind. Eine weitere Komponente sind die Klänge, die aus den Lautsprechern kommen. Die automatisiert mittels künstlicher Intelligenz produzierten Musikfragmente beruhen auf Trainingsdaten von Fugen Johann Sebastian Bachs. Aus einem Lautsprecher dringen außerdem Mitschnitte von Interviews, die Erhardt mit Künstlern, Kuratoren und Komponisten über kollektive und künstlerische Prozesse führte. So kann man eine ganze Zeit im Keller verbringen und schauen, hören und gedankenversunken mit dem Handy durch den Raum schreiten. Dabei macht die Installation nachdenklich über den manchmal doch zu sorglosen eigenen Umgang mit der Technik. Man kommt ins Grübeln, ob Technik wirklich für alles eine Lösung bietet. Bach sähe den Klangteppich vermutlich eher kritisch.

Anke Mila Menck: „im Juni“; Torsten Bruch: „Nie allein“; Anke Eckardt: „How black is the box?“, bis 17. Juli; Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

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