Reportage Bei Lola drängt sich alles bis tief in die Nacht

Homburg/Saarbrücken · Der Club des Max-Ophüls-Festivals, das am Sonntag endet, ist ein beliebter Anziehungspunkt. Weit nach Mitternacht bilden sich noch Schlangen am Einlass.

 Alles so schön blau hier: Lolas Bistro im alten Kaufhaus an der Ecke Viktoriastraße/Kaiserstraße heißt die Filmfans mit interessanten Einblicken willkommen.

Alles so schön blau hier: Lolas Bistro im alten Kaufhaus an der Ecke Viktoriastraße/Kaiserstraße heißt die Filmfans mit interessanten Einblicken willkommen.

Foto: ffmop / Oliver Dietze/Oliver Dietze

Alle Wege führen nach Rom, sagt man. In Saarbrücken führen in der Festival-Woche alle Wege nur in eine Richtung: Lolas Bistro. Zumindest, wenn man gerade nicht im Kino sitzt. „Ich wüsste auch gar nicht, wo ich sonst sein sollte“, sagt Regisseur Albin Wildner. Er hat einen Film im Wettbewerb, sein erster mittellanger Film. „Der Wächter“, heißt er. „Das ist schön, alles auf einem Haufen hier zu haben“, sagt er.

Und das stimmt: Lolas Bistro ist Dreh- und Angelpunkt für alles, was über die Filmvorführungen hinausgeht. Tagsüber als Festival-Café Auffangstation für Filmschaffende und Cineasten, die sich im Filme-Marathon kurz erholen, erfrischen wollen. Am Abend Festival-Club, in dem sich Filmproduzenten und Filmkonsumenten treffen, sich austauschen, feiern. In diesem Jahr ist Lolas Bistro zurück ins ehemalige Kaufhaus Victoriastraße/Ecke Kaiserstraße gekehrt, wo es schon in den Jahren 2017 und 2018 beherbergt war. Durch die großen Schaufenster dringt gedämpftes, blaues Licht nach draußen. Drinnen: Menschen in ausgefallenen Outfits, Blazer, High Heels, Jogginghose, Turnschuhe. Ja, irgendwie ist Lolas Bistro auch ein bisschen Flaniermeile. Sehen und gesehen werden. Im positiven Sinne.

Es ist an einem Festivalabend, 23 Uhr. Aufbruchsstimmung herrscht keineswegs, es scheint gerade erst richtig los zu gehen. Von Jahr zu Jahr wird es voller, macht es den Eindruck. Aus dem hinteren Bereich dringt Musik, DJ Björn Del Togno legt auf, Gäste wippen immer wieder leicht zur Musik. An einem Stehtisch steht eine Gruppe von Freunden. Was sie hierher führt? „Kulturelle Inspiration sammeln“, sagt eine junge Frau  prompt. Ihre Freundin ergänzt: „Es gibt so viel Farbe hier, viele bekannte Saarbrücker Gesichter, aber auch viele aus der Filmbranche“. Die andere nickt, deutet hinter sich, „ich habe mir heute mit einer Freundin einen Film angesehen, Paradies hieß der. Dahinten sitzt die ganze Entourage des Films“, erzählt sie. Das sei schon etwas ganz Besonderes, so mit Filmschaffenden zusammenzukommen.

Lolas Bistro ist natürlich auch der perfekte Rahmen, um die Filme Revue passieren zu lassen, über sie zu diskutieren. Susina Lange, Leiterin der Kommunikation beim Ophüls Festival und Bettina Hirsch, Filmjournalistin aus Berlin, etwa, diskutieren noch über die Qualität des gerade angeschauten Spielfilms.

Hirsch steckt ihn klar in die „18.30 Uhr Sendezeit“, Lange plädiert dann aber doch schon eher für „20.15“. Experten unter sich. Über den Film „Fellwechselzeit“ von Regisseurin Sabrina Mertens wollen beide noch kein endgültiges Urteil abgeben, „ich glaub der muss ein bisschen nachwirken“, sagt Wolf fachmännisch.

Wer sich beim Nachwirken-Lassen nachhelfen lassen will, hat auch dazu in Lolas Bistro die Gelegenheit. Die Rolltreppe befördert einen in die erste Etage, direkt in den Talkbereich, in dem die Mitternachts-Talks des Saarländischen Rundfunks stattfinden.

Während Sabrina Mertens dort an diesem Abend offenbarte, dass „Fellwechselzeit“ eigentlich ein „klassischer Horrorfilm werden sollte“, sie nach und nach der „alltägliche, psychologische Horror“ allerdings mehr packte, geben Regisseure, Schauspieler und Produzenten auch persönliche Geschichten preis. Marco Gadge, Regisseur des Filmes „Julia muss sterben“, erzählt etwa von seiner kurzen Karriere als Sänger. Zum Film kam er, weil seine Freundin sagte „lass uns doch mal nen Film machen“, „es sind ja immer die Frauen“, lacht er.

Und wer dann irgendwann von Filmen und reinen Filmthemen genug hat, hat in diesem Jahr auch die Möglichkeit, sich in Lolas Bistro eine Ausstellung anzuschauen: Die saarländischen Fotografen Jens Gerlach und Mark Doerr präsentieren in ihrer Ausstellung „Glas“, die sich an den Wänden des Bistros entlangzieht, einen originellen Blick auf Filmschaffende des Filmfestivals des Max Ophüls Preis.

Okay, im weitesten Sinne hat das natürlich auch mit Film zu tun. Und ehrlich gesagt muss man es auch erst mal schaffen, sich bis an die Wände durchzudrängeln. Es ist weit nach ein Uhr in der Nacht. Am Einlass stehen noch immer Leute. Ein Ende ist nicht in Sicht. Aber Ophüls ist schließlich nur einmal im Jahr.

 Der Ophüls-Nachwuchs hält durch: Auch die Jugendjury verbringt die Tage im Kino und feiert bei Lola: Anna Burgardt, Sasha-Thea Rukover, Tom Kurzyca, Justus Almstedt und Francesco Sanfilippo (v.l.).

Der Ophüls-Nachwuchs hält durch: Auch die Jugendjury verbringt die Tage im Kino und feiert bei Lola: Anna Burgardt, Sasha-Thea Rukover, Tom Kurzyca, Justus Almstedt und Francesco Sanfilippo (v.l.).

Foto: ffmop / Oliver Dietze/Oliver Dietze
 Für eine lange Nacht in Lolas Bistro braucht man auch Musik. Der Mensch kann ja nicht nur über Filme diskutieren, ein bisschen Bewegung gehört auch dazu. DJ Björn Del Togno sorgt für den guten Ton.

Für eine lange Nacht in Lolas Bistro braucht man auch Musik. Der Mensch kann ja nicht nur über Filme diskutieren, ein bisschen Bewegung gehört auch dazu. DJ Björn Del Togno sorgt für den guten Ton.

Foto: ffmop / Oliver Dietze/Oliver Dietze

Infos zum Max-Ophüls-Preis und Aktuelles aus dem Festival-Programm im Internet unter ffmop.de

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