Sommermusik. Ralf Peter Schiller-Balladen Eine lebenslange Schwäche für Balladen

Saarbrücken · Ralf Peter ist mit seinen Projekten Stammgast bei der Saarbrücker Sommermusik. Am Samstag präsentiert er einen reizvollen Abend mit vertonten Schiller-Balladen. Auch eine Uraufführung von Daniel Orsorio ist dabei.

 Ralf Peter (l.) und Thomas Layes bei einer Probe im TiV. Die Illustration im Hintergrund zeigt den Ritter Toggenburg, der in Schillers Ballade ein Fräulein liebt, das ins Kloster ging. Also baute er sich nah beim Kloster eine Hütte, um wenigstens ab und zu einen Blick auf ihr Antlitz werfen zu können.

Ralf Peter (l.) und Thomas Layes bei einer Probe im TiV. Die Illustration im Hintergrund zeigt den Ritter Toggenburg, der in Schillers Ballade ein Fräulein liebt, das ins Kloster ging. Also baute er sich nah beim Kloster eine Hütte, um wenigstens ab und zu einen Blick auf ihr Antlitz werfen zu können.

Schillers „Lied von der Glocke“ steckt voller geflügelter Worte: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“, „der Wahn ist kurz, die Reue ist lang“, „da werden Weiber zu Hyänen“, um nur einige zu nennen. Wer kennt sie nicht!

Doch wer kennt schon die „Glocke“ in Gänze? Oder auch jenes rührende Melodram vom „Ritter Toggenburg“ und seiner bis in den Tod treuen, aber unerwiderten Liebe zu einer Dame?

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts erfreuten sich die Gedichte und Balladen des neben Goethe bedeutendsten Vertreters der Weimarer Klassik größer Beliebtheit, und zwar nicht nur in adeligen und bildungsbürgerlichen Kreisen, wo man sie gern auch zum Klavier vortrug, auch bei den einfachen Leuten.

Der Saarbrücker Tenor Ralf Peter hat jetzt einige Schiller-Perlen samt Kompositionen wieder ausgegraben und einstudiert. Unter dem Motto „Mächtig tönend“ präsentiert er in der Reihe Saarbrücker Sommermusik am Samstag, 4. August, um 20 Uhr im Theater im Viertel (TiV) „inszenierte Schiller Balladen mit seltenen Vertonungen von der Klassik bis zur Gegenwart“.

Mit dabei sind der Pianist Thomas Layes und der Komponist Daniel Osorio, der für das Programm eigens ein neues Musikstück für Stimme, Klavier und Elektronik schuf.

„Ich liebe Balladen schon immer, weil sie von allem etwas haben, sie erzählen eine Geschichte, sind dramatisch und vermitteln das in einer lyrischen, knappen Form“, erklärt Peter bei einem Probenbesuch, auf die Frage, was ihn an dieser Programm-Idee reizte.

Außerdem stieß er bei den Recherchen auf rare musikalische Schätze wie die erste Vertonung der „Glocke“ aus dem Jahre 1801 von Friedrich Franz Hurka, einem königlich preußischen Kammersänger, der nebenbei auch komponierte. „Von dieser Vertonung existiert nirgendwo eine Aufnahme“, wundert sich Peter.

Als Thomas Layes sich dann ans Klavier setzte und zum ersten Mal die Noten vom Blatt abspielte, waren beide „sofort fasziniert“. Denn Hurka begnügt sich nicht mit der dienenden Funktion als Begleitung, sie ist ganz schön eigenständig und hat selbst etwas zu erzählen.

Da die „Glocke“ samt ihrer Vertonung mit 35 Minuten jedoch ziemlich lang ist, wird sie an diesem Abend in vier „Portionen“ aufgeteilt und im Wechsel mit weiteren Werken zu Gehör kommen. Etwa mit Schillers „Ritter Toggenburg“, auch in diesem Fall hat die Vertonung etwas Besonderes. „Die musikalische Form nennt sich Melodram, das bedeutet, dass man zum Klavierspiel nicht singt, sondern rhythmisch rezitiert“, erklärt Peter.

Die beiden Balladen (op.10) von Johannes Brahms, die sich dazu gesellen, kommen wiederum gänzlich ohne Text aus. Bei dieser Musikgattung des 19. Jahrhunderts und ihrer Vorläuferin, der „Rhapsodie“, hier vertreten durch zwei Stücke Jan Václav Voríšek ,übernimmt das Klavier vollständig den Part des Erzählens.

Doch nicht allein in Wort und Klang, auch optisch wollen Ralf Peter und seine Mitstreiter dem Publikum etwas bieten. „Ich habe mir extra für den Abend einen teuren speziellen Theaterstoff gekauft“, erzählt er und zeigt auf den weißen Vorhang, der im TIV den Bühnenhintergrund bildet. Auf den wird Peter historische Illustrationen zu den Schiller-Balladen projizieren und, da der Stoff bei Beleuchtung transparent wird, auch dahinter agieren.

Besonders gespannt ist der Sänger, wie „Das verschleierte Bild zu Sais“ beim Publikum ankommen wird. Nicht nur wegen des „Überraschungsgasts“, der dabei seine kurze Aufwartung machen wird, auch wegen der Neuvertonung dieser Schiller-Ballade von Daniel Osorio, die am Samstag ihre Uraufführung erleben wird.

Osorio, der gerade bei den Bayreuther Festspielen weilt, bringe in diesem Auftragswerk Gesang, Rezitation, Klavierspiel und Elektronik, allesamt live dargeboten, mit vorgefertigten „Zuspielern“ zusammen und arbeite zusätzlich mit „Live-Verfremdungen“, erklärt Peter. Er selbst, das merkt man seinen leuchtenden Augen an, ist von dem Werk total begeistert.

Premiere von „Mächtig tönend“ ist am Samstag, 4. August, um 20 Uhr im Theater im Viertel. Der Eintritt zu den Veranstaltungen der Saarbrücker Sommermusik ist frei.

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