Neues vom Neuen Saarbrücker Kunstverein Eine Fernbeziehung der Kunst

Saarbrücken · Der Neue Saarbrücker Kunstverein ist immer noch aktiv und originell, aber mangels Geld öfter fern von Saarbrücken

 Einige der aktiven Mitglieder des Neuen Saarbrücker Kunstvereins beim Skypen auf einem Bildschirm versammelt. Weil längst nicht mehr alle in Saarbrücken sind, halten sie Kontakt übers Internet und treffen sich zu Kunst-Projekten auch außerhalb.

Einige der aktiven Mitglieder des Neuen Saarbrücker Kunstvereins beim Skypen auf einem Bildschirm versammelt. Weil längst nicht mehr alle in Saarbrücken sind, halten sie Kontakt übers Internet und treffen sich zu Kunst-Projekten auch außerhalb.

Foto: Neuer Saarbrücker Kunstverein

Was waren das für außergewöhnliche Kunstaktionen, mit denen der Neue Saarbrücker Kunstverein die hiesige Kunstszene in den letzten Jahren bereichert hat. So wurde das kleine Wärterhäuschen auf dem Parkplatz von Saartoto in Alt-Saarbrücken ab 2010 regelmäßig mit ungewöhnlichen Ausstellungen bespielt, später organisierte man in Leerständen die erstaunlichsten Kunstpräsentationen.

Aber es entstanden auch so ungewöhnliche Kunstevents wie „Kunst beim Fahren“, bei der während einer kurzen Autofahrt auf einem Parkplatz ein Kunstwerk erschaffen werden musste.

Im Vergleich dazu ist es in letzter Zeit ruhig geworden um den Verein. Und das hat gleich mehrere Gründe. „Zuerst liegt es daran, dass viele aktive Mitglieder des Vereins aus beruflichen Gründen Saarbrücken verlassen haben“, erklärt Hannah Mevis. Auch sie lebt mittlerweile in Gent.

„Da kam schon die Frage auf, macht es überhaupt noch Sinn, den Verein weiterzuführen?“, sagt dann auch Andreas Golczewski, Vorstandsmitglied des Vereins. „Aber wir haben entschieden, wir machen auf alle Fälle weiter. Wir glauben an den Verein, an die Konzepte, an das Programm. Und dann funktionieren wir als Gruppe wirklich gut“, bestätigt Myriam Kind, ebenfalls Aktive des Neuen Saarbrücker Kunstvereins. „Außerdem hat sich mit den neuen Aktiven auch der Schwerpunkt unserer Arbeit verändert“, ergänzt Andreas Golczewski.

Tatsächlich war man daher auch nicht untätig beim Neuen Saarbrücker Kunstverein. Aber statt Ausstellungen zu zeigen, organisiert man derzeit eher Projekte, Kunstevents und Performances. Das letzte in Saarbrücken sichtbare Kunstprojekt in, an und auf der Saar fand zwar schon im Jahr 2016 statt. Aber seither hat der Verein noch weitere Kunstaktionen auf die Beine gestellt – wenn auch nicht in Saarbrücken. „Da sowieso so viele von uns nicht mehr ständig in Saarbrücken sind und wir eine Art Fernbeziehung führen, veranstalten wir mittlerweile auch Events außerhalb“, erklärt Hannah Mevis.

So war der Verein im August 2017 auf der Raketenstation Hombroich zu Gast und hat sich dort nicht nur selbst an Kunstaktionen beteiligt, sondern auch weitere Künstler eingeladen, um zu kooperieren. Denn das ist dem Verein nach wie vor ganz wichtig. „Wir haben ja schon immer gesagt, dass wir Aktiven nie selbst ausstellen wollen, um keine Konkurrenzsituation zu erschaffen, sondern für die Events Künstler von außerhalb einladen“, erklärt Myriam Kind.

Ganz ähnlich, wie die Aktion in Hombroich wird dann auch das nächste große Projekt des Vereins sein. „Wir haben uns um eine Ausschreibung der Stadt Ulm beworben. Dort suchte man für das Projekt „Pop up Space: Wilhelmsburg“ Kunstschaffende, die temporär die Wilhelmsburg bespielen und beleben“, erzählt Hannah Mevis.

Das Konzept sei ganz ähnlich wie im letzten Jahr in Hombroich. Daher wird der Neue Saarbrücker Kunstverein in den Monaten August und September in die Burg einziehen, dort wohnen, und weitere Künstler einladen, um zusammenzuarbeiten und ihnen eine Plattform für deren Kunst zu bieten.

„Wir nennen das dann „Burgfestspiele“, sagt Hannah Mevis und lacht. Man merkt, dass sich die aktiven Mitglieder des Vereins auf diese Zeit sehr freuen. „Wir laden Künstlerinnen und Künstler dazu ein, die Lust darauf haben. Außerdem planen wir sogar für einen Tag einen Shuttle-Service von Saarbrücken aus“, ergänzt sie.

Während der Verein also an anderen Orten tätig ist, wird es in Saarbrücken eher ruhig bleiben. Auch das hat seinen Grund. In den letzten Monaten steckte man viel Zeit und Elan in das Projekt „Kunst und Diebstahl“. Dabei soll es um das Thema Kunstraub gehen, aber mit Performances und Publikumsbeteiligung, für das auch eine temporäre Artothek eingerichtet werden sollte. Gespräche mit der Leitung der Modernen Galerie liefen erfolgversprechend, aber es hapert bisher am Geld.

„Wir haben Fördermittel beantragt, aber bis jetzt keine erhalten“, sagt dann auch Hannah Mevis mit einem kleinen Seufzer. Daher liege das Projekt derzeit auf Eis. Dass die aktiven Mitglieder des Neuen Saarbrücker Kunstvereins sich nicht entmutigen lassen, beweisen sie aber auch hier. „Wir hoffen einfach weiterhin, dass wir noch Fördermittel oder Sponsoren für dieses Projekt finden“, stimmen sie überein. Das wäre wünschenswert. Damit der Verein auch seinen Heimatort Saarbrücken weiterhin mit Kunst bereichern kann.

http://neuersaarbrueckerkunstverein.de/programm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort