Didi Conrath: Ein toter Mann in der Rolle seines Lebens Ein toter Mann in der Rolle seines Lebens

Saarbrücken · Didi Conrath ist todkrank. Gerade deswegen steht er am Mittwoch und Donnerstag mit einem Mutmacher-Programm auf der Bühne.

 Didi Conrath spielt morgen und am Donnerstag im Leidinger.

Didi Conrath spielt morgen und am Donnerstag im Leidinger.

Foto: Pasquale D’Angiolillo/Pasquale D'Angiolillo

Der Tod verschwindet nicht, wenn man ihn verschweigt. Wenn Didi Conrath nach einem bewegten, teilweise wilden Leben etwas gelernt hat, dann das. Der Musiker, ehemalige Frontmann der Saarbrücker Band Captain Sperrmüll, Schauspieler und Filmemacher ist nämlich, wie er sagt „mittlerweile schon drei Mal gestorben“. Das erste Mal vor vier Jahren: Da erhielt er die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. „In der Regel ist das ein Todesurteil“, wusste Didi Conrath. Drei bis sechs Monate habe er noch, dachte er.

Zehn Tage zuvor hatte er seine große Liebe kennengelernt. „Ich war total verliebt, schwebte auf Wolke sieben“, erinnert er sich. Dann die Diagnose, die Konfrontation mit dem nahen Tod. „Das hat mich kalt erwischt“, sagt Didi Conrath. „Seitdem mache ich nur noch Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten.“

Dazu gehört die Musik. Bereits Ende 2016 ist Didi Conrath mit Liedern von Leben und Tod auf Tournee gegangenen. „Geiles Leben“ nannte er das Programm und die CD. Da hatte er sich gerade nach einer schweren Operation und einer abgebrochenen Chemotherapie erholt. „Ich habe mich sehr intensiv mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, dass es in absehbarer Zeit zu Ende geht“, sagte Didi Conrath damals. Und durch diese Auseinandersetzung habe er die Angst vor dem Ende verloren.

Das zweite Mal sei er zwei Jahre nach der ersten Diagnose gestorben, sagt Didi Conrath. Der Arzt sagte ihm, er habe noch drei Monate. Wieder hat er alle Angelegenheiten geregelt. Doch er ist nicht gestorben. Die Metastasen wurden „mehr und mehr, aber wider Erwarten sehr langsam“, sagt er.

Das dritte Sterben, beschreibt Didi Conrath als „das permanente Sterben“. „Jeden Tag damit konfrontiert zu sein, dass irgendwann demnächst Schluss ist.“ Didi Conrath nimmt die Diagnose an, aber nicht die Prognosen. Er merkt, wie er sagt, schnell, dass er selbst zu einem großen Teil bestimmt was passiert. Er lernt, offen mit all dem umzugehen. Und er möchte anderen Menschen Mut machen, das auch so zu tun. Deshalb nennt er sein Bühnenstück „Toter Mann“ auch ein „Mutmacherprogramm“ und sieht sich darin selbst „in der Rolle seines Lebens“. Sein Programm betreffe jeden „mehr oder weniger“, findet er. „Vorsichtig oder ungestüm, ängstlich oder frech: Jeder soll sich darin wiederfinden können“, sagt er. Und er verrät vorab so viel: „Am Ende steht nicht Resignation, sondern offene Auseinandersetzung und die Kraft die ich aus der Beziehung zu meiner Frau schöpfe.“

„Viele Freunde sind dann gekommen und haben sich verabschiedet“, sagt er. „Hat mich sehr gefreut! Doch dann stirbt der nicht, der Sack - müssen viele gedacht haben. Letztens ist einem alten Kumpel, den ich das letzte Mal bei seinem Abschiedsbesuch bei mir getroffen hatte, folgender Satz zur Begrüßung rausgerutscht: ,Ich dachte, du wärst schon lange tot.’ Wie geht man damit jetzt um?“, fragt Didi Conrath. Seine Antwort: „Mit liebevollem Humor.“

Sein Mutmachprogramm spielt Didi Conrath am Mittwoch, 9. Mai, und am Donnerstag, 10 Mai, jeweils um 19.30 Uhr im Domicil Leidinger, Mainzer Straße 10, in Saarbrücken. Karten unter Telefon (0681) 93 27 0.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort