Kunst aus Nantes Ein skurriler Kriminalfall als Installation

Saarbrücken · Die 27-jährige Nanteser Künstlerin Eva Gerson hat ein erfundenes Verbrechen zum Gegenstand einer Ausstellung gemacht — Tatort ist eine Mischung aus Saarbrücken und Nantes.

 Eva Gerson bei der Arbeit. Die Ausstellung der 27-Jährigen aus Nantes ist bis zum 12. November im Kulturzentrum am Eurobahnhof in Saarbrücken zu sehen.

Eva Gerson bei der Arbeit. Die Ausstellung der 27-Jährigen aus Nantes ist bis zum 12. November im Kulturzentrum am Eurobahnhof in Saarbrücken zu sehen.

Foto: Silva Buss/Silvia Buss

In der Galerie des Kulturzentrums am Eurobahnhof (KuBa) steht Eva Gerson auf einer Leiter und schreibt in Deutsch und Französisch auf die Wände. Draußen scheint hell die Sonne, doch die Künstlerin hat den Raum abgedunkelt und eine blau-lila scheinende Lampe angemacht. Der Clou ist nämlich: Den Text, den sie schreibt, kann man nur mit fluoreszierender Beleuchtung sehen. „Collection noire – eine visuelle und akustische Installation“ heißt ihre Ausstellung, die am heutigen Donnerstag um 19 Uhr eröffnet.

Die Arbeiten, die die 27-Jährige hier zeigt, sind die Frucht einer siebenwöchigen Künstlerresidenz im KuBa. Gerson stammt aus Nantes. Mit ihr will das KuBa die über 25-jährige Städtepartnerschaft von Nantes und Saarbrücken nun auch durch einen regelmäßigen Künstleraustausch neu beleben.

Gerson, die nicht nur in Nantes geboren wurde und dort und in Angers studierte, ist dafür eine geradezu ideale Kandidatin, gehört es doch zu ihrer Arbeitsweise, die Stadt, in der sie sich gerade aufhält, intensiv zu erkunden.

„Ich schreibe Texte, Geschichten, in denen ich fantastische Landschaften kreiere, die ich dann mit Lebewesen bevölkere und verwandle“, erklärt sie, worum es ihr geht. Wer beim Titel ihrer Ausstellung, der „schwarzen Sammlung“, an Krimis denkt, liegt gar nicht so falsch. Denn für das Saarbrücker Projekt hat sich Gerson, wie sie erklärt, den Krimi als Textsorte gewählt.

In der Rolle eines fiktiven Ermittlers namens Blair Jablonski streifte sie durch die City, zunächst die von Nantes, dann die von Saarbrücken, und machte sich Notizen und fotografierte. In ihrer Installation wird sie mit diesen Aufzeichnungen den Kriminalfall eines Serienmörders zugleich lösen und konstruieren.

Das Gastatelier, in dem sie arbeitete und wohnte, glich in den vergangenen Wochen einem Tatort-Ermittlerbüro. An den Wänden hingen grafisch gestaltete „Fallanalysen“, vermeintliche Tatortfotos, auf denen man den Schornstein des Saarbrücker Heizkraftwerks in Aufnahmen eines Nanteser Kraftwerks entdecken konnte.

Intensiv befasste sich die Künstlerin auch mit wissenschaftlichen Methoden – um sie in Zeichnungen künstlerisch zu verfremden. Wenn Gerson die Saarbrücker Rostwurst-Buden ausgiebig testete, so hatte auch dies mit ihrer Installation zu tun. Wie „Beweisstücke“ hat sie Wurstreste aller Arten in Gießharz konserviert. Doch nicht, ohne sie zuvor mit einem eigens kreierten Brandzeichen zu versehen.

Für Gerson war die Künstlerresidenz ihre erste Begegnung mit Saarbrücken. „Auch in Deutschland war ich bisher nur einmal, vor zehn Jahren in Berlin“, erzählt sie. Von der Saar-Hauptstadt zeigt sie sich sehr angetan. Mit Pariser Freunden, die sie besuchten, erkundete sie auch die Kneipen rund um den St. Johanner Markt. Noch bis 25. Oktober wird sie im KuBa bleiben. Die Ausstellung sogar noch länger. Bis zum 12. November ist sie in der KuBa-Galerie zu sehen. 2018, so der Plan, wird ein saarländischer Künstler dann nach Nantes reisen. Das KuBa möchte, dass dieser vom Kultusministerium und der Stadt geförderte Austausch sich langfristig etabliert.

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