Dieser Chor rockt Ein Rammstein-Liedchen auf den Lippen

Regionalverband · Im Heartchor Saar geht es nicht um Amsel, Drossel, Fink und Star: Heavy Metal kennt keine Altersgrenze.

 Adeline Müller-Falkenberg (links) und Sylvia Schuhe vom Heartchor stimmen auch gern mal zusammen einen Ärzte-Song an der Saarbrücker Schlossmauer an – oder „Geile Zeit“ von Juli, das mögen sie auch.

Adeline Müller-Falkenberg (links) und Sylvia Schuhe vom Heartchor stimmen auch gern mal zusammen einen Ärzte-Song an der Saarbrücker Schlossmauer an – oder „Geile Zeit“ von Juli, das mögen sie auch.

Foto: BeckerBredel

Vertreter verschiedener Generationen engagieren sich im gleichen Verein. Bilden sie Grüppchen oder geben sie sich Impulse? Wir führten Gespräche mit alten und jungen Menschen und fragten nach.

Im Heartchor Saar, der sich als Senioren-Rock-Chor versteht, liegen immerhin 30 Jahre zwischen den jüngsten und ältesten Mitgliedern. Erst mit 60 kann man aufgenommen werden. Gründungsmitglied Adeline Müller-Falkenberg ist mit 90 noch aktiv dabei. Wir trafen sie zusammen mit Neumitglied Sylvia Schuhe (60).

Müller-Falkenberg kommt mit Stock zum Termin, zeigt im Gespräch aber Power und Elan, der bewundernswert ist. Die Rentnerin, die gerade erst in ein Altersheim gezogen ist, begann als Gründungsmitglied vor zehn Jahren, hatte vorher nie im Chor gesungen: „Mir hat gefallen, dass dort nicht ‚Alle Vögel sind schon da’ gesungen wird, sondern ein flockiges Repertoire, bei dem junges Publikum mitsingt. Wir singen Lieder von Unheilig, den Toten Hosen, den Ärzten, Rammstein oder AC/DC. Wir singen uns den Frust von der Seele und haben riesigen Spaß“, sagt sie. Beim Publikum kommt das an, die 55 Mitglieder des Chors haben regelmäßig gut besuchte Auftritte.

Im Chor zählt man mit 60 also zu den Jungen. Sylvia Schuhe ist neu dabei, hatte Gesangserfahrung und wurde schnell aufgenommen: „Ich war schwer krank, der Chor gibt mir die Lebensfreude zurück“, sagt sie und nimmt sich an ihrer ältesten Chorschwester ein Beispiel. „Ich bin motiviert, auch noch 30 Jahre hier mitzumachen“, sagt sie und betont, dass sie sich anstecken lasse von der Disziplin Müller-Falkenbergs, die selbst im brütender Sommerhitze auf die Bühne gehe und sich der Kritik von Chorleiter Rouven Wildegger-Bitz stelle.

„Er war kritisch, als er kam, er verlangt viel von uns und sagt das auch. Aber wir haben uns aufeinander eingelassen und haben ein Niveau erreicht, das wir eindeutig unserem Chorleiter verdanken“, sagt Müller-Falkenberg über das Sichaneinanderreiben von Chor und Dirigent. Ohne Anstrengung komme man nicht weiter. Sylvia Schuhe nickt. In diesem Jahr feiert der Heartchor sein zehnjähriges Bestehen. Die Mitglieder verbindet dabei der Wille zur Lebensfreude.  Und dann singen sie den Rammstein-Rocksong: „Ich will . . .“ oder von Juli über die „Geile Zeit“.

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