Der Bühnenzauberer: Bühnenbildner Christof Cremer Ein „Mitbringsel“, das überall gefragt ist

Saarbrücken · Der Bühnen- und Kostümbildner Christof Cremer kam mit dem neuen Intendanten Bodo Busse ans Theater hier und begeisterte bei „My fair Lady“. Jetzt stattet er „Così fan tutte“ aus.

 Der Kostüm- und Bühnenbildner Christof Cremer ist an vielen Theatern gefragt.

Der Kostüm- und Bühnenbildner Christof Cremer ist an vielen Theatern gefragt.

Foto: Monika Saulich/SST/Monika Saulich

Wenn am 11. Mai die Oper „Così fan tutte“ am Saarländischen Staatstheater Premiere feiert, wird auch ein Künstler im Mittelpunkt stehen, der auf der Bühne nur zum Schlussapplaus zu sehen ist: der Kostüm- und Bühnenbildner Christof Cremer. Man kann ihn nur als wahren Künstler seines Fachs bezeichnen. Jeder, der das Musical My fair Lady am SST gesehen hat, wird das bestätigen. So berauschende Kostüme sieht man selten. Cremer hat die Lady ungemein bilderstark ausgestattet.

„Ich wusste schon mit drei Jahren, dass ich Modeschöpfer werden wollte“, erzählt der vielseitige und umtriebige Kostüm- und Bühnenbildner dann auch. „Und mit vierzehn Jahren war mir klar, dass ich ans Theater will“.

Christof Cremer wuchs in einer Großfamilie in der Nähe von Aachen an der holländischen Grenze auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Herrenschneiderlehre in Mannheim am Nationaltheater, da war der Wunsch, in Paris Modedesign zu studieren, schon aufgegeben. Stattdessen ging es anschließend nach Wien an die Hochschule für Angewandte Kunst. „Dort habe ich im Jahr 1997 mein Studium in der Mindeststudiendauer und mit Auszeichnung beendet“, erzählt er. Danach machte Cremer rasant Karriere, wurde noch als Student Kostümassistent am Burgtheater Wien, arbeitete in Bayreuth und in München, danach kreierte er Kostüme für die Wiener Staatsoper.

Neben Bühne und Kostümen für Theaterproduktionen eroberte seine überbordende Kreativität aber auch weitere Bereiche. So entwirft er heute auch Priestergewänder und sakrale Kunstgegenstände, widmet sich der Raumgestaltung und Ausstellungsarchitektur und ist der künstlerische Leiter zweier großer Bälle in Wien, dort, wo er seinen Wohnsitz hat und wo er mittlerweile gemeinsam mit einem Team arbeitet.

Christof Cremer ist nicht nur viel beschäftigt, sondern auch viel unterwegs. „Letzte Woche hatte ich eine Premiere in Hagen, vorletzte Woche in Köln und nächste Woche habe ich dann wieder eine Bauprobe in Wien“, berichtet er, während er zur Konzeptionsprobe und zu Kostümanproben einen Zwischenstopp in Saarbrücken einlegt. „Zu uns kam er im Gefolge des neuen Intendanten Bodo Busse, mit dem er befreundet ist und bereits in Wiesbaden und Coburg zusammengearbeitet hat.“ „Ich bin ein Mitbringsel von ihm“, sagt er und lacht.

Dann zeigt er seine Entwürfe für die Oper „Così fan tutte“ und erklärt augenzwinkernd: „Ich liebe eigentlich die Reduktion, die Abstraktion und die Askese in meinen Entwürfen, aber irgendwie schaut immer der Barock um die Ecke“. Die klare Eleganz der Kostüme von „My fair Lady“ wird bei „Cosi fan tutte“ ersetzt von einer „poetischen Eleganz“, denn die Kostümentwürfe orientieren sich an der Konzeption der Regisseurin Jean Renshaw, mit der Cremer schon oft, gerne und immer erfolgreich zusammengearbeitet hat.

Das Bühnenbild wird himmlisch werden, im wahrsten Sinne des Wortes. In der Mitte der Bühne steht eine große, weiße Tafel, und es gelingt Christof Cremer, dass die Ausstattung gleichzeitig historisch opulent und reduziert, modern ist. Auch auf die Kostüme der Oper darf das Saarbrücker Publikum gespannt sein. Denn Christof Cremer transportiert die historischen Kostüme in das Hier und Heute, indem er die Uniformen beispielsweise aus Jeansstoff schneidern lässt.

„Così fan tutte ist ja eine allgemeingültige Geschichte mit einer historischen Aura, die aber auch heute denkbar wäre“, erläutert er und betont, dass er seine Figuren nicht verkleiden will. „Sie sollen echt und glaubhaft sein“.

In der Damen- und Herrenschneiderei des Theaters herrscht, wenn Christof Cremer vor Ort ist, Hochbetrieb. Dann wird erörtert, kontrolliert und nachgeschaut, ob die Rüsche zu steif, der Stoff nicht doch zu glänzend für ein Brautkleid ist. Während Christof Cremer die Änderungen begutachtet, ist er voller Lob für die Mitarbeiter. „Die Schneiderinnen leisten Großes, ich empfinde da sehr großen Respekt und Dankbarkeit. Denn eine Theaterschneiderei arbeitet wie die Haute Couture in Paris, aber mit viel weniger Zeit und noch viel weniger Mitteln“.

 Auch die Kleider für My fair Lady hat Cremer entworfen. Hier Herdis Anna Jónasdóttir als Eliza.

Auch die Kleider für My fair Lady hat Cremer entworfen. Hier Herdis Anna Jónasdóttir als Eliza.

Foto: Kaufhold/SST/Martin Kaufhold

„Oper Così fan tutte“ hat am Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, Premiere im Großen Haus. Karten: (06 81) 3092-486.
www.staatstheater.saarland
www.christof-cremer.com

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