Stadtrats-Entscheidung Ein Fonds für Kultur und Kreativwirtschaft

Saarbrücken · Der Saarbrücker Stadtrat brachte ein Hilfspaket für die Kultur auf den Weg. Die Verteilung soll teils über eine neu zu schaffende Jury laufen.

  Dass Künstlerinnen und Künstler wie auf unserem Archivfoto Bettina Koch, Miguel Bejarano Bolivar, Samuel Meystre, Dieter Hofmann und Eva Lajko sich ausprobieren, Neues kreieren können, dafür braucht es Kulturförderung.

Dass Künstlerinnen und Künstler wie auf unserem Archivfoto Bettina Koch, Miguel Bejarano Bolivar, Samuel Meystre, Dieter Hofmann und Eva Lajko sich ausprobieren, Neues kreieren können, dafür braucht es Kulturförderung.

Foto: Iris Maurer

Die Kulturtreibenden und die Kreativwirtschaft Saarbrückens sind durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in höchstem Maße gefährdet. Ob es nach dem Abebben der Krise in der Landeshauptstadt noch eine nennenswerte freie Theater-/Tanz-/Kunstszene geben wird, ob es Bühnen, Clubs und Konzertanbieter geben wird, hängt in starkem Maße davon ab, ob und wie der Staat, wie die Gesellschaft Hilfe leistet.

Das sah am Dienstagabend auch der Saarbrücker Stadtrat so und verabschiedete einstimmig ein Unterstützungskonzept, das Oberbürgermeister Uwe Conradt und Kulturdezernent Thomas Brück vorgelegt hatten.

Aber dabei ging es nicht nur um kurzfristige Hilfen. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass es die bisherige städtische Förderpraxis zumindest auf den Prüfstand stellt. In den letzten Jahren hatte das Kulturamt Vorschläge für den Kulturausschuss erarbeitet, welche kulturellen Projekt wie hoch bezuschusst werden sollten. Der Ausschuss segnete das im Allgemeinen ohne große Diskussion ab.

Gefördert wurde ausschließlich künstlerische Darbietung, und zwar ausdrücklich mit innovativem Anspruch. Kultur mit eher unterhaltendem und damit publikumswirksamem Charakter wurde nicht gefördert, da man davon ausging, dass diese sich selbst tragen kann. Auch Veranstalter gingen leer aus.

Das ist nun zumindest in der Krise anders. Der OB legte dem Stadtrat ein so genanntes Zwei-Säulen-Modell vor, in dem die bisherigen Mittel für die Freie Szene in Höhe von 103 000 Euro weiterhin enthalten sind. Zusätzlich wird aber ein Fonds von 125 000 Euro eingerichtet, aus dem Zuschüsse an Clubs, Konzertveranstalter und Kulturbetriebe gezahlt werden können. Dieses zusätzliche Geld kommt aus den Töpfen etwa für Altstadtfest, Saar-Spektakel, Perspectives und von anderen abgesagten Veranstaltungen.

Über dieses Geld soll eine dreiköpfige Jury entscheiden. Der Kulturausschuss wird am 18. Juni bestimmen, wer dieser unabhängigen Förderjury angehören soll. Sie soll sich aus Fachexperten der jeweiligen Förderbereiche zusammensetzen.

Für die freie Szene bedeutet diese Stadtratsentscheidung: Ihre Zuschüsse für Produktionen bleiben, wie sie waren. Sie müssen allerdings bis 10. Juni ein „auf die derzeitige Pandemielage angepasstes Konzept“ vorlegen. Also überlegen, wie ihr geplantes Projekt auch in Corona-Zeiten realisiert werden könnte. Die meisten Ensembles haben das ohnehin längst getan. Maximal 7500 Euro Förderung pro Projekt sind möglich.

Aber auch andere freie Kulturwirtschafter sollen gerettet werden. Für sie ist die zweite Säule des Modells gedacht, denn auch sie leisten einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt. Vor allem Veranstalter, Clubs und Konzertorte können Zuschüsse bis maximal 10 000 Euro erhalten.

„Die Kulturszene, die Kreativwirtschaft und die Veranstalter benötigen die Solidarität der Stadtgesellschaft und der Landeshauptstadt“, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat. „Deshalb muss Saarbrücken auf Basis der rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten diese Bereiche unterstützen und eine aktive Rolle einnehmen.“

  Ohne Orte wie die Saarbrücker Garage (unser Foto zeigt ein Konzert der Band „The Amity Affliction“) oder auch die Baker Street im Hirsch, den Sektor Heimat, das Studio 30 oder das Kunstwerk Malzeit würde viel Kultur fehlen.

Ohne Orte wie die Saarbrücker Garage (unser Foto zeigt ein Konzert der Band „The Amity Affliction“) oder auch die Baker Street im Hirsch, den Sektor Heimat, das Studio 30 oder das Kunstwerk Malzeit würde viel Kultur fehlen.

Foto: Tobias Ebelshäuser

Vorausgegangen war dem Ganzen eine Fragebogen-Aktion, mit der OB Conradt ein Stimmungsbild der Kulturszene abfragen ließ. Die Rückläufe zeigten, dass quasi sämtliche Kulturschaffenden und Kulturveranstalter in existenzieller Not sind.

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